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Neue Ideen für Hornsches Grab

Die Ruhestätte des viel gelobten Meißner Sammlers verfällt. Die Hornsche Stiftung zögert, etwas zu unternehmen. Könnte eine Ehrenbürgerschaft helfen?

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© numiscontrol

Von Marcus Herrmann

Meißen. Die Meißner Persönlichkeit Otto Horn (4. Dezember 1880 bis 7. Mai 1945) ist Namensgeber für die bereits seit Oktober 1951 existierende Otto-und-Emma-Horn-Stiftung in Meißen. Die Gebeine des für seine umfangreichen Münz-, Fotografie-, Uhren-, Gemälde - und Siegelsammlungen berühmten Mannes sind auf dem Stadtfriedhof an der Nossener Straße begraben. Sie befinden sich in einem großen Familiengrab. Auf dem gut erhaltenen Grabstein steht allerdings lediglich der Name von Horns Vater Ernst Otto (1845 bis 1890) samt Geburts- und Sterbedatum.

„In diesem Grab liegen auch seine Frau und sein Sohn Otto“, sagt Tom Lauerwald, Verwalter der Otto-und-Emma-Horn-Stiftung. Er räumt ein, dass der Gesamtzustand des Familiengrabes zu wünschen übrig lässt. Es sei aber laut Stiftungszweck und Nachlass des Sammlers Horn nicht unbedingt Aufgabe der Stiftung, sich um die Grabpflege zu kümmern. Das sorgt bei einigen Meißnern für Verwunderung. „Mich wundert es schon, dass scheinbar niemand wissen will, dass das Grab von Ernst Otto Horn seit vielen Jahren total verwahrlost“, sagt der Münzensammler und Autor Reiner Graff. Die Grabplatte sei schon seit einer Ewigkeit vom Stein gefallen und lehne lose an der Friedhofsmauer. „In den Sommermonaten ist sie kaum sichtbar, weil alles von Unkraut überwuchert wird. Nicht einmal die ortsansässige Stiftung scheint das zu kümmern“, so Graff.

Dabei profitiere diese doch sehr von den hinterlassenen Schätzen ihres Namensgebers. Hinter vorgehaltener Hand werde von der wohl größten Universalsammlung von Deutschland gesprochen. Inzwischen wurde ein großer Teil der Münzsammlung versteigert, viele Tausend Euro flossen auch in die Stiftung. Im Februar 2016 fand bereits die vierte Auktion mit Münzen aus der ehemaligen Münzsammlung Horn statt. Insgesamt kamen bei den vier Auktionen circa 45 000 Münzen unter den Hammer. „Nun muss es doch möglich sein abseits der Lobeshymnen auf den bereits 1945 durch Freitod verstorbenen Mäzen und Patrioten seiner Heimatstadt, auch dessen Grab in Ordnung zu bringen“, fordert Graff.

Dafür zeigt Stiftungsverwalter Tom Lauerwald durchaus Verständnis. „Aber wir müssen auch sehen, dass Otto Horn bewusst verfügt hat, keine Grabplatte mit seinem Namen zu wollen. Er lehnte auch jede sonstige öffentliche Ehrung ab“, sagt er. Trotzdem räumt Lauerwald ein, dass eine Grabverschönerung des berühmten Sohnes der Stadt nicht ausgeschlossen ist. Zumal die Hornsche Stiftung Gräberpatenschaften sonst durchaus annimmt. Gerade jetzt wird das Grab des 1951 gestorbenen Porzellanmalers Rudolph Hentschel mithilfe der Stiftung verschönert. „Dann sollte es bei dem Namensgeber der Stiftung doch erst recht gehen“, sagt Reiner Graff. Schließlich spreche gerade die Stiftung immer wieder vom moralischen Gebot gegenüber Otto Horn. Könnte man das Grab nicht auch als Ehrengrab führen?

„Bisher ist eine Ehrenbürgerschaft für Otto Horn in Zusammenarbeit mit der Verwaltung nicht gelungen, auch wenn das schon mehrfach diskutiert worden ist“, so Lauerwald. Über eine nachträgliche Ehrung der Familie Horn ließe sich vielleicht doch noch eine Grabpatenschaft verwirklichen. Tom Lauerwald sähe es gerne, wenn sich ein Pool aus mehreren Institutionen unter Mitwirkung der Hornschen Stiftung der Grabpflege annehmen würde. Als Beispiel nennt er etwa den Meißner Kulturverein oder die Bürgerstiftung der Stadt. „Grundsätzlich ist eine Regelung längst überfällig, wie die Stadt mit verdienten Persönlichkeiten und deren Andenken umgehen will“, sagt der Archivar.

Für Reiner Graff steht derweil fest, dass Otto Horn – der „große Mann der Numismatik und Freund der Münzen“– von seinen Sammlerkollegen nicht vergessen werden darf. Sollte sich niemand um die Pflege seines Grabes kümmern, müssten sich eben Sammler wie er zusammentun und selbst in Aktion treten. „Ich schlage eine Spendenaktion zum Erhalt und Pflege der Grabstätte von Ernst Otto Horn vor“, sagt er. Dazu werde er nun zunächst die Zusammenarbeit mit dem Bestattungswesen Meißen suchen.