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Neue Ärztin für Görlitz

Die Internistin Elzbieta Czerczuk kommt in die Görlitzer Praxis Hedrich/Samborski. Für sie ist es ein ganz neuer Lebensabschnitt.

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© Pawel Sosnowski/80studio.net

Von Jenny Thümmler

Mehr als 3 000 Patienten pro Quartal. Nach Praxisarbeit noch Hausbesuche. Und trotzdem freut sich Elzbieta Czerczuk auf ein ruhigeres Leben. „Ich habe 17 Jahre im Krankenhaus gearbeitet“, sagt die 43-Jährige. „Das ist stressig, Adrenalin jeden Tag, 24-Stunden-Schichten. Mit Familie ist das sehr schwierig.“ Darum geht die Ärztin jetzt einen ganz neuen Weg: Sie wird dritter Mediziner in der Praxis von Dr. Henry Hedrich und Dr. Przemyslaw Samborski. „Ich freue mich sehr! Das wird ein ganz anderes Leben, glaube ich.“

Ab dem 1. September steht die gebürtige Polin den Patienten zur Verfügung. Das wird auch für die beiden Männer ein großer Tag. Suchen sie doch schon lange nach Unterstützung. Seit Dr. Rolf Weidle Mitte 2014 nach seiner Frau in den Ruhestand gegangen ist, sind die beiden Internisten allein. Hedrich ist seit 2011 in der Praxis an der Joliot-Curie-Straße, Samborski seit 2013. „Es gibt viel Arbeit, und wir haben immer nach einem weiteren Arzt gesucht“, sagt Henry Hedrich. Zu zweit muss sehr zügig und diszipliniert gearbeitet werden, um alle Patienten behandeln zu können und die Wartezeiten nicht ausufern zu lassen. „Das geht manchmal zulasten des Gesprächsbedarfs, den die Leute mit ihrem Hausarzt nun einmal haben.“ Mehrfach mussten Hedrich und Samborski jedoch die Erfahrung machen, dass es für die Provinz nicht einfach ist, Ärzte zu finden. Oder dass die, die kommen wollen, lieber eine eigene Praxis eröffnen.

Bis sie Elzbieta Czerczuk gefunden haben. Ihr gefällt das Modell einer Praxisgemeinschaft, in der sie angestellte Ärztin sein wird. Das Arbeitspensum kann sie mit den beiden Inhabern absprechen und je nach Familienbedarf anpassen. Eine Flexibilität, die es im Krankenhaus nicht gibt.

Die gebürtige Stettinerin hat nach ihrem Studium am Medizinischen Zentrum in Lubin erst am Kreiskrankenhaus Aschersleben und dann zehn Jahre an der Ebersbacher Klinik des Krankenhauses Oberlausitzer Bergland gearbeitet. Seit sie mit Mann und zwei Kindern ein Haus in Zgorzelec hat, wurde der Wunsch immer größer, in Görlitz zu arbeiten.

Und in die Praxis Hedrich/Samborski passt sie ideal hinein. Alle drei Ärzte sind Internisten, alle sind Hausärzte und alle haben durch ihr gleiches Alter einen ähnlichen Ausbildungsstand und ähnliche Erfahrungen. Auch die beiden Männer haben einige Jahre in Krankenhäusern gearbeitet – und den Schritt in die Niederlassung nie bereut. „Uns allen liegt Prävention sehr am Herzen“, sagt Henry Hedrich. Im Krankenhaus treffe man die Patienten eigentlich schon zu spät. Przemyslaw Samborski fügt hinzu, dass sie sich auch als Gesundheitsberater sehen. „Es ist doch viel besser, die Menschen schon eher abzuholen.“ Zumal beide die Erfahrung machen, dass sich die Patienten heutzutage viel häufiger als früher ihre Laborbefunde mitnehmen und selbst vergleichen wollen, welcher Wert sich wie entwickelt hat.

Mit der neuen Verstärkung sollen sich die Wartezeiten in der Praxis verringern, auf Termine genauso wie im Wartezimmer direkt. Auch der Bedarf für Hausbesuche soll zu dritt besser abgedeckt werden können. Und es gibt noch eine gute Nachricht: Es werden neue Patienten angenommen. Gleich auf der Startseite der Homepage der Praxis steht ein Hinweis darauf. Dass eine Praxis so offensiv mit freien Kapazitäten wirbt, ist selten geworden in Görlitz.

Entgegen aller Gerüchte hört Henry Hedrich nicht auf, als Arzt zu arbeiten. Das Hotel „Insel der Sinne“, das am Berzdorfer See entsteht, ist in erster Linie das Betätigungsfeld seiner Frau. „Ganz deutlich: Ich bleibe Arzt“, sagt Hedrich, der den Satz am liebsten ganz groß schreiben würde. Immer wieder sprechen ihn Patienten darauf an, haben Angst, sich einen neuen Arzt suchen zu müssen. Sorge ohne Grund, wie er sagt. „Ich gehe nicht weg.“