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Neue Biere aus dem Landskron-Brauhaus?

Ein Rheinländer belebt die Brautradition in Cottbus mit „F-60“ und „Schwarze Pumpe“. Damit zieht er vielleicht sogar in das leer stehende Landskron-Brauhaus.

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© Beowulf Kayser

Von Beowulf Kayser

Cottbus. Es entführt in eine Welt der Zitrusfrüchte, der Kokospalmen und der Sommerfrische. „F-60 Paranoid IPA“ hat der gebürtige Rheinländer Olaf Wirths sein neues Cottbuser Bier genannt. Mit großer Wucht und einem nachhaltigen Ergebnis soll der handwerklich gebraute Gerstensaft an den gleichnamigen Giganten der Technik im Lausitzer Seenland erinnern. „Das Bier nach dem deutschen Reinheitsgebot verwirrt und entführt zugleich in eine neue Dimension historischer Braukunst“, sagte der 44-jährige gelernte Zimmermann und diplomierte Biersommelier der SZ.

Seit zwei Jahren hat der Kölner die Cottbuser Staatsbürgerschaft und lebt seitdem mit seiner aus der Lausitzmetropole stammenden Frau Anja Braun in der Stadt. Mit drei weiteren bierseligen Weggefährten des inzwischen gegründeten „LaBieratoriums“ hat er bereits unentwegt an würdigen Nachfolgern für die erstmals im Jahr 1385 urkundlich erwähnte Cottbuser Braukunst getüftelt. Seine bisherigen Feldversuche mit Hopfen, Malz und Spreewasser können sich dabei durchaus sehen lassen.

„Den Anfang haben wir noch im alten Jahr mit einem ‚Bier von hier‘ gemacht“, erzählt der Bier-Botschafter. Mit dem Obergärigen „Alte Welt Ale“, das nach 25 Jahren an die Cottbuser Kultgaststätte „Alte Welt“ im Stadtteil Ströbitz erinnern soll, hat er gleich zum Start einen Erfolg gefeiert. Die auf 1 500 Flaschen limitierte Charge des in Finsterwalde gebrauten Edelbieres mit dem leichten Raucharoma und drei erlesenen Hopfensorten war direkt von der Rampe bereits in anderthalb Stunden ausverkauft. Jetzt sind wieder etwa 1 400 Liter in 0,33er Flaschen abgefüllt und warten auf die nächste „Rampe“.

Die soll es nach der nächsten Verkostung in Spremberg geben. Hier wird am 18. Februar um 17.30 Uhr im Hotel „Stadt Spremberg“ ein weiteres, neues regionales Edelbier probiert. Das hopfengestopfte Porter mit einem Alkoholgehalt von 6,6 Prozent nennt sich „Schwarze Pumpe“. „Das in 0,75 Literflaschen abgefüllte Gebräu ist eine Hommage an die Arbeiter und Ingenieure der Kohle- und Kraftwerksregion, die ihre Arbeits- und Muskelkraft sowie ihre Geistesstärke für ihre Heimat eingesetzt haben“, so Olaf Wirths.

Mit seinem jungen Team will er noch viel mehr Cottbuser Akzente in der aufstrebenden Craftbierszene setzen. Mehr als 130 Kleinstbrauereien hat es im späten Mittelalter in der Stadt gegeben. Im Jahr 1551 sind über 46 000 Liter Bier gebraut worden. Zwischen 1785 und 1800 wurde das beliebte Cottbuser Weißbier in 130 Liter-Fässern sogar bis nach Schweden exportiert. „An die alten Cottbuser Biertraditionen wollen wir anknüpfen“, verspricht der Braukünstler. Nach dem Schaumgebremsten aus DDR-Zeiten und der Schließung des einstigen Landskron-Brauhauses in der Cottbuser Bahnhofsstraße soll es jetzt wieder ständig ein handwerklich gebrautes Bier mit „Ecken und Kanten“ und einem ganz besonderen Geschmack geben.

Noch werden alle Sude in Cottbus vorgebraut. Das soll sich jedoch bald ändern. Die kleine Crew des LaBieratoriums sucht deshalb in Cottbus einen Standort mit einer eigenen Brauerei und einer Tap-Bar mit frisch gezapften Bieren. Vielleicht wäre sogar das seit längerer Zeit leerstehende Landskron-Brauhaus eine Alternative für das „Alte Welt Ale“, das „F-60“ oder das neue Porter „Schwarze Pumpe“.