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Neue Mehrzweckhalle für Ullersdorf

Die alte Tiegel-Halle neben der Schule ist keine Option, sagen Gutachter. Ist der Streit damit vom Tisch?

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© Willem Darrelmann

Von Jens Fritzsche

Es bleibt dabei: Ullersdorf wird für rund 3,7 Millionen Euro eine neue Mehrzweckhalle zwischen Gasthof und Grundschule bekommen. Der alte Gasthof-Saal wird dafür Platz machen – und das Ganze ist zudem die Chance, dass der Ortsteil endlich auch ein echtes Ortszentrum bekommt. Denn in einem zweiten Schritt wird im Rahmen des Projekts auch das leer stehende Gasthof-Gebäude saniert. Hier sollen dann Ortsamt, Bibliothek und Vereinsräume einziehen. Das ist das Ergebnis der wahrscheinlich längsten Ortschaftsratssitzung in Ullersdorf aller Zeiten. Fast zweieinhalb Stunden lang war ausschließlich über dieses Thema debattiert worden. Am Ende entschied sich der Ortschaftsrat mit übergroßer Mehrheit für das bereits schon einmal im Herbst beschlossene und auch vom Stadtrat mitgetragene Projekt.

Dass die Ullersdorfer überhaupt noch einmal über das Thema streiten, sorgt außerhalb des Ortsteils durchaus hier und da für Unverständnis. Denn immerhin war die Mehrzweckhalle samt darin integrierter zusätzlicher Klassenräume für die Ullersdorfer Grundschule eine Forderung aus dem Ortsteil gewesen, die seit über sieben Jahren durchaus kämpferisch gegenüber der Stadtverwaltung in Radeberg postuliert worden war. Sogar mit juristischem Streit vor Gericht. Denn als der Stadtrat vor fast vier Jahren beschlossen hatte, die Ullersdorfer Grundschule im Sommer 2015 zu schließen und nach Großerkmannsdorf zu verlagern, hatte Ullersdorf mit Verweis auf den Eingemeindungsvertrag geklagt. Denn im Vertrag ist der dauerhafte Bestand der Grundschule festgeschrieben. Gleich in zwei Instanzen hatte der Ortsteil gegen die Stadt Radeberg gewonnen – und OB Gerhard Lemm (SPD), der einer der härtesten Kritiker der Ullersdorfer Klage gewesen war, hatte daraufhin erklärt, man werde sich diesem Urteil fügen und nun besagte Halle samt Klassenräumen bauen.

Aus verschiedenen Vorschlägen war dann das Projekt Abriss Saal, Neubau einer Halle mit anschließender Sanierung des Gasthofgebäudes favorisiert und im Herbst vergangenen Jahres dann auch im Stadtrat beschlossen worden. Zuvor war das Projekt lang und breit – und wie erwähnt seit Jahren – auch immer wieder öffentlich im Ortschaftsrat Ullersdorf diskutiert worden. Ohne Widerspruch. Und auch ohne, dass Einwohner massiv Kritik zum Abriss des Saals geäußert hätten. Der ist längst nicht mehr für Schulsport zugelassen und müsste dafür dringend saniert werden…

Doch als nun sozusagen alles durch war, betraten vor allem mit dem CDU-Ortschaftsrat Uwe Meyer und dem einstigen Ullersdorfer Ortschef Achim Mißbach zwei Protagonisten die „Bühne“, weil sie sich mit dem Saal-Abriss nicht abfinden wollen. Stattdessen sind sie der Meinung, man könne die seit einiger Zeit nicht mehr genutzte und gleich neben der Grundschule stehende alte Halle der Heiztechnikfirma Tiegel nutzen. Das sei auch noch billiger, erklärten sie. Zudem hatte Uwe Meyer für den Dorfclub ein Konzept vorgelegt, wie der alte Saal von Ullersdorfer Vereinen übernommen, saniert und erhalten werden könnte. Ein Konzept, das den Namen nicht verdient, hatte sich Ullersdorfs Ortsvorsteher Frank-Peter Wieth (CDU) empört – weil es weder Einnahmen noch Ausgaben ernsthaft auf den Tisch lege. Dass die Betreibung des Saals kein wirklich billiges Projekt werden dürfte, zeigt dabei allein die Zahl von gut 15 000 Euro Heizkosten, die hier laut Verwaltung anfallen. Ortsvorsteher Wieth ärgerte sich aber vor allem darüber, „dass hier jahrelang niemand den Mund aufmacht und dann um die Ecke kommt, wenn die Neubaupläne beschlossen sind“.

Dennoch hatten sich Stadt und Ortschaftsrat darauf geeinigt, noch einmal von unabhängigen Büros prüfen zu lassen, ob die Tiegel-Halle tatsächlich nutzbar wäre und vor allem, welche Kosten entstehen würden. Wobei allein der Kauf der Halle gut eine halbe Million Euro gekostet hätte.

Und die Gutachten zeigten nun, dass es letztlich insgesamt nicht wirklich preiswerter wäre, die Tiegel-Halle zu nutzen. „Hinzu kommt, dass klar das Ziel stand, dass wir in Ullersdorf keine Ruine mitten im Ort haben wollen“, macht Ortsvorsteher Wieth noch einmal deutlich. Eine Gefahr, die nicht wegzudiskutieren sei, wie es in der Debatte hieß. Denn ob die Ullersdorfer Vereine tatsächlich in der Lage wären, den alten Gasthofsaal nicht nur wirtschaftlich zu nutzen, sondern ihn auch zu sanieren und letztlich auch mit den Jahren notwendige Erhaltungsmaßnahmen zu stemmen, ist offen. Zudem wäre das Gasthofgebäude dann noch immer ohne Nutzung. Aber dass eben gerade auch der alte Gasthof Teil des Neubau-Projekts ist, das wiederum macht gerade den Charme dieses Projektes aus, war die Mehrheit im Ortschaftsrat überzeugt. Denn das Ullersdorf mit einem sanierten und von Ortsamt und Bibliothek genutzten Gasthof ein Ortszentrum bekäme, ist dabei im Übrigen ja ebenfalls ein Wunsch, den die Ullersdorfer bekanntlich seit Jahren immer wieder lautstark in Richtung Radeberger Rathaus gerufen hatten. Denn in den vergangenen Jahren haben sich mit Liegau und Großerkmannsdorf bereits zwei der drei Radeberger Ortsteile mithilfe von Fördermitteln solche Ortszentren geschaffen. Für Ullersdorf passte bisher keines der aktuellen Förderprogramme des Freistaats – nun aber gibt es durch den Bau der neuen Halle die Chance, auch ohne solche Projekte an ein Ortszentrum zu kommen.

Ob mit der Ortschaftsratsentscheidung der Ärger in Ullersdorf nun beigelegt ist, muss allerdings abgewartet werden.