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Neue Havarie und alte Lasten

Zweieinhalb Jahre nachdem das Dach der Dresdner Eishalle folgeschweren Schaden nahm, scheinen sich Stadt und Planer über eine Entschädigung einig zu sein. Passend dazu gab es nun erneut einen Zwischenfall.

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© Sven Ellger

Juliane Richter

Dresden. Ein durchgeschmorter Schalter hat in der Nacht zu Montag eine Havarie in der Eishalle ausgelöst. Dadurch fehlte Kälteanlage Strom und die Eisflächen konnten nicht mehr gekühlt werden. Durch die starke Sonne ist die erst seit dem Wochenende eröffnete Außenfläche deutlich angetaut und vorerst gesperrt. In der Halle hielten sich die Auswirkungen in Grenzen. Vereine können diese bereits heute wieder nutzen.

Einen Tag nach der Havarie versuchten die Dachdecker, den Schaden an der Eishalle zu begrenzen. Mit Spezialband verklebten Alexander Sauer (l.) und Michael Blum die weitverzweigten Risse.
Einen Tag nach der Havarie versuchten die Dachdecker, den Schaden an der Eishalle zu begrenzen. Mit Spezialband verklebten Alexander Sauer (l.) und Michael Blum die weitverzweigten Risse. © André Wirsig

Nachdem die Kühltechnik Montagnachmittag provisorisch in Betrieb genommen werden konnte, soll das Eislaufen für die Öffentlichkeit morgen wieder möglich sein.

Im Winter 2012 war die Halle längere Zeit wegen einer Dachhavarie gesperrt worden. Der damalige Millionenschaden soll nun reguliert werden: Für den folgeschweren Dachschaden soll die Stadt nun doch noch entschädigt werden. Wie aus einer internen Vorlage hervorgeht, haben sich die Stadtverwaltung und der damalige Generalplaner, das Münchner Architekturbüro Schmidt-Schicketanz und Partner, jetzt auf einen Vergleich geeinigt. Demnach soll die Versicherung der Architekten eine Million Euro an die Stadt Dresden zahlen.

Eishalle wurde zur Tropfsteinhöhle

Im Februar 2012 hatten sich in der Dachhaut Hunderte Risse gebildet. Schnell vermuteten die Verantwortlichen des Sportstättenbetriebes damals, dass eine Ursache dafür die extreme Kälte war. Minus 20,8 Grad Celsius hat die Bodentemperatur in der Nacht zum 15. Februar 2012 laut Deutschem Wetterdienst betragen. Am nächsten Morgen hatte sich die Halle quasi in eine Tropfsteinhöhle verwandelt. Durch die Risse in der Dachhaut war massenhaft Schmelzwasser bis auf Tribünen und Spielfläche der Eishalle getropft.

Wie die Gutachter später feststellten, waren die Folgen noch schwerwiegender als anfangs gedacht. Denn durch das Wasser hatte sich Rost an der Dachkonstruktion gebildet – die Statik war in Gefahr. Auf eine Notreparatur folgte später die Komplettinstandsetzung des Daches. Insgesamt ist der Stadt dadurch ein Schaden von rund 1,85 Millionen Euro entstanden. Darüber hinaus hatten die Dresdner Eislöwen Schadenersatzansprüche in Höhe von rund 320.000 Euro geltend gemacht. Diese hat die Stadt jedoch im Zuge der finanziellen Hilfe für die Betriebsgesellschaft ausgeräumt. Weitere 200.000 Euro Schadensersatzforderungen des Caterers stehen noch aus. Laut Sportbürgermeister Winfried Lehmann (CDU) erkennt die Verwaltung diese nicht an.

In der internen Vorlage sind nun noch einmal die festgestellten Ursachen für die Havarie aufgeführt. Demnach sollen sie in ihrer Summe zu verstärkten Spannungen in der Dachhaut geführt haben. Als größten Mangel führt der Gutachter Frank Wolfram den Einsatz falschen Materials bei der Dachhaut an. Demnach wurde eine andere Folie als die geplante verbaut. „Weil es Lieferschwierigkeiten gegeben haben soll, sind die Planer damals auf das andere Produkt ausgewichen“, sagt Lehmann.

„Wir sollten auf diesen Vergleich eingehen“

Im Jahr 2005 hatten die Arbeiten an der Eishalle begonnen. Zwei Jahre später war sie fertig – und die Kosten beliefen sich auf rund 30 Millionen Euro. Knapp sieben Millionen Euro mehr als geplant. Schon kurz darauf, im Jahr 2008, hatte der Ausschuss zum Eissport- und Ballspielzentrum in seinem Abschlussbericht festgestellt, dass das Projekt mit „heißer Nadel“ gestrickt worden war. Um Flutfördermittel zu erhalten, gab es anfangs nur einen „rudimentären Planungsstand“. Der Komplex wurde also schon gebaut und parallel weitergeplant. Auch das Dach musste noch einmal umgeplant werden, weil der Schallschutz anderes Dämmmaterial erforderte.

Fast zehn Jahre später ist Sportbürgermeister Lehmann froh, das Kapitel Eishalle abschließen zu können. „Wir sollten auf diesen Vergleich eingehen, weil uns sonst nur noch ein langer Rechtsweg offenbleiben würde. Und dessen Ausgang wäre ungewiss“, sagt Lehmann. Eine Million Euro wäre im Vergleich dazu ein guter Betrag – auch wenn er die Schadenssumme nicht deckt. Nun müssen noch mehrere Ausschüsse und der Stadtrat über diesen Vorschlag entscheiden. Fakt ist dabei aber auch, dass mit dem Vergleich jegliche Ansprüche an das Planungsbüro abgegolten werden. Sollten weitere Schäden an der Halle auftreten, könnte die Stadt die Architekten dafür nicht mehr in die Haftung nehmen. Die sportpolitischen Sprecher von SPD und CDU haben bereits angekündigt, die Vorlage umfangreich prüfen zu wollen. Thomas Blümel (SPD) und Anke Wagner (CDU) fordern zudem, dass das Geld dann zusätzlich dem Sporthaushalt zugutekommt.