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Neue Ideen für die Jugendherberge

Die Gruppe „KuKuNa“ am Valtenberg will das leerstehende Haus in Neukirch retten. Wie, das wollen sie am Wochenende zeigen.

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© Steffen Unger

Ingolf Reinsch

Neukirch. Neukircher wollen nicht länger zusehen, wie die leerstehende Jugendherberge in ihrem Ort verfällt. Aus diesem Grund haben sich rund zehn Leute im Alter zwischen 25 und 60 Jahren zu einer Interessengemeinschaft zusammengeschlossen. Deren Name „KuKuNa am Valtenberg“ steht für Kunst, Kultur und Natur an Neukirchs Hausberg. Aktivitäten wie der zweite „Sonnentanz“ an diesem Sonnabend sollen helfen, das Areal zu beleben. Für die Gruppenmitglieder ein Schritt zu einem ganz großen: Sie wollen das als „Valtenberghaus“ errichtete Gebäude retten.

Wie das gehen kann, darüber denkt Ronny Schulz schon seit mehreren Jahren nach. Er ist in Neukirch aufgewachsen, lebt jetzt in Bautzen, ist aber „Neukircher im Herzen“ geblieben, wie er sagt. Er engagiert sich ehrenamtlich im Jugendhaus, schwärmt von früheren Veranstaltungen im Ort, wie „Rock am Teich“ und macht als DJ D.O.G. selbst Musik. Der Gedanke, was für die Kultur in Neukirch zu tun, stand mit Pate, als er vor zwei Jahren ein Konzept schrieb, wie das Valtenberghaus erhalten, genutzt und finanziert werden kann. Er suchte und fand Verbündete, gründete die Interessengemeinschaft und wirbt jetzt für die Gründung eines eingetragenen Vereins. Dann könne man auch Fördergelder beantragen, um das Haus zu sichern, sagt er.

Kleikunstbühne geplant

Eigentümer von Haus und Grundstück ist die Bundesgruppe der Naturfreunde Deutschlands. Sie stimmte zu, dass die Gruppenmitglieder das Außengelände nutzen und gestalten können. Schon in den vergangenen Wochen wurde auf dem Gelände aufgeräumt. Der Wildwuchs von mehreren Jahren wurde beseitigt, das Gras gemäht, die Lagerfeuerstelle erneuert. Ronny Schulz zeigt auf einen verlandeten Teich, den man entschlammen möchte. Ein paar Meter daneben soll ein Garten der Generationen angelegt werden, in dem auf traditionelle Art Kartoffeln und Gemüse angebaut werden.

Familienfest am Sonnabend

Start 15 Uhr mit einem Kinder- und Familienprogramm, unter anderem große Hüpfburg und Infostand der Jugendfeuerwehr Neukirch

Gegen 16 Uhr Percussion-Workshop – Eltern können zusammen mit ihren Kindern musizieren

17 bis 21 Uhr Open Stage – jeder, der es möchte, darf sich auf der Bühne produzieren

ab 21 Uhr DJ´s @ NIGHT - Elektronischer Sonnentanz mit Vankee, Jason Amador.Snyder Art und D.O.G

Ort: Neukirch, Karl-Berger-Straße, ehemalige Jugendherberge hinter dem Touristenparkplatz

Eintritt ist frei, Spenden erbeten

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Fürs nächste Jahr ist der Bau einer Kleinkunstbühne geplant. „Dort könnten zum Beispiel Nachwuchsbands auftreten“, sagt Kathrin Schaarschmidt. Außerdem bietet die große Wiese am Haus viele Möglichkeiten. Märkte für selbst Geerntetes, Staudentauschbörsen, Musik-Events, vielleicht auch ein Weihnachtsmarkt im Märchenwald könnte man dort veranstalten, heißt es. Modellsportfreunde bekundeten bereits Interesse, die Wiese mit zu nutzen. Veranstaltungen wie die am Sonnabend, zu der es keinen Eintritt gibt, wo aber die Besucher um Spenden gebeten werden und alle DJs auf ihre Gage verzichten, sollen helfen, diese Vorhaben zu realisieren.

Offen bleibt dagegen, wie es mit der Jugendherberge selbst weiter geht. „Die Naturfreunde äußern sich bisher leider nicht, wie sie sich die Zukunft des Hauses vorstellen, ob sie das Haus verkaufen, vielleicht auch verpachten wollen“, bedauert Ronny Schulz. Doch er kennt den Zustand des Gebäudes, weiß um das Dach, durch das es mittlerweile hindurchregnet. Er gibt dem Gebäude noch zwei Jahre. Bis dahin muss es gesichert sein, sagt er.

Verbündeter aus dem Nachbarort

Mit dem Wilthener Tillmann Schwenke, stellvertretender Vorsitzender der Naturfreunde Deutschlands, haben die Neukircher einen Verbündeten aus dem Nachbarort. Er dränge in Berlin auf eine Entscheidung, er könne aber den Bundesvorstand nicht überspringen, sagt Tillmann Schwenke. Ein Verkauf wäre aus seiner Sicht eine Option. In diesem Fall sollten die Leistungen der Interessengemeinschaft beim Kaufpreis mit angerechnet werden.

Angesichts des Schwebezustandes hält sich Ronny Schulz bedeckt hinsichtlich seines Konzeptes fürs Haus, das sowohl ein Verein als auch ein privater Investor umsetzen könnten. Der 41-Jährige befürchtet, andere könnten es realisieren und die eigentlichen Ideengeber leer ausgehen. In jedem Fall soll es eine öffentliche Nutzung geben, die dem Anspruch von Kunst, Kultur und Natur gerecht wird, eventuell auch mit Gastronomie, lässt er durchblicken. Die millionenschwere Investition wolle man stemmen, indem Teile des Gebäudes nacheinander saniert werden.

Ronny Schulz, Kathrin Schaarschmidt und andere Initiativmitglieder kennen die Jugendherberge noch von ihrer Jugendzeit. „Ich war oft oben, habe Leute besucht, die hier übernachtet haben“, sagt Ronny Schulz. Den Verfall zu sehen, tut ihm und den anderen in der Gruppe weh. „Doch man kann etwas tun“, sagt Kathrin Schaarschmidt, und sie hofft, auch andere dafür begeistern zu können. Dieses Credo hat die Gruppe auch auf ihre Facebookseite geschrieben: „Nur was man anpackt, bekommt man in den Griff.“

www.facebook.com/groups/VALTENBERGHAUS