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Neue Hoffnung für altes Kurhaus

Das prominente Gebäude in Kurort Hartha wird verkauft – für neue Wohnungen.

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© SZ/Stock

Von Verena Schulenburg

Still ruht das Kurhaus – noch. Das alte Gebäudeensemble am Kurplatz im Tharandter Ortsteil Kurort Hartha soll den Besitzer wechseln. Die Stadträte waren sich auf ihrer Sitzung am Donnerstagabend einig, dass das Grundstück an die Firma Office Morgenstern Investments verkauft wird. Eine Firma, mit der die Rathausspitze bisher keine Erfahrungen gemacht hat und von der in der Region lediglich ein größeres Bauprojekt in Meißen bekannt ist. Die Pläne der Firma in Kurort Hartha aber lassen die Tharandter hoffen.

Insgesamt elf Interessenten hatte es für das bebaute Grundstück in der Ortsmitte gegeben. Drei potenzielle Käufer kamen in die engere Wahl. Die beiden anderen Interessenten neben Morgenstern kamen aus Tharandt und Freital. Überzeugt hatte aber nur die Firma Morgenstern. Aus gutem Grund: Während alle anderen Kaufinteressenten das alte Gebäudeensemble nur teilweise erhalten wollten und auch der alte Saal abgerissen und Platz für Reihenhäuser und andere Eigenheime schaffen sollte, will das Unternehmen das Objekt komplett retten.

Lediglich an der Fassade sollen kleine Änderungen vorgenommen werden, sodass der ortsbildprägende Charakter zum Kurplatz hin erhalten bleibt. Im hinteren Teil des Grundstückes soll außerdem Platz für zusätzliche Gebäude im Bungalowstil geschaffen werden. Wobei der Garten in der Mitte des Grundstückes als Treffpunkt und zur Erholung dient. Ziel ist es, Wohnungen für junge Familien, aber auch ältere Einwohner zu bauen, eine Art Mehrgenerationenpark.

135 000 Euro ist dem Investor das Grundstück wert. Eigentlich, so erzählte Bürgermeister Silvio Ziesemer (parteilos), wollte Morgenstern das Gebäude, das einst Hotel und Gaststätte war, für 103 000 Euro kaufen. Da sich die Tharandter Stadtspitze aber mehr Geld für das prominente Gebäude samt des 3 700 Quadratmeter großen Grundstückes erhoffte, ließ sich der Käufer überzeugen. Nun fließt sogar etwas mehr Geld in die Stadtkasse, als sich Tharandt wünschte. Für alle Kaufnebenkosten und Vermessungsarbeiten kommt ebenfalls der Käufer auf. Was der neue Wohnpark am Standort kostet, ist noch unklar. Ebenso, wann die ersten Familien und Senioren die Wohnungen beziehen können. Dennoch ist sich die Tharandter Stadtspitze sicher: „Es ist eine große Chance“, sagte Ziesemer.

„Gebrandmarkte Kinder“

Seit Jahren steht das alte Gebäude im Ortszentrum von Kurort Hartha leer. Die letzten Pläne, in dem Objekt eine Zweigstelle des Colmnitzer Stracolandes einzurichten, scheiterten. Ende 2012 verkaufte die Stadt Tharandt das Haus an die Treuka GbR. Das Unternehmen aus dem niedersächsischen Lamstedt wollte die beliebte Erzgebirgskunst, die vorwiegend im Pfaffenrodaer Ortsteil Hallbach im Erzgebirge hergestellt wird, in Kurort Hartha präsentieren und verkaufen. Doch schon kurz nach dem Verkauf der Immobilie mehrten sich die Zweifel, ob der Plan aufgeht. Die Skeptiker behielten schließlich recht. Das Gebäude ging zurück an die Forststadt. Aus dem Winterwunderland wurde nichts.

Nach dem langen Dornröschenschlaf hoffen nun Stadtvertreter und sicher auch die Kurort Harthaer, dass die neuen Visionen vom Wohnpark zum Erfolg führen. „Es gibt einen großen Bedarf an Wohnraum“, erklärte Stadtrat und Kurort Harthas Ortsvorsteher André Kaiser (Freie Wählergemeinschaft). Tatsächlich suchen immer mehr Familien ein neues Zuhause in der Forststadt und den Ortsteilen. Aus diesem Grund überarbeitet die Stadt derzeit auch den Flächennutzungsplan und prüft, wo neue Wohnflächen für potenzielle Eigenheimbesitzer ausgewiesen werden können. Aber auch für Mehrfamilienhäuser, in denen auch ältere Menschen eine Bleibe finden, fehlt Platz. Neben dem zusätzlichen Wohnraum, der geschaffen werden soll, sei außerdem zu begrüßen, dass durch die geplante Erhaltung der Gebäudesubstanz das Ortsbild erhalten bleibe, sagte Kaiser. Daher unterstütze auch der gesamte Ortschaftsrat die Pläne des Investors.

Ähnlich sah das Thomas Ulbricht (Freie Wählergemeinschaft): „Es ist sehr zu begrüßen, dass der unschöne Zustand wegkommt“, sagte er im Hinblick auf die teils ruinöse Gebäudesubstanz. Auch Manfred Oswald (SPD) begrüßte das Konzept des Investors, das Kurhaus zu sanieren und zu Wohnungen umzubauen. „Eine reine Vermarktung von Baugrundstücken könnte die Stadt selbst übernehmen“, sagte er mit Verweis auf die Vorstellungen der anderen Bewerber. Im Konzept der Firma Morgenstern stecke „die meiste Substanz“.

Ziel sei es aber vor allem, für das Kurhaus einen Investor zu finden, der aktiv wird. Denn noch sind die Verträge nicht unterschrieben. Damit die Stadt nicht erneut Schiffbruch erleide, müsse auch ein enger Kontakt mit dem neuen Bauherren gepflegt werden. „Wir sind eben gebrandmarkte Kinder“, sagte Manfred Oswald.