Merken

Neue Glocken ertönen

Die Reinhardtsgrimmaer Kirche hat wieder ein Geläut. Die Grimmschen werden sich an neue Töne gewöhnen müssen.

Teilen
Folgen
© Egbert Kamprath

Von Maik Brückner

Reinhardtsgrimma. Einen schöneren Abschluss seines Urlaubs hätte sich Jürgen Brauch kaum vorstellen können. Als der Reinhardtsgrimmaer in sein Heimatdorf zurückkam, war der neue Glockenstuhl im Kirchturm fertig. Alle vier Glocken hingen an ihrem Platz. „Es ist ganz gut geworden“, sagt Brauch, der seit 1990 als Kirchenvorsteher in Reinhardtsgrimma tätig ist. „Ich hätte nicht gedacht, dass der Glockenstuhl so gut reinpasst“, sagt er. Denn der Raum, in den das mächtige Eichengebälk einmontiert wurde, ist nicht gerade groß.

Bevor Jürgen Brauch zu seinem Urlaub aufbrach, hat er Anfang September noch mitverfolgt, wie die Glocken in den Turm gehoben wurden. Das hat fast reibungslos funktioniert, nur die große Glocke konnte nicht wie geplant durchs Fenster geschoben werden, da sie nicht durch den provisorischen Fensterrahmen passte. Nach dessen Ausbau passte die Glocke durch. Nachdem alle vier Glocken oben waren, begann der Aufbau des neuen Glockenstuhls.

Er ersetzt einen Stahlglockenstuhl, der zwar noch intakt, aber eigentlich nur ein Provisorium war. Denn die Fachwelt ist sich einig: Nur ein Holzglockenstuhl sorgt für eine weiche Klangentfaltung. Zudem ist Holz wesentlich länger haltbar, wie es zahlreiche mittelalterliche Glockenstühle beweisen. Diese sind bis zu 500 Jahre alt.

Doch nicht nur deshalb sollte der Glockenstuhl ausgetauscht werden. Der alte war so angelegt, dass die Glocken in Nord-Süd-Richtung ausschlugen. Der neue Holzglockenstuhl wurde so aufgebaut, dass die Glocken in Ost-West-Richtung bewegt werden. „Damit wird man die Glocken im Dorf besser hören“, sagt Brauch.

Grund für die Drehung ist die Turmuhr, erzählt der Kirchenvorsteher. Bei der letzten Sanierung des Kirchturms wurde die Position des Zifferblatts verändert. Damit es besser vom Dorf aus zu sehen ist, wurde es ein paar Meter nach oben gesetzt, berichtet Jürgen Brauch. Dazu wurde aber auch die Öffnung des Turms, die zum Dorf zeigt, zugemauert. Fortan waren die Glocken nicht mehr so gut im Dorf zu hören. Mit der Drehung des Glockenstuhls wolle man das nun korrigieren, erzählt der Kirchenvorsteher. Ob das funktioniert, wird sich am Sonntag zeigen. Im Erntedankgottesdienst wird der neue Glockenstuhl eingeweiht und in Betrieb genommen.

Neue Läuteordnung

Gleichzeitig tritt an diesem Tag auch die neue Läuteordnung in Kraft. In der ist genau festgelegt, wann welche Glocke wie lange schlagen soll. Das ist nötig geworden, weil die Reinhardtsgrimmaer jetzt vier Glocken im Turm hängen haben. Drei sind alt. Sie wurden in den letzten Monaten umfassend in der Königlichen Glockengießerei Eijbouts im holländischen Asten restauriert. Dazu wurden sie im Sommer des vergangenen Jahres vom Turm genommen. Das nahm die Kirchgemeinde zum Anlass, das bestehende Geläut um eine vierte Glocke zu ergänzen. Denn vom Klang her war das Glockenspiel nicht perfekt. In der Schlagtonfolge fehlte zwischen der mittleren und kleinen Glocke eine, erklärte Rick Meyer, der für die Glockensanierung Zuständige in einem früheren SZ-Gespräch.

Der Kirchenvorstand hatte sich daraufhin verständigt, das Glockenspiel um eine vierte Glocke zu ergänzen. Diese wurde Ende August in Lauchhammer gegossen und mit den drei restaurierten Glocken Anfang September nach Reinhardtsgrimma gebracht, wo sie von der Gemeinde in einer Festandacht begrüßt worden waren. Die neue Glocke wird in den nächsten Tagen sehr oft zu hören sein. Denn sie wird als Tagesglocke eingesetzt. Montags bis freitags wird sie jeweils kurz nach 8 und kurz nach 18 Uhr vier Minuten zum Gebet läuten. Mittags um 12 Uhr wird die Marienglocke diese Aufgabe übernehmen, kündigt Jürgen Brauch an. Die Läuteordnung sieht des Weiteren vor, dass am Sonnabend nur mittags und abends geläutet wird, am normalen Sonntag nur zum Gottesdienst. An hohen christlichen Feiertagen wie Ostern und Weihnachten werden die Grimmschen das volle Geläut hören können. Eine Kostprobe gibt es am Sonntag nach dem Erntedankgottesdienst. „Dazu haben wir auch die Spender eingeladen, die uns die Sanierung ermöglicht haben“, sagt Kirchenvorstand Brauch. Von denen gab es so viele, dass die Gemeinde ihren Eigenanteil, der sich zwischenzeitlich durch zusätzliche Baumaßnahmen am Kirchturm erhöht hatte, fast komplett aufbringen konnte.

Sonntag, 25.9., 10.30 Uhr; Erntedankgottesdienst mit der Kantorei und Glockenweihe, ca. 12 Uhr Gemeindefest mit Kirchturmführungen und Erklärungen zum Geläut