Merken

Neue Chefin für Arschleder gesucht

Das urige Gasthaus in Rietschen läuft gut. Zum Jahresbeginn stehen trotzdem Änderungen an.

Teilen
Folgen
© André Schulze

Von Carla Mattern

Rietschen.-Eine kleine Notiz sorgt für Aufsehen in Rietschen und darüber hinaus. „Die gut gehende Gaststätte Arschleder direkt im Zentrum der Gemeinde Rietschen ist ab 01.01.2016 neu zu vermieten. Interessenten dafür melden sich bitte“, steht im Rietschener Anzeiger unter der Rubrik Anzeigen. Was ist denn da los? Ute John kann das Rätsel lösen. Gemeinsam mit ihrem Mann Kurt sucht die Rietschenerin Nachmieter beziehungsweise Pächter für die Gaststätte. „Das Gebäude gehört uns“, sagt Ute John, die im Vattenfallbüro für den Schöps-Umbau tätig ist.

Zum Thema Bergbau passt nicht nur der Name Arschleder. Auch der gemalte Stolleneingang (im Foto) und viele Dauerleihgaben aus dem Bergbaumuseum in Knappenrode verleihen dem Gastraum Flair.
Zum Thema Bergbau passt nicht nur der Name Arschleder. Auch der gemalte Stolleneingang (im Foto) und viele Dauerleihgaben aus dem Bergbaumuseum in Knappenrode verleihen dem Gastraum Flair. © André Schulze

Gemeinsam hatte das Ehepaar das Haus umgebaut. Dabei sind im Obergeschoss zwei Wohnungen entstanden, die auch vermietet sind, und im Erdgeschoss die Gaststätte mit Terrasse davor. Vor elf Jahren wurde sie eröffnet. Dass sie Arschleder heißt, hat mit der Ausrichtung der Gaststätte zu tun. Sie sollte etwas mit Bergbau zu tun haben, so die Vorstellung von Kurt John, dem ehemaligen Bergbau-Ingenieur und seiner Frau.

Bergbau spielt in der Lausitz schließlich eine große Rolle. Bei einem Ausflug in die Energiefabrik Knappenrode verfestigte sich die Idee und es gab das Angebot, sich für die Dekoration der neuen Gaststätte Dauerleihgaben aus Knappenrode zu besorgen. So wie jedes Museum hat auch das Bergbaumuseum bei Hoyerswerda einen großen Fundus an Dingen, die gelagert sind und nicht beziehungsweise nicht ständig gezeigt werden.

Dass die neue Rietschener Gaststätte den Namen Arschleder bekommt, das war die Entscheidung der Pächterin. Zum Steiger, Glück auf und Arschleder standen zur Auswahl, sagt Peggy Uchlier. Das Arschleder, auch Bergleder oder Fahrleder genannt, zählte im Bergbau zur Kleidung des Bergmannes. Es diente den Bergleuten als Schutz vor dem Durchwetzen des Hosenbodens bei der Arbeit und beim Einfahren in den Stollen sowie zum persönlichen Schutz gegen Bodennässe und Kälte beim Sitzen. Und Arschleder klingt auch ungewöhnlich und urig.

Doch Peggy Uchlier will die Gaststätte Zum Arschleder nicht weiterführen. Deshalb habe sie auch langfristig die Eigentümer informiert, dass sie den Pachtvertrag zum Jahresende kündigt, sagt sie gegenüber der SZ. Warum die 44-Jährige ihr Gasthaus aufgeben will, sagt sie auch. „Es sind persönliche Gründe. Ich möchte mich beruflich verändern und künftig angestellt arbeiten“, sagt die Rietschenerin. Die Entscheidung sei ihr nicht leicht gefallen, so Peggy Uchlier, die als Chefin mit vier Mitarbeitern den Laden schmeißt. Sie habe sich 2004 erstmalig selbstständig gemacht. Und jetzt sei es an der Zeit, das zu ändern.

Das heißt aber nicht, dass sich bis zum Jahresende irgendetwas für die Kunden ändern soll. Im Gegenteil. Mittagessen wird angeboten, das sich nicht nur die Stammgäste holen. Auch viele Feiern von Firmen, Vereinen oder Privatleuten seien in der Adventszeit wieder angemeldet. Das Arschleder-Team hat also gut zu tun. Die Entscheidung, den Pachtvertrag zu kündigen, habe nichts mit dem Umsatz zu tun, sagt sie. Das betont auch Ute John.

Sie hofft, dass es auch im neuen Jahr mit dem Arschleder weitergeht. Die andere Hälfte des Gebäudes, die einer anderen Rietschenerin gehört, steht bereits leer. Seit sich der Drogeriemarkt Schlecker verabschiedet hat.