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Neue Perspektiven für das Herbergsschiff

Da die Hafencity-Pläne auf Eis liegen, darf das Schiffshotel auf unbestimmte Zeit bleiben. Dort soll jetzt alles anders werden.

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Von Sarah Grundmann

Ruhig liegt das Beherbergungsschiff D. Pöppelmann im Neustädter Hafen vor Anker. Man sieht der alten Dame an, dass sie schon in die Jahre gekommen ist – der einst weiße Anstrich ist mittlerweile gräulich. Doch das soll sich bald ändern: In den nächsten Tagen wird in der Uferstraße zum Farbeimer gegriffen, dann erstrahlt der ehemalige Ausflugsdampfer wieder in Weiß, ein Braunton kommt neu dazu.

Mit dem neuen Anstrich kommt dann auch ein anderer Name: Der Schriftzug „Schiffshotel Pöppelmann“ soll bald die Flanke der alten Dame zieren. „Beherbergungsschiff ist einfach viel zu lang, wer soll das denn fehlerfrei schreiben oder aussprechen?“, fragt die Leiterin Anne Simon und lacht. „Und das Wort Hotel verstehen wenigstens auch unsere internationalen Gäste.“ Denn nicht nur deutsche Urlauber nächtigen in dem etwas anderen Hotel, die Urlauber reisen aus der ganzen Welt an. Der frische Anstrich und der neue Name sollen aber erst der Anfang sein – bald weht dort ein ganz anderer Wind. Dabei war die Sorge um den ehemaligen Ausflugsdampfer in den vergangenen Jahren groß.

1988 ist dieser im Neustädter Hafen zur Ruhe gekommen, bis vor zwei Jahren wurde er unter dem Namen „Koje“ für Dresden-Touristen genutzt. Seit Sommer 2012 war der Kahn dann herrenlos, die Stadt suchte zunächst vergebens nach neuen Interessenten. Im Oktober vergangenen Jahres wurde aber schließlich Svetlana Sapsaj auf die alte Dame aufmerksam. Die gebürtige Russin kaufte den Dampfer und hauchte ihm neues Leben ein – für die Eigentümerin ein Sprung ins Ungewisse.

Denn, ob das etwas andere Hotel im Neustädter Hafen weiter ankern darf, war lange unklar. Die geplante Hafencity mit rund 350 Wohnungen drohte Sapsaj einen Strich durch die Rechnung zu machen. Denn wenn es nach dem Investor „Unser schönes Dresden“ (USD) geht, soll der Hafen Anlegeplatz für Jachten und Sportboote werden. Doch weil das Areal im Überflutungsgebiet liegt, geht es mit den Plänen seit Monaten nicht voran, und das Schiff darf bleiben. „Es ist richtig, dass sich USD und Schiffseigentümer an einen Tisch gesetzt haben. Bis auf Weiteres dulden wir das Herbergsschiff auf unbestimmte Zeit“, sagt der USD-Sprecher Ulf Mehner.

Für die Eigentümerin ist das Grund genug für einige Veränderungen. Dafür holte sie sich im August dieses Jahres die neue Leiterin Anne Simon ins Boot. Die gelernte Restaurantfachfrau freut sich auf die Herausforderung, das Schiff mit einem neuen, verjüngten Team weiter in erfolgreiche Fahrwasser zu bringen. Seitdem wurden der Frühstücksraum umgestaltet, das Buchungssystem verändert und die Rezeptionszeiten verlängert. Auch das Restaurant in der zweiten Etage erstrahlt in neuem Glanz, dort werden Speisen aus der schiffseigenen Kombüse serviert. „Wir haben den Fußbodenbelag und die Möbel erneuert, jetzt eignet es sich sehr gut für Feiern“, so die Leiterin. Außerdem gibt es auf dem Dampfer jetzt eine Suite – sie ist die einzige Kajüte mit eigenem Badezimmer, alle anderen müssen sich die Toiletten und Duschen auf dem Gang teilen.

„Für den etwas anderen Urlaub müssen unsere Gäste halt bereit sein, auf etwas Komfort zu verzichten“, sagt Simon. Genau da sieht die 31-Jährige auch den Fehler der ehemaligen Leitung. „Der alte Leiter hat versucht, wohlhabende Urlauber auf das Schiff zu locken. Aber das passt nicht zum Standard.“ Trotzdem soll bald noch eine zweite Suite für die etwas anspruchsvolleren Gäste dazukommen. Damit ist der Umbau längst nicht abgeschlossen. „Die zwei Terrassen, die noch offen sind, sollen überdacht werden“, so die Leiterin. „Dann müssen unsere Gäste keine Angst mehr vor verregneten Feiern haben.“ Auch die Kajüten sollen renoviert werden, allerdings nach und nach. „Wir wollen uns jedes Jahr um fünf Zimmer kümmern“, sagt Simon. Schließlich ist noch nicht sicher, ob der Pöppelmann-Dampfer dauerhaft im Neustädter Hafen bleibt. Kommt die Hafencity, muss er weichen.