Merken

Neue Firma baut noch dieses Jahr

Der Medizintechnik-Konzern B. Braun Melsungen AG will so schnell wie möglich im Gewerbegebiet Hühndorfer Höhe in Wilsdruff bauen. Das Gelände soll viel Grün bekommen.

Teilen
Folgen
© Visualisierung: Büro Neugebauer & Rösch

Von Annett Heyse

Wilsdruff. Eine Wiese mit allerlei Unkraut, eine Asphaltstraße, die mitten hindurch führt und dann endet, ein derzeit ausgetrockneter Bachlauf für das Regenwasser – der Rand des Wilsdruffer Gewerbegebietes Hühndorfer Höhe wirkt an dieser Stelle nicht gerade florierend. Bald aber soll sich hier etwas tun. Voraussichtlich noch vor Jahresende will der Medizintechnik-Konzern B. Braun Melsungen AG hier sein neues Werk hochziehen. Geplant ist „die modernste Produktionsstätte für Blutwäschefilter“, wie B. Braun bereits Anfang August mitteilte. Modern meint aber nicht nur hoch technisiert. Es geht dabei auch um das gesamte Konzept für das Werk, welches gestern vorgestellt wurde.

Geschäftsführer Bertram König (links) und Architekt Robert Rösch zeigen das Siegermodell für den Neubau an der Hühndorfer Höhe in Wilsdruff. Mit dem Bau will B. Braun noch dieses Jahr beginnen.
Geschäftsführer Bertram König (links) und Architekt Robert Rösch zeigen das Siegermodell für den Neubau an der Hühndorfer Höhe in Wilsdruff. Mit dem Bau will B. Braun noch dieses Jahr beginnen. © Thorsten Eckert

Der sächsische Ableger der Aktiengesellschaft, die B. Braun Avitum Saxonia mit Sitz in Radeberg, will in Wilsdruff eine „Fabrik am See“ errichten. Gebaut wird ein helles, freundliches Hauptgebäude für Produktion und Verwaltung mit Lichthöfen und viel Grün. Dazu gehört auch, dass der durchs Areal führende Bachlauf in insgesamt drei Stufen angestaut und mit zwei Wasserfällen verbunden wird – als Hingucker für Besucher, als Ruheoase für die Mitarbeiter in Pausenzeiten, aber auch als Ökosystem und Regenauffangbecken.

Der immerhin 180 Meter lange See soll zukünftig die Mitte der Produktionsstätte mit Campuscharakter bilden. Jenseits des Gewässers können dann schrittweise kleinere Gebäude entstehen. „Dort planen wir, je nach Bedarf zu bauen, um beispielsweise Laborräume, Forschungsabteilungen oder Büros unterzubringen“, erläutert Bertram König, Geschäftsführer in Sachsen.

Für die Planung wurde extra ein Architekturwettbewerb ausgelobt, am Ende machte der Entwurf des Stuttgarter Büros Neugebauer & Rösch das Rennen. „B. Braun wollte keinen Betonklotz am Stadtrand, sondern ein Werk, welches sich in die ländliche Umgebung einfügt“, erklärt Architekt Robert Rösch. Die Verbindung von Industriebau und Kulturlandschaft sei eine Herausforderung gewesen, ebenso die Grundidee der Fabrik: B. Braun will nicht alles auf einmal bauen, sondern das Werk über viele Jahre verteilt schrittweise vergrößern und bei laufender Produktion anbauen.

Option für mehr

Errichtet wird demnach zunächst nur ein Teil des Hauptgebäudes, aber eben so, dass die Produktion unter Reinraumbedingungen 2018 starten kann. Gerechnet wird mit mindestens 80, wahrscheinlich aber deutlich mehr als 100 neuen Arbeitsplätzen, Tendenz steigend. Der schrittweise Ausbau des Wilsdruffer Werkes folgt je nach Marktlage. Diese aber dürfte sich für B. Braun gut entwickeln, denn die Branche ist im Aufwind.

Das Unternehmen ist weltweit in 62 Ländern mit Niederlassungen vertreten, die Blutwäschefilter sind in mehr als 100 Ländern auf dem Markt. Je älter die Menschen werden und je mehr die Wohlstandskrankheiten Diabetes und Bluthochdruck zunehmen, desto mehr Nierenkranke gibt es. Und desto mehr Dialysatoren, so der Fachbegriff für die Filter, werden gebraucht. Dazu kommt, dass auch die medizinische Versorgung weltweit immer besser wird und die Nachfrage steigt. „Das Wachstum liegt bei fünf bis acht Prozent im Jahr“, rechnet König vor.

In Sachsen vertreten ist B. Braun seit 2004. Damals übernahm der Konzern die Produktionsstätte in Radeberg und auch ein Zulieferwerk in Berggießhübel. Dort werden die Hohlfasern hergestellt, die dann in Radeberg in die Filter eingesetzt werden. Sukzessive wurde die Produktion ausgebaut, doch in Radeberg ist man von der Fläche her am Limit. 13 Millionen Dialysatoren werden hier jährlich hergestellt. Wilsdruff soll nun eine Erweiterung sein. „In Radeberg und Berggießhübel werden definitiv keine Arbeitsplätze wegfallen“, verspricht König.