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Neue E-Bikes aus Dresden

Emec stellt Prototypen für motorisierte Fahrräder her. Testfahrer sind damit auf den Straßen der Stadt unterwegs.

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© Christian Juppe

Von Jana Mundus

Mit Mini-Strecken lässt René Beckert die nagelneuen Fahrräder nicht durchkommen. Sie müssen schließlich etwas aushalten. Also schickt er sie auf Tour. Bis zu 30 000 Kilometer rollen die E-Bikes, erst dann dürfen sie wieder anhalten. Im Sattel sitzt dabei allerdings niemand. Die Fahrräder stehen im Teststand. Direkt im Firmensitz der Emec-Prototyping GmbH auf der Reiseweitzer Straße sorgt eine Maschine dafür, dass sich die Räder drehen. Beckerts Unternehmen baut Prototypen für die motorbetriebenen Fahrräder. Für große Kunden wie Continental oder Derby Cicle tüfteln der Geschäftsführer und sein Team an effektiven Antrieben für die Räder der Zukunft. Bisherige Modelle schaffen momentan mit einer Akkuladung 50 bis 100 Kilometer. In Zukunft sollen es mehrere hundert sein. Ganz am Anfang ließ Emec aber erst einmal Gartengerät fahren.

Überall Fahrräder. In den Räumen von Emec sieht jeder gleich, worauf die Firma momentan ihren Schwerpunkt setzt. Die meisten Fahrräder zeigen ihr Innerstes. Bunte Kabel statt blanker Rahmen, geöffnete Motoren, Technik überall. Die Mitarbeiter bauen, schrauben, prüfen. Beckert hat ursprünglich an der TU Dresden Elektrotechnik studiert und bei Fraunhofer promoviert. „Irgendwann kam die Anfrage von Bosch zur Mitentwicklung von akkubetriebenen Geräten“, erinnert er sich an die Anfänge. Kettensägen oder Rasenmäher werden zum Startpunkt für die Firma Emec, die 2010 gegründet wird.

Das Unternehmen will Lösungen finden. Für alle Kunden, die technisches Know-how auch jenseits der eigenen Büro- und Werkstatträume suchen. Diese Herangehensweise habe durchaus Vorteile. „Wir haben bei der Problemlösung keinen Tunnelblick, weil wir von außen darauf schauen können“, sagt Thomas Pessara, der bei Emec für die Entwicklung neuer Geschäftsfelder zuständig ist. Diese Kreativität fördert oft alternative Wege, um Probleme anzupacken. Für den Bereich E-Bikes ist Emec damit in den vergangenen Jahren zum Experten geworden. Auch die Prüfstände baut die Firma in der eigenen Werkstatt selbst. „In dieser Tiefe, wie wir die Prototypen bei uns testen können, macht das in Deutschland keiner mehr“, schätzt Beckert ein.

Neben den Prüfgeräten fahren außerdem 20 Testfahrer Emecs Räder zur Probe. Schon beim Radeln technisch überwacht. Diese Daten stellt das Dresdner Unternehmen seinen Kunden ebenfalls zur Verfügung. Die wissen dann genau, wie lange die Batterie hält oder bei welchem Anstieg der Motor welche Leistung bringt. Die E-Bike-Branche boomt. Immer mehr Leute interessieren sich für die Fahrräder mit Motorhilfe. „Bald schon wird es deutlich günstigere Modelle ab 600 Euro geben“, wagt der Geschäftsführer einen Ausblick. Doch sein Unternehmen will sich nicht allein auf diese Branche verlassen. Erstmals haben die Verfahrens- und Produktentwickler nun einen großen Auftrag eines Lebensmittelhersteller aus der Region Dresden übernommen. Der will eine neue Produktionsanlage aufbauen. Vorstellbar wäre, so Pessara, dass Emec künftig weiter auf dem Gebiet der Lebensmittelproduktion Fuß fasst. Momentan gibt es Überlegungen, dafür auch eine eigene Firma auszugründen, die sich dann ausschließlich mit diesen Themen beschäftigt. Ideen werden überall gebraucht.

René Beckert und sein zehnköpfiges Team denken aber nicht nur für andere. Sie arbeiten auch an eigenen Projekten. Ein neuartiger Elektromotor wird beispielsweise schon bald vorgestellt. Er soll effizienter sein als bisherige Modelle. Damit will Emec in Sachen E-Mobilität auch in Zukunft mitreden. Der E-Motor fürs Auto, der 1 000 Kilometer durchhält. Vielleicht kommt er bald aus Dresden. Dem Thema E-Bike bleibt Emec aber trotzdem weiter treu.