Merken

Neue Heimat in der alten Schule

Die Sanierung des Goppelner Denkmals ist fast abgeschlossen. Bald wird dort der Ortschaftsrat zu Hause sein.

Teilen
Folgen
NEU!
© K. Oberthür

Von Stephan Klingbeil

Bannewitz. Die rund 450 000 Euro teure Sanierung der alten Schule im Bannewitzer Ortsteil Goppeln steht vor dem Abschluss. „Wir sind fast fertig“, sagt Bauamtsleiter Markus Kirchner. „Die Balkone müssen noch angebaut werden, drinnen stehen ein paar Fußbodenarbeiten an, und es wird noch gemalert.“ Seit Mai wird saniert. Und bis Mitte Oktober soll die Frischekur für das Haus an der Golberoder Straße vollzogen sein. Die Schule wurde Ende des 19. Jahrhunderts gebaut und bis Anfang der 1960er-Jahre auch als solche genutzt. Später waren in dem Baudenkmal ein Hort und eine Kita untergebracht. Seit der Wende stand das Gebäude größtenteils leer. „Der Ortschaftsrat setzte sich seit Jahren für den Erhalt der Schule ein und nun konnte die Gemeinde das Vorhaben auch finanziell stemmen“, erklärt Ortsvorsteherin Elke Schleife.

Hans Strobel half dabei.
Hans Strobel half dabei. © privat

Am 13. Oktober will der Goppelner Ortschaftsrat dort seine erste öffentliche Sitzung abhalten. Dann geht es gleich zur Sache. Im Beisein von Bürgermeister Christoph Fröse (parteilos) soll das Ergebnis der Einwohner-Umfrage in der oberen und unteren Siedlung vorgestellt werden (SZ berichtete). Dabei steht die strittige Errichtung einer zweiten Goppelner Bushaltestelle an der Carl-Bantzer-Straße im Fokus. Der Goppelner Ortschaftsrat soll nun in dem denkmalgeschützten Gebäude eine dauerhafte Heimat erhalten. Einst trafen sich die Räte im ehemaligen Gasthof von Goppeln. Doch das ist nach dessen Schließung nicht mehr möglich. Die Oktobersitzung soll noch im Seminarraum der Feuerwehr im Erdgeschoss der alten Schule abgehalten werden. Nachfolgende Treffen können aber bereits in dem neu gestalteten Raum im Obergeschoss stattfinden.

Der neue rund 40 Quadratmeter große Veranstaltungsraum wird dann auch vom Heimatverein genutzt. Die Goppelner planen dort außerdem eine Ausstellung zu dem Ort und seiner Geschichte. Zu den dort gezeigten Exponaten zählen ebenfalls die Fundstücke, die von Bauarbeitern bei den jetzigen Sanierungsarbeiten unter dem Dach gefunden wurden.

Jahrzehntelang schlummerten hinter der Fußschwelle des Dachstuhls mehrere verstaubte alte Gegenstände. Sie lagen dort auf der Straßenseite des 1890 errichteten Gebäudes, verborgen zwischen Rinne und Dachgebälk in einer Nische des Gemäuers. Wie sie dort hinkamen, ist unklar. Zu den Entdeckungen im Sommer zählt unter anderem eine 104 Jahre alte Zeitung, der Schnipsel einer Eintrittskarte für ein Stück, das wohl Goppelner Schulkinder aufgeführt haben. Auch fanden die Bauarbeiter ein Paar Damenschuhe, ein Lesebuch, ein Rechenbuch und ein Liederbuch von 1938. Keine Neuentdeckung war indes die alte Turmuhr, ihre Rettung aber nicht weniger spannend. Bei der Sanierung musste auch geklärt werden, wie der Uhrenerker gestaltet wird. Und die Turmuhr hatte mittlerweile kein Zifferblatt mehr. „Das mechanische Turmuhrenwerk war zwar noch vorhanden, aber in einem beklagenswerten Zustand“, so Elke Schleife. Der Ortschaftsrat ließ bei einer Regensburger Firma ein neues Ziffernblatt herstellen. Mit Architekt Roger Nowak und den Baufirmen wurde es dann eingebaut.

Wegen der aufwendigen, schwierigen Pflege sind mechanische Turmuhrwerke aber nur noch selten in Betrieb. „Der Ortschaftsrat möchte die neue Uhr lauffähig machen, aber trotzdem das alte Uhrwerk erhalten“, erklärt Elke Schleife. Die mechanischen Arbeiten zum Erhalt der gefundenen Uhrteile wurden vom Gaustritzer Hans Strobel und Andreas Langner ehrenamtlich in vielen Stunden durchgeführt. Das restaurierte mechanische Uhrwerk ist dank ihnen wieder funktionsfähig. Die Uhr soll nun mithilfe eines elektromechanischen Werks wieder in Betrieb genommen werden. Finanziell unterstützen wollen das Vorhaben auch der Ortschaftsrat Bannewitz und der Feuerwehr- und Dorfverein Goppeln-Hänichen.