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Neue Pläne für alten Gasthof

Das Haus ist seit Jahren ein Schandfleck. Die ersten Ideen zur Neubebauung fanden keine Mehrheit. Nun haben die Besitzer ein neues Projekt präsentiert.

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© Visualisierung: at2-architektur-TRAGWERK

Von Sven Görner

Reichenberg. Dass die Tage des Gasthofs Reichenberg gezählt sind, steht schon lange fest. Doch nun scheint es tatsächlich ernst zu werden. Denn nachdem der Reichenberger Ortschaftsrat bereits im Oktober dem jetzt vorgelegtem Projekt der neuen Besitzer zugestimmt hat, gab es am Donnerstagabend auch grünes Licht vom Technischen Ausschuss. Damit geht der Bauantrag nun an das Landratsamt Meißen. Gibt es von dort keine Einwände, könnte der Bau im nächsten Frühjahr starten. Und damit fast zwei Jahre später, als ursprünglich geplant.

Schon lange kein schöner Anblick mehr: Der Gasthof Reichenberg hat eine über 400-jährige Geschichte. Im nächsten Jahr soll diese nun zu Ende sein.
Schon lange kein schöner Anblick mehr: Der Gasthof Reichenberg hat eine über 400-jährige Geschichte. Im nächsten Jahr soll diese nun zu Ende sein. © SZ-Archiv
So wird der Reichenberger Ortskern künftig aus der Luft aussehen: Oben links die beiden neuen Gebäude. Daneben in Richtung Dippelsdorf die Pkw-Stellplätze.
So wird der Reichenberger Ortskern künftig aus der Luft aussehen: Oben links die beiden neuen Gebäude. Daneben in Richtung Dippelsdorf die Pkw-Stellplätze. © Visualisierung: at2-architektur-TRAGWERK

Einst war der Gasthof eine florierende Schankwirtschaft. Doch seit der Wende stirbt das einstmals prächtige Anwesen einen langsamen Tod. Ein Versuch, ihn wiederzubeleben, scheiterte. Und so reifte bei der Gemeinde Moritzburg als Eigentümer schließlich die Erkenntnis, das nur der Abriss bleibt, um Platz für Neues zu machen. Das Gasthofgebäude – immerhin das drittälteste des Ortsteils – samt Konsum-Anbau und 3 500 Quadratmeter großem Grundstück wurden daraufhin verkauft. Für 133 000 Euro. An zwei Männer, mit denen man in Moritzburg schon gute Erfahrungen gemacht hat.

Schließlich war es das Käufer-Duo Helge Harzdorf und Hendrik Fuchs, die dem von der Denkmalpflege schon aufgegebenen Kurhaus Friedewald in letzter Sekunde zu neuem Glanz verholfen hatten. Entsprechend groß waren die Erwartungen, dass die neuen Eigentümer auch für die Reichenberger Gegebenheiten Gespür beweisen würden. Sowohl was den Ersatz des Gasthofgebäudes betrifft als auch zusätzlicher Bauten, die dem Projekt die notwendige Wirtschaftlichkeit für die Bauherren verschaffen sollen.

Und tatsächlich stellten die beiden neuen Besitzer ihr Projekt Ende 2014 zunächst den Reichenbergern vor. Die waren, wie später auch die Mitglieder des Technischen Ausschusses, nicht generell dagegen. Allerdings hatten sowohl der Ortschaftsrat als auch der Ausschuss ein grundsätzliches Problem: Die beiden zusätzlich geplanten kleineren Gebäude befanden sich zum erheblichen Teil außerhalb der Bebauungsgrenze. Da das in dem im Mai 2015 eingereichten Bauantrag nicht geändert wurde, stimmte der Technische Ausschuss zwar dem Ersatzneubau für das Gasthofgebäude zu, nicht aber den beiden anderen Bauten. Die Bauherren zogen ihren Antrag daraufhin zurück.

Das nun vorgelegte Projekt hat mit dem ersten nichts mehr zu tun, was nicht zuletzt daran liegt, dass mit dem Radebeuler Frank Mehnert nun auch ein anderer Architekt dafür verantwortlich ist. Einzig die Anzahl der Wohnungen ist mit 14 gleich geblieben. Statt aus drei Gebäuden soll das neue Ensemble nur noch aus zwei bestehen, die an einer Ecke zusammenstoßen. „Zum Dorfplatz hin wird das neue Haus genau dort stehen, wo jetzt der Gasthof ist“, sagt der Architekt. „Allerdings wird es von der Grundfläche deutlich kleiner.“ Das zweite Gebäude wird fünf Meter von der Grenze zum Nachbargrundstück entfernt sein. „Und wir halten uns exakt an die vorgegebene Baulinie zum Außenbereich“, ergänzt Frank Mehnert.

Gebaut wird barrierefrei, in jedem Haus gibt es zudem einen Aufzug. Die Drei- und Vierraumwohnungen sollen 80 bis 110 Quadratmeter groß sein. Das jeweils als Penthouse geplante Obergeschoss sogar 130. Insgesamt werden 25 Pkw-Stellplätze ausgewiesen. Kann der Bau im Frühjahr starten, ziehen Ende nächsten Jahres vielleicht schon die ersten Mieter ein.