Merken

Neue Arztfamilie in Bärenfels

Im oberen Osterzgebirge hat schon manche Praxis geschlossen. Dr. Jochen Handel will daran etwas ändern.

Teilen
Folgen
© Egbert Kamprath

Von Franz Herz

Bärenfels. Noch sieht es in dem Haus an der Alten Poststraße in Bärenfels gar nicht nach Arztpraxis aus. In einer Kiste liegt abgenommener Weihnachtsschmuck. Ein Heimtrainer steht in der Mitte des Zimmers. Aber zwei Handwerker nehmen gerade Maß und sprechen mit dem Allgemeinarzt Dr. Jochen Handel ab, wie die Arbeiten in den nächsten Tagen laufen. Er und seine Frau Karina haben schon genaue Vorstellungen, wie die Zweigpraxis einmal werden soll.

„Die Wand wird zugemacht. Dann haben wir dort ein Behandlungszimmer, und auf der anderen Seite werden der Warteraum und das Büro für meine Frau eingerichtet“, erzählt der Arzt. Ab Mitte Februar will er hier in seiner Zweigpraxis Sprechstunden anbieten. Seine Frau übernimmt die Aufgaben der Praxisschwester.

Er hat schon mehrere Stationen zurückgelegt. Ursprünglich stammt er aus Baden-Württemberg, wo er auch in Ulm sein Studium begann. Ab 1998 studierte er in Dresden. Damals kam er in Kontakt zur Osho Manjusha Kommune in Schmiedeberg und ist dort eingezogen. Die Kommune existiert in der damaligen Form nicht mehr. Der Arzt ist aber in der Gegend geblieben.

Praxis in Dipps und Bärenfels

Erst hat er seine Ausbildung zum Facharzt für innere und Allgemeinmedizin an den Krankenhäusern in Dippoldiswalde und Freital absolviert. Dann übernahm er in Schmiedeberg eine Praxis und betrieb zeitweise auch in Pretzschendorf eine Zweigstelle, weil dort kein Arzt mehr war. 2014 verlegte er seinen Praxissitz nach Dippoldiswalde in die früheren Arbeitsamtsräume am Busbahnhof. Dort hatte er sich ein ganzheitliches Haus der Heilkunde vorgestellt, in dem neben dem klassischen medizinischen Angebot auch alternative Heilmethoden möglich sind. Das Angebot wollte er mit Yogakursen und Meditationen ergänzen. Aber die Nachfrage war nicht so groß, dass es sich wirtschaftlich rechnete. So entschloss er sich, künftig neben seinem Angebot in Dippoldiswalde noch eine Zweigpraxis in Bärenfels zu betreiben.

Zugleich suchte die Familie auch ein Haus für sich. „Wir sind gerne im Osterzgebirge“, sagt seine Frau. In Schellerhau hatten sie sich für ein Haus interessiert. Dort hätte es sogar die Möglichkeit gegeben, Betreutes Wohnen mit anzubieten. Aber da zogen sich die Vertragsverhandlungen etwas hin, sodass sich Familie Handel schließlich für das Haus im Nachbarort Bärenfels entschied, der schon lange keinen Hausarzt mehr hat. „Bei Ärzten ist Altenberg auch als unterversorgt eingestuft. Das hat die Entscheidung erleichtert, hier herzuziehen“, sagt Handel. Dreimal die Woche will er jeweils einen halben Tag in der neuen Zweigpraxis Sprechstunde halten. „Ich will einerseits eine klassische Hausarztpraxis betreiben, ergänzend aber auch individuelle Impfberatung anbieten“, kündigt er an. Er versteht sich nicht als Impfgegner, steht der üblichen Impfpraxis aber skeptisch gegenüber und will seine Patienten bei ihrer Entscheidung beraten. Er hat auch eine Ausbildung zum Notarzt absolviert und ist in der Regel einmal die Woche in der Weißeritzregion im Einsatz.

Das Haus, das der Arzt jetzt für seine Zwecke umbauen lässt, ist Anfang der 1990er-Jahre als Doppelhaus errichtet worden. Eine Hälfte ist als Ferienwohnung vermietet worden, in der anderen Hälfte wohnten die Eigentümer. Die Ferienwohnung ist jetzt aufgegeben. Hier richtet Jochen Handel seine Zweigpraxis ein. Im übrigen Haus wohnt er mit seiner Frau Karina und den beiden Kindern.