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Nester abgeschlagen oder zugemauert

Schwalben und Mauersegler brauchen Verständnis – gerade wenn eine Sanierung ansteht.

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© Karsten Peterlein

Landkreis. Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, das besagt ein bekanntes Sprichwort. Doch bei manchen Menschen scheint die Devise zu gelten: keine Schwalbe im Sommer. Sie schlagen die Schwalbennester häufig – sogar während die Jungen darin sitzen – trotz ganzjährigem Schutz durch das Bundesnaturschutzgesetz, vorsätzlich ab. Einige dieser Straftaten sind durch aufmerksame Bürger gemeldet geworden und wurden zur Anzeige gebracht.

Die überlebenden hilflosen Jungvögel werden in der Wildvogelhilfe des Nabu Leipzig betreut, und sobald sie selbstständig sind, ausgewildert. Zu den Pfleglingen der Station gehören in zunehmender Zahl auch junge, lebendig eingemauerte Mauersegler. Bei Gebäudesanierungen während der Brutzeit wurden ihre Quartiere mit Fugenmörtel und Dämmplatten verschlossen oder konnten von den Altvögeln nicht mehr beflogen werden, da Baugerüste und Baunetze den Anflug versperrten.

Beim Nabu Sachsen läuten daher die Alarmglocken. „Wir bitten nachdrücklich alle Bürger um verstärkte Aufmerksamkeit und vor allem Bauherren und Gebäudebesitzer um die Einhaltung artenschutzrechtlicher Bestimmungen“, so Beatrice Jeschke von der Wildvogelhilfe. Sie ist bereits mehrfach bei der Rettung von in Not geratenen Schwalben und Mauerseglern dabei gewesen. „Bei Notrufen steigen wir zum Beispiel mit Werkzeug und Endoskopkamera auf Gerüste, bohren Löcher, biegen Blechverkleidungen auf und nehmen Dachziegel ab, um an die tagelang unversorgten Vögel zu kommen“, schildert Jeschke die Einsätze. Auch sie ist wie alle Helfer ehrenamtlich in ihrer Freizeit beim Nabu tätig.

Solche Einsätze wären nicht nötig, wenn bei geplanten Sanierungs- und Abrissvorhaben frühzeitig Naturschutzverbände und Behörden einbezogen würden. Um auf Möglichkeiten zum Schwalbenschutz hinzuweisen, startete der Nabu Sachsen bereits im Sommer 2016 mit Unterstützung der sächsischen Landesstiftung Natur und Umwelt das Projekt „Schwalben willkommen“. Zu den gestellten Aufgaben und Zielen gehört es auch, Wege zur Konfliktlösung, beispielsweise bei anstehenden Haussanierungen oder bei Verschmutzungen durch Schwalbenkot, aufzuzeigen, Tipps und Hilfe bei der Anbringung von Kunstnestern und Kotbrettchen sowie der Anlage von Lehmpfützen zu geben. Es gilt, die Akzeptanz für diese Untermieter zu steigern, Menschen für den Schwalbenschutz zu begeistern und zu helfen, damit das Umfeld sauberer wird.

Alle, die den Schwalben Platz an und in ihren Häusern gewähren, können sich beim Nabu Sachsen für die Plakette „Hier sind Schwalben willkommen“ bewerben. Der Antrag liegt in den Schwalbenschutzregionalstellen des Nabu in Leipzig, Chemnitz und Dresden und bei vielen Nabu-Gruppen aus. Er kann auch unter www.schwalben.NABU-Sachsen.de digital ausgefüllt oder unter der Telefonnummer 0341 3374150 in der Landesgeschäftsstelle bestellt werden.

Bisher sind schon mehr als 250 Anträge für die Schwalbenplakette eingegangen. Besonderer Höhepunkt in diesem Sommer war der Marsdorfer Schwalbentag Anfang Juli. An diesem Tag ehrte der Nabu Großdittmannsdorf gemeinsam mit dem Marsdorfer Verein fast 50 Schwalbenfreunde aus der Region mit der Plakette. (SZ/ulb)