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Nero hat ein neues Zuhause

So lange wie kaum ein anderer war der Schäferhund-Mischling im Riesaer Tierheim. Nun wurde er doch noch abgeholt.

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© Sebastian Schultz

Von Britta Veltzke

Riesa. Nero hat seinen Alterssitz ohne Knurren angenommen: Der zwölfjährige Schäferhund-Mix wohnt jetzt bei Petra Klemt und ihrem Mann. Das Ehepaar hat den Mischling schon in ihr Herz geschlossen. Nun trottet Nero durch ihre Wohnung in Mergendorf, als wäre er schon sein halbes Leben lang dort. Auch die drei Katzen im Hause Klemt, Caruso, Karamell und Corlie, stören ihn nicht. „Die interessieren ihn gar nicht“, sagt Petra Klemt.

Mit Katzen und anderen Hunden zusammenzuleben, ist Nero auch gewöhnt: Noch vor einem Monat war sein Zuhause das Tierheim Riesa. Dass ihn auf seine alten Hundetage noch mal jemand adoptiert, hätte Nero selbst wohl am wenigsten geglaubt. Denn das Tierheim war für den Rüden keine kurze Zwischenstation wie bei anderen Vierbeinern. Sechs Jahre lang war er dort. „Er gehörte schon zum Inventar“, sagt Tierheimleiter Uwe Brestel. Dabei ist Nero kein unattraktiver Hund. „Er ist sehr lieb, ruhig und menschenbezogen.“ Doch zu einer schnellen Vermittlung hat das nicht beigetragen. „Das Problem bei Nero war, dass er die meiste Zeit mit seiner Mutter Luna hier war. Die beiden wurden gemeinsam abgegeben“, erzählt Brestel. Erst als Pensionshunde, später sei der Besitzer verstorben. Also blieben Luna und Nero im Tierheim. „Sie sollten gemeinsam vermittelt werden, weil sie unzertrennlich waren.“ Sogar in der MDR-Show „Tierisch, tierisch“ wurden Sohn und Mutter einmal vorgestellt – jedoch vergeblich. Auch eine Vorstellung in der SZ hatte nicht gefruchtet. „Zwei so große Hunde unterzubringen, das ist nun mal schwer“, so der Tierheimchef. Unter den ehrenamtlichen Gassigängern des Tierheimes soll es sogar Widerstand gegeben haben, als Nero dann doch noch vermittelt wurde.

Vielleicht war es für Nero Glück im Unglück, dass seine Mutter Luna im vergangenen Jahr gestorben ist. So musste „nur“ noch für ihn ein neues Zuhause gefunden werden. Und da kam Petra Klemt ins Spiel. „Ich bin mit Hunden aufgewachsen. Daher hat mir ein eigener Hund einfach gefehlt.“ Zunächst habe sie über einen Welpen nachgedacht. „Doch dann hat mein Mann gesagt: Mensch, tu doch was Gutes und nimm einen aus dem Tierheim.“ Gesagt getan: „Nero ist mir gleich aufgefallen.“ Nach ein paar Spaziergängen war der Altenpflegerin klar: „Den nehmen wir.“ Dass Nero aufgrund seines Alters Probleme mit den Gelenken hat, war ihr egal. Täglich bekommt der Hund eine Tablette ins Futter gemischt, und bei Spaziergängen müssen Frauchen und der Rüde schon mal eine kleine Pause einlegen. „Einen Lebensabend im Tierheim hat er einfach nicht verdient“, findet Petra Klemt.

Für Vierbeiner in Not hat sie offenbar ein Herz. Eine der drei Katzen kommt ebenfalls aus dem Tierheim, die beiden anderen von Freunden, die sie nicht mehr haben wollten. Katze Karamell litt sogar unter einer Krankheit, als sie zu den Klemts kam. „Wir haben sie wieder aufgepäppelt. Durch die Krankheit wächst sie allerdings nicht mehr“, erzählt Petra Klemt und deutet auf das zierliche, schwarz-braune Kätzchen, das mit anderthalb Jahren jetzt eigentlich ausgewachsen sein müsste.

Tierheimchef Uwe Brestel ist froh, dass Nero nun doch noch vermittelt werden konnte. „Das Leben im Tierheim bedeutet für alte Hunde Stress. Daher ist es toll, dass sich ihm jemand auf seine alten Tage angenommen hat. Den Klemts ist das hoch anzurechnen. Ich hoffe, Nero hat noch ein schönes Leben.“

Danach sieht es aus: Gemächlich nimmt er ein Leckerli in Empfang und lässt sich dann noch einmal ausgiebig von Frauchen knuddeln. Zufrieden steht Nero da, ganz so als wolle er sagen: „In Mergendorf – da lässt’s sich leben.“