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Neue Apotheker in Leutersdorf

Die Besitzerin verkauft das Haus der Gemeinde und das Geschäft an die Nachfolger. Die Idee des Bürgermeisters geht auf.

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© Matthias Weber

Von Holger Gutte

Zum Jahresende wird Karin Stumpe ihre Aesculap-Apotheke in Leutersdorf verkaufen. Als Bürgermeister Bruno Scholze (CDU) davon hörte, hatte er sofort gehandelt. „Wir brauchen im Ort eine Apotheke“, sagt er. Und seine spontan ersonnene Idee geht auf. Einstimmig haben die Gemeinderäte auf ihrer jüngsten Sitzung beschlossen, das Gebäude zu kaufen. Es findet sich eher ein Apotheker, wenn er sich in das Gebäude einmieten kann, als es kaufen zu müssen. Davon ist Bruno Scholze überzeugt gewesen. Und er hat damit richtig gelegen.

Denn nun gibt es einen nahtlosen Übergang. Wenn im Januar das Gebäude in den Besitz der Gemeinde übergeht, führen fortan Stephan Hampel und seine Schwester Bettina Lindecke die Apotheke weiter. Während die Gemeinde das Gebäude erwirbt, kaufen sie zum 2. Januar die Apotheke. Für die Kunden soll sich nichts ändern. Die Neugersdorfer sind Apotheker in dritter Generation. Zwar gehört die Aesculap-Apotheke dann mit zu ihrer Oberlausitzer Apotheken OHG, wird aber trotzdem ihren Namen behalten.

„Ich habe 1991 die Apotheke Leutersdorf übernommen und von der Treuhandanstalt gekauft. Mein Team und ich gaben ihr den Namen Aesculap-Apotheke, da dieser Name im Umkreis noch nicht vergeben war“, berichtet Karin Stumpe. Zur Wende sind die ehemals von Pharmazieingenieuren geleiteten Apotheken an die im Pharmazeutischen Zentrum Zittau tätigen Apotheker verteilt worden. Das war damals notwendig, weil in der Bundesrepublik ein Apotheker als Inhaber vorgeschrieben ist, erklärt sie.

Damit ihre Aesculap-Apotheke auch der bundesdeutschen Apothekenbetriebsordnung entspricht, hat sie die Neugersdorferin 1993/94 umbauen lassen. In den 26 Jahren führte sie diese meist mit einer Pharmazieingenieurin und einer Pharmazeutischen Assistentin erfolgreich durch alle Gesundheitsreformen und zunehmenden Einschränkungen bei der Abgabe von Produkten zulasten der Krankenkassen, schildert Karin Stumpe. Jetzt zieht sie sich als Apothekerin zurück. „Ich freue mich, Käufer gefunden zu haben, die die Apotheke weiter betreiben und so die Arzneimittelversorgung in Leutersdorf aufrechterhalten und wünsche meinen Nachfolgern viel Erfolg“, sagt Karin Stumpe.

Stammsitz der Oberlausitzer Apotheken OHG ist die „Apotheke zum Hutberg“ in Herrnhut. Die OHG betreibt zudem die Kreuz-Apotheken als Filialen in Neugersdorf und in Cunewalde. Rund 30 Mitarbeiter sind in der OHG beschäftigt und ein Azubi wird hier zum pharmazeutisch-kaufmännischen Assistenten ausgebildet. „Wir würden auch gern im neuen Jahr wieder einen Azubi nehmen“, sagt Stephan Hampel.

Zusammen mit seiner Schwester hatte der 42-Jährige die Oberlausitzer Apotheken OHG 2004 als Verbund dreier alteingesessener Apotheken, der Apotheke zum Hutberg Herrnhut sowie der Kreuz- und der Kranich-Apotheke in Neugersdorf gegründet. 2007 hat dann die Kreuz-Apotheke in Cunewalde den Verbund komplettiert, wobei in diesem Sommer die Kranich Apotheke geschlossen wurde.

Bettina Lindecke freut sich auf ihre Arbeit ab Januar in Leutersdorf. Die 44-Jährige wird die Aesculap-Apotheke leiten. Die zwei Mitarbeiterinnen von Karin Stumpe werden übernommen. Auf Wunsch können die Kundenkarten auch gegen die der OHG eingetauscht werden. Dafür werden bereits jetzt Formulare vergeben. „Eigentlich bleibt für die Kunden alles beim Alten“, sagt Bettina Lindecke. Etwa Neues wird sie mit der Regulationspharmazie allerdings doch einführen. „Die hilft im Sinne einer natürlichen Vorbeugung das gesunde Gleichgewicht aufrecht zu erhalten“, erklärt sie. Wer das mal testen will, muss eine Haarprobe opfern. Die werden dann in ein Labor geschickt und unter anderem auf Schwermetalle untersucht. „Das hilft dann beispielsweise vorbeugend bei der Behandlung von Migräne, zum Erkennen von Allergien oder um Zink- und Magnesium-Mangel festzustellen, schildert die Apothekerin.

Bürgermeister Bruno Scholze ist froh, dass das alles so reibungslos klappt. „Ich habe schon viel positives Echo aus der Bevölkerung gehört. Und auch die Versorgung mit Medikamenten für unser Pflegeheim ist damit weiterhin auf kurzem Wege gesichert“, sagt er.