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Neue Pläne für den Bahnhof Strehlen

Seit Jahren verfällt das Gebäude in der Oskarstraße. Nun wollen die Verkehrsbetriebe den alten Backsteinbau wiederbeleben.

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© virtual-architects.net

Von Nora Domschke

Einen direkten Zugang vom alten Bahnhofsgebäude zu den Gleisen wird es am Haltepunkt Strehlen wohl nicht mehr geben. Trotzdem soll in den Backsteinbau in der Oskarstraße 14 wieder Leben einziehen. Nachdem das Kulturdenkmal jahrelang leer stand und verfiel, gibt es nun Pläne für eine künftige Nutzung.

Der Haltepunkt war nach 1903 ein beliebtes Postkartenmotiv.Repro:
Der Haltepunkt war nach 1903 ein beliebtes Postkartenmotiv.Repro: © Sammlung Holger Naumann

So wollen die Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) in den oberen Etagen Pausenräume für Bus- und Straßenbahnfahrer einrichten. Für sie hat die DVB zurzeit eine Wohnung in der Kreischaer Straße am Wasaplatz angemietet. „Außerdem soll unser Disponent, der die Einsatzpläne erstellt, im Bahnhofsgebäude ein Büro beziehen“, erklärt DVB-Sprecherin Anja Ehrhardt. Dadurch sind kurzfristige Absprachen zwischen Fahrern und Disponent möglich.

Mittlerweile hat sich das Unternehmen mit dem Eigentümer des Backsteinbaus geeinigt, welche Räume dafür geeignet und welche Umbauten erforderlich wären. Nun muss noch der DVB-Aufsichstrat in seiner Sitzung Anfang Juli über das Nutzungskonzept entscheiden. Neben Pausenräumen und Büros im Altbau ist im Hinterhof ein Neubau geplant. Dort ist Platz für ein sogenanntes Gleichrichterunterwerk, das die neue Straßenbahnlinie mit Strom versorgen soll. Noch in diesem Jahr könnten die ersten Bauarbeiten für die neue Trasse, die Strehlen künftig mit Löbtau verbinden soll, beginnen. Mit dem Stadtbahnprojekt wollen die Verkehrsbetriebe die vor allem von Studenten genutzte Buslinie 61 entlasten.

Wann erste Sanierungsarbeiten an dem historischen Backsteinbau starten, kann Anja Ehrhardt derzeit noch nicht konkret sagen. Offen ist auch, was der Um- und Ausbau kostet. Nach vielen Jahrzehnten Leerstand ist das Haus mit Wartehalle und Gastwirtschaft heute verfallen, die Fenster sind zum Teil mit Holzplatten verrammelt, die Klinkerwände verschwinden hinter großflächigen Graffiti-Schriftzügen.

Nur wenig erinnert an den prachtvollen Bau, der 1903 fertiggestellt und eröffnet worden war. Allerdings nicht als Bahnhof. „Eine Bahnanlage wird erst so bezeichnet, wenn mindestens eine Weiche vorhanden ist“, erklärt Hobbyhistoriker Karl Schreiber. Weil das in Strehlen nicht der Fall ist, wird er nur schlicht Haltepunkt genannt. Schreiber kennt sich aus, denn der studierte Bauingenieur arbeitete jahrzehntelang bei der Reichsbahn. 1988 erforschte er für die Ausstellung „700 Jahre Strehlen“ die Geschichte des Stadtteils. Und recherchierte dabei in Archiven auch über den Haltepunkt Strehlen.

Dabei fand er heraus, dass die Bahnstrecke zwischen dem Böhmischen Bahnhof, dem heutigen Hauptbahnhof, und Pirna am 1. August 1848 eröffnet wurde. 50 Jahre später wurden die Gleise auf einem Damm höher gelegt. Kurz darauf begannen die Bauarbeiten am Strehlener Haltepunkt. Hier sollten keine Güterzüge halten. Vielmehr ging es darum, in Dresden eine zusätzliche Station für Reisende zu schaffen. Damit die Güterzüge den Haltepunkt parallel zu den Personenzügen passieren konnten, wurde die Strecke anschließend viergleisig ausgebaut.

Viel Geld investierte die Königlich-Sächsische Staatseisenbahn auch in die Gestaltung des Bahnhofsgebäudes. Karl Schreiber stieß auf eine Bausumme von 56 656 Mark. Neorenaissance-Formen, grün-weiße Fliesen aus einer Niedersedlitzer Mosaikplattenfabrik, Kiosk und Restaurant – die Reisegäste sollten sich in Strehlen wohlfühlen. Dabei wurden für den Haltepunkt zuvor auch Standorte an der Franz-Liszt-Straße und am Basteiplatz in Erwägung gezogen. Allerdings sind die Grundstücke dort wohl zu teuer gewesen.

Nun können sich vielleicht auch bald die Fahrgäste von DVB und Deutscher Bahn im einstigen Empfangsgebäude wohlfühlen. Die Wartehalle im Erdgeschoss bietet schließlich reichlich Platz für Läden und öffentliche Toiletten.