Merken

Neue Hotspots in Coswig

Die Initiative Freifunk Meißen kämpft in Coswig für offene Netze und verschenkt W-LAN-Router an Interessierte.

Teilen
Folgen
© Grafik/SZ

Von Stephan Hönigschmid

Coswig. Wenn alle Menschen in Coswig ihre privaten Wlan-Netze öffnen würden, wäre beinahe überall kostenfrei mobiles Internet verfügbar. Allerdings tun dies nur die wenigsten. Und das mit gutem Grund.

Bisher existiert nämlich in Deutschland die sogenannte Störerhaftung. Diese besagt, dass Anbieter von drahtlosem Internet für die Rechtsverstöße ihrer Nutzer verantwortlich gemacht werden können. Bieten etwa die Nutzer illegal Filme oder Musik an, ist das auch für den Besitzer des Internetanschlusses heikel. Trotz dieser Probleme gibt es unter dem Namen Freifunk Meißen – so der Name bei der Suche nach dem Netz – eine Coswiger Initiative, die sich für frei verfügbares Internet in der Stadt einsetzt und bereits an vielen Stellen sogenannte Hotspots eingerichtet hat.

Doch wie ist das angesichts der Rechtslage überhaupt möglich? „Wir leiten den Traffic über Server in Rumänien um, sodass alles rechtskonform ist. Viele Hotelanbieter machen es ähnlich“, sagt Michael Bauschke von der Piratenpartei, der sich im Landkreis Meißen für freie Netze einsetzt. Weil in Deutschland auch bei freiwilligem Engagement alles seine Ordnung haben muss, läuft der Service formal über den Verein Freie Netzwerke e.V.

Genutzt werden kann er in Coswig unter anderem in der Hauptstraße unweit des Wettinplatzes, Am Bürgerpark, in der Brückenstraße und auf dem Elberadweg im Bereich des Kilometers 73. Wer selbst gern zum Ausbau dieses Netzes beitragen möchte, ist herzlich eingeladen. Er braucht sich nur bei der Initiative zu melden.

50 Router zu verschenken

„Wir haben etwa 50 Router rumstehen, die wir gern an Privatleute und Gewerbetreibende verschenken“, sagt Bauschke, der die flächendeckende Versorgung mit Wlan in den nächsten Jahren stetig vorantreiben möchte. „Wir machen das jetzt in der Region Meißen seit anderthalb Jahren und in Dresden seit drei Jahren.

Obwohl wir Freude daran haben, wäre es noch besser, wenn die jeweiligen Städte das Projekt unterstützen würden“, denkt der 30-jährige Elektroingenieur. In Dresden habe man bereits einen Antrag gestellt. Coswig und Meißen würden bald folgen, so Bauschke.

Gleichzeitig sollen auch die Strukturen der Freifunk-Bewegung professionalisiert werden. „Während es sich in Coswig noch um eine Initiative handelt, gibt es in Meißen schon einen Verein.“ Ziel sei es, einen Verein für den gesamten Landkreis zu gründen. „Das ist besser, weil die Städte und Gemeinden einen festen Ansprechpartner benötigen“, sagt Bauschke. Darüber hinaus ergeben sich auf diese Weise Finanzierungsmöglichkeiten. „In Chemnitz, wo es auch einen Verein gibt, trägt sich das Projekt, indem die Gewerbetreibenden für die Einrichtung eines Internet-Hotspots Geld bezahlen“, so Bauschke. Im Elbland ist dies noch nicht der Fall. Hier berappen die 40 Aktivisten aus Dresden und der Meißener Region etwa 150 Euro pro Jahr aus der eigenen Tasche, um die Vernetzung im jeweiligen Ort zu verbessern.

„Der große Wurf ist der Gesetzentwurf nicht“

Obwohl auch die Bundesregierung mit ihrer kürzlich auf den Weg gebrachten Reform des Telemediengesetzes dieses Ziel verfolgt, hält Bauschke nicht viel davon. „Der große Wurf ist der Gesetzentwurf nicht, weil er die Netzöffnung nur für persönlich bekannte Menschen gestattet. Auf diese Weise könnte das Gesetz die Freifunkbewegung, die die Netze anonym für die Allgemeinheit öffnen will, sogar bedrohen.“ Es wirke ausdrücklich einer umfassenden Nutzung entgegen.

„Sinnvoller wäre es doch, wenn man es wie in Frankreich regeln würde. Man gibt die W-LAN-Netze frei und jeder haftet nur für sich selbst“, sagt Bauschke und fügt an: „Über die Mac-Adresse oder bestimmte Login-Möglichkeiten ist die Identifikation doch heutzutage kein Problem mehr.“

Am Ende könnte die Bundesregierung mit dem Gesetz statt einer Zunahme der Zahl der W-LAN-Hotspots genau das Gegenteil erreichen. Für Initiativen wie den Freifunk Coswig spielt das aber ohnehin kaum eine Rolle. Ihr Modell funktioniert auch unter den neuen gesetzlichen Bedingungen.

Weitere Informationen gibt es unter coblog.wordpress.com. Der Kontakt zur Freifunkinitiative ist über www.freifunk-dresden.de möglich.