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Neißstraße zum Altstadtfest offen

Die Straße in Görlitz ist am Wochenende drei Tage lang voll begehbar. Die Kneiper sind trotzdem sauer: Der Bau dauert ein halbes Jahr länger.

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© Pawel Sosnowski/80studio.net

Von Ingo Kramer

Am Mittwoch um neun kommen in der Neißstraße noch einmal alle zusammen: Bürgermeister Michael Wieler, Tiefbauamt, Kulturservice, Polizei und Feuerwehr. „Dann schauen wir uns gemeinsam vor Ort alle Details für das Altstadtfest an“, sagt Benedikt Hummel vom Kulturservice, der das am Freitag beginnende dreitägige Fest organisiert. So bleibt genug Zeit, um noch auf eventuelle Probleme reagieren zu können.

Eines aber steht schon vorher fest: Die Neißstraße inklusive aller Abzweige in andere Straßen wird zum Fest komplett geöffnet sein. Das bestätigt auch Tiefbau-Amtsleiter Torsten Tschage: „Mit einem Mineralgemisch auf der Oberfläche ist die Straße begehbar.“ Das Schutzgerüst im oberen Teil der Straße bleibt freilich stehen. Dort sind die Gaststätten und Läden aber jederzeit zugänglich, bestätigt Tschage.

Das Altstadtfest hat auch Auswirkungen auf den Straßenbau. So verkürzt sich die Arbeitszeit am Freitag. „Der Bauablauf wurde frühzeitig auf das Fest eingestellt“, sagt Tschage. Leitungsbauarbeiten wurden vorgezogen, die ungebundene Tragschicht für die Straße ist inzwischen weitgehend eingebaut. So kann unmittelbar nach dem Altstadtfest mit dem Straßenbau im unteren Teil begonnen werden.

Keine Livemusik bis auf eine Ausnahme

Die Gastronomen freuen sich, dass sie zum Fest gut erreichbar sind. Allerdings kritisieren sie die Informationspolitik des Rathauses. „Erst Anfang dieser Woche habe ich auf Nachfrage bestätigt bekommen, dass die Straße voll geöffnet sein wird“, sagt Bernd Schade vom Bürgerstübl. Vorher habe es widersprüchliche Infos gegeben, die zwischen Vollsperrung, Teilöffnung und Komplettöffnung schwankten. „Ohne belastbare Info konnten wir aber nichts planen“, kritisiert Schade. So wird es weder bei ihm noch bei den meisten anderen Gastronomen Livemusik geben.

Nur das Caffè Kränzel ist das Risiko eingegangen und hat für Sonnabend, 17 Uhr, die Band Semper Mirandus gebucht, die schon oft hier gespielt hat. Andere Gastronomen setzen voll auf Speisen und Getränke. Schade etwa bietet sowohl schnelle Gerichte vorn an der Straße als auch eine ruhige, entspannte Oase mit schlesisch-böhmisch-sächsischer Küche im Kastanienhof an. In der Schwarzen Kunst gibt es mittelalterliche Musik vom Band, Kerzen und einen Bier-zum-Mitnehmen-Stand gleich am Eingang des Restaurants. Ähnliches hat auch Bernd Schwerdtner vom Pauker geplant, der außerdem auf seine große Terrasse auf der anderen Straßenseite setzt.

Was das Altstadtfest angeht, sind die Gastronomen durchweg optimistisch. Ganz anders sieht es bei der generellen Situation in der Straße aus. „Die Baustelle geht nicht schnell genug voran, und abends rasen unvernünftige Radfahrer die Straße hinunter“, sagt Schwerdtner. Neulich sei seine Kellnerin sogar umgefahren worden. Zu allem Überfluss habe er jetzt auch noch erfahren, dass die Baustelle dieses Jahr nicht mehr fertig wird.

Das bestätigt auch Thomas Bednarek vom Caffè Kränzel. Er hat mit dem Tiefbauamt telefoniert: „Dort habe ich erfahren, dass es voraussichtlich ein halbes Jahr länger dauern wird.“ Andere Gastronomen nennen ähnliche Verzögerungen. Die Stadt selbst will sich dazu derzeit aber nicht äußern. Amtsleiter Torsten Tschage verweist stattdessen auf Anfang September. Erst dann soll es eine Bürgerinformationsveranstaltung zum Baugeschehen geben, zu der auch die Presse eingeladen wird.

Zum Altstadtfest ist die Straße ein Nadelöhr

Doch auch Tobias Kleß von der Schwarzen Kunst hat von sechs Monaten Verzögerung gehört: „Ursprünglich hieß es, dass schon vor dem Altstadtfest mit dem Pflastern begonnen wird, aber davon ist jetzt nichts zu sehen.“ Zum Glück sei zumindest die untere Neißstraße langsam wieder besser begehbar: „Es kommen jetzt wieder spürbar mehr Gäste.“

Zum Altstadtfest ist die Straße ein Nadelöhr – vor allem, weil viele Besucher zum Jakubyfest nach Zgorzelec strömen. Das ist auch dem Kulturservice bewusst. Um die Situation etwas zu entspannen, wird dieses Jahr kein einziger Stand die Neißstraße einengen, verspricht Benedikt Hummel: „Das haben wir schon in den Vorjahren deutlich entzerrt.“ Die letzten drei, die unten noch verblieben waren, rücken dieses Jahr gen Brückenkopf der Altstadtbrücke. Und der letzte Stand vom oberen Ende der Neißstraße zieht in die Weberstraße um. Jetzt hofft Hummel, dass der heutige Termin keine unerwarteten Probleme zutage bringt. Und, dass die Festbesucher vernünftig sind: „Jeder sollte mit offenen Augen durch die Neißstraße gehen sowie Zäune und Absperrungen respektieren.“

Alle Beiträge und Bilder zum Altstadtfest gibt es hier.