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Neue Kunst im Weinberg

Bei den Drei Herren steigt am Wochenende das Hoffest. Und ein Professor führt die Besucher auf seinem liebsten Pfad.

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© Peter Redlich

Von Peter Redlich

Radebeul. Es ist schon anders, das Weingut Drei Herren. Zwar sind inzwischen zwei der drei Mitgründer – Ex-Weinkönigin Antje Wiedemann und Kellermeister Claus Höhne – nicht mehr von der Partie. Aber dafür lebt der Besitzer des Weingutes, der Kunstprofessor Rainer Beck seine Vorlieben umso mehr aus.

Seine fast neue Kreation ist der Kunstpfad im Weinberg, welchen der ehemalige Dozent an der Dresdner Hochschule für Bildende Künste Stück für Stück mit Skulpturen erweitert. Das Schöne daran, er macht es nicht allein zur eigenen Erbauung, sondern lädt die Besucher des Weingutes zum, wenn auch steilen, Spaziergang, auf den Pfad ein, um ihnen bei einem Glas Wein jede Menge Geschichten zu den Skulpturen zu erzählen.

Beste Gelegenheit dazu bietet sich wieder beim diesjährigen Hoffest der Drei Herren. Rechtzeitig zum Hoffest sind auf dem Kunstwanderweg in der Steillage des Hermannsberges fünf neue Plastiken zu besichtigen. Zum ersten von Horst Antes (geb. 1936) die „Drei Herren vorwärtsschreitend“, eine Figurengruppe von 1987 aus Corten-Stahl, die sich rechts unterhalb der Steinernen Schnecke als Silhouette gegen den Himmel abhebt. Seit den frühen 60er-Jahren ist Horst Antes, Mitbegründer der „Neuen Figuration“, einer der international meistbeachteten Künstler Deutschlands.

Mitten am Berg, im Gewölbe innerhalb einer der Trockenmauern, hat Werner Knaupps Stahlplastik „Figur“, 7/1985, ihre letzte Ruhestätte gefunden, sagt Rainer Beck. In einen umgedrehten, zu einem sargartigen Gebilde uminterpretierten Fahrradständer, hat Knaupp (geb. 1936) eine aus einer Gasflasche in Schwarzschmiedetechnik geformte Körperhülle gezwängt und damit im zeitgenössischen Kontext ein Szenario zu den letzten Dingen geformt. Der überregional bekannte Künstler hatte bis zu seinem Ruhestand im Jahr 2001 einen Lehrstuhl an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg inne, war 1977 documenta-Teilnehmer und ist national und international in vielen Sammlungen bedeutender Museen vertreten.

Links unter der „Steinernen Schnecke“ begegnet man jetzt, still in die Weinbergslandschaft integriert, der „Sinnenden“, 1960 (eines von zwei Exemplaren), von Waldemar Otto (geb. 1929). Otto ist einer der profiliertesten Vertreter der figürlichen Plastik in Deutschland. Von 1973 bis 1994 lehrte er als Bildhauer an der Hochschule für Künste Bremen. Er lebt und arbeitet in Worpswede, nahe Bremen.

Zu all der bemerkenswerten Kunst soll freilich beim Hoffest auch der Wein genossen werden. Die Bewirtung bewerkstelligt Schmidt’s Restaurant. An beiden Tagen gibt es Livemusik. Am Sonnabend präsentieren „Die Bagles“ Klezmer, Tango und Folklore, am Sonntag gastiert die Leipziger Band „King Kreole“ mit vorzüglichem Rock ’n’ Roll, der an Elvis, Chuck Berry, und Bill Haley erinnert. Das Besondere: Jean Le Blanc singt und spielt Schlagzeug im Stehen. Auf die Kinder wartet der Radebeuler Kinderzirkus „Sanro“ und für die Sonnenhungrigen eine Sonnenterrasse.

11. Hoffest bei den Drei Herren an der Weinbergstraße 34, geöffnet ist Sonnabend, 8. Juli, 15-23 Uhr und Sonntag, 9. Juli, 13-22 Uhr; Eintritt frei