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Neuanfang in Deutschland

Michael Jemeljanow aus der Ukraine hat bei einem Jugendprojekt in Bautzen auch besser Deutsch gelernt. Für ihn ein großer Schritt zur Integration.

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© Carmen Schumann

Von Carmen Schumann

Bautzen. Geschafft: Michael Jemeljanow steht vor den Schautafeln im Sorbischen Museum, die das Ergebnis eines Jugendprojekts mit dem Titel „Zeugen der Geschichte“ sind. Mit dem Projekt wollten Bautzener Schüler den Menschen die Geschichte von Bautzen über die Auseinandersetzung mit der Architektur näher bringen.

Denn die Bauten seien doch tatsächlich Zeugen der Zeit und Zeugen der Geschichte. Mittelpunkt der Arbeit war die ausführliche Beschäftigung mit dem Gebäude des Sorbischen Museums auf der Ortenburg. Nachdem das Projekt im März gestartet war, konnten die Schüler bereits am Tag des offenen Denkmals Anfang September ein Modell des Gebäudes sowie eine dreidimensionale Computeranimation präsentieren. Voraus gegangen war eine akribische Arbeit am und im Haus, welches von allen Seiten gezeichnet, fotografiert und vermessen wurde.

Neubeginn mit Architekturstudium

Angeleitet wurden die Schüler von Michael Jemeljanow. Der 21-Jährige kam vor zweieinhalb Jahren aus der Ukraine mit Mutter, Bruder und Schwester nach Bautzen. „Meine Heimatstadt ist Tschernowzy in der Bukowina“, sagt er. Nach zwei Jahren hatte er sein Architekturstudium in der Ukraine abbrechen müssen. Nun will er in Deutschland noch einmal ganz von vorn damit anfangen. Denn Architektur – das ist sein Traumberuf.

Michael Jemeljanow besuchte in seiner Heimat eine Schule mit künstlerischem Profil, denn er malte und zeichnete schon als Kind sehr gern. Später faszinierte ihn das Architekturzeichnen und damit verbunden die Möglichkeiten, die spezielle Computerprogramme bieten. Für das Projekt „Zeugen der Geschichte“ gelang es ihm, die tschechische Firma Graphisoft, die auf ihrem Gebiet als führend gilt, davon zu überzeugen, ihm eine Lizenz zu erteilen.

Produktives Team

Über seine zehn Mitstreiter kann er nur Gutes berichten: „Wir waren ein sehr produktives Team“, sagt er. Alle hätten gut mitgearbeitet und schnell gelernt. Er selbst natürlich auch. Denn durch die Zusammenarbeit mit den jungen Leuten aus Bautzen habe er selbst auch seine Deutschkenntnisse enorm verbessern können. Trotzdem ist er noch nicht ganz mit sich zufrieden. „Ich gebe mir viel Mühe mit der deutschen Sprache, aber ich finde, es reicht noch nicht“, sagt er. Da die meisten Teilnehmer an dem Projekt aus dem Sorbischen Schulzentrum kamen, lernte er auch ein wenig Sorbisch. Das sei ihm leichter gefallen, weil es eine slawische Sprache ist – wie das Ukrainische.

Einen Integrationskurs an der Kreisvolkshochschule hat der junge Ukrainer bereits hinter sich gebracht. Nach den reichlich zweieinhalb Jahren in Deutschland findet er seine neue Wahlheimat gut, auch wenn nicht alles so ist, wie er es sich vorgestellt hatte. Die Regeln und Gesetze seien schon sehr verschieden zu denen, die er in seiner Heimat zu befolgen hatte. Auch das Essen sei anfangs für ihn gewöhnungsbedürftig gewesen. Die Heimat werde immer in seinem Herzen sein. Dennoch ist er fest entschlossen, sich in Deutschland gut zu integrieren. „Ich werde es schaffen, wenn ich mir Mühe gebe“, sagt er. Wenn er demnächst ein fünfjähriges Architekturstudium in Dresden aufnimmt, wird er sich wohl eine Wohnung in der Landeshauptstadt suchen, obwohl er sehr an seiner Familie hängt. Aber die Karriere sei schließlich auch wichtig.