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Nazi-Schmierereien sorgen für Wirbel

Diesmal wurde eine Mauer des Juwelierladens am Wettinplatz mit einem Hakenkreuz besprüht. Nun sucht die Kripo die Täter.

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Von Philipp Siebert

Wieder ist eine Wand besprüht. Nazi-Schmierereien in Coswig. Diesmal wurde eine Mauer am Juwelierladen von Matthias Baldauf am Wettinplatz mit roten SS-Runen besprüht. Dazu noch ein 25 mal 25 Zentimeter großes Hakenkreuz. Der Juwelier entdeckte die Schmierereien erst am Montagmorgen. Am selben Tag ist deswegen eine Anzeige beim zuständigen Polizeirevier gleich um die Ecke eingegangen, bestätigt Polizeisprecher Wolfgang Kießling. Diese wird nun auf dem üblichen Dienstweg an die Kriminalpolizei weitergeleitet. „Die Beamten haben jetzt die Ermittlungen wegen Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen aufgenommen“, sagt Kießling. Derzeit laufe ein Zeugenaufruf. Parallel dazu würden weitere Indizien geprüft. Sollten die jedoch zu keinem Tatverdächtigen führen, werde die Anzeige vorläufig eingestellt.

Die Nazi-Schmierereien sind inzwischen schon wieder verschwunden. Juwelier Baldauf hat die Runen und das Hakenkreuz selbst mit Lösungsmittel entfernt. Laut Gesetz ist das die Pflicht des Grundstückseigners. Dennoch sorgen die Schmierereien weiter für Wirbel.

Einer, dem die Parolen der Nazis mächtig gegen den Strich gehen, ist Eckehard Franz. Der Fraktionschef der Linken im Coswiger Stadtrat hat ein waches Auge für solche Vorkommnisse im Alltag. „Mich ärgert es, das so etwas wieder in Coswig passiert ist“, sagt er. Und das ausgerechnet am Wettinplatz, der tagtäglich von Hunderten Menschen frequentiert wird. Schüler der Mittelschule, Wochenmarktbesucher, Kirchgänger und nicht zuletzt auch Autofahrer sehen die Symbole an dieser exponierten Stelle.

„Doch im Endeffekt passiert wieder nichts“, ist Franz verärgert. Das weiß der Stadtrat aus Erfahrung. Vor nicht einmal zwei Jahren gab es einen ähnlichen Fall. Auch am Wettinplatz. Damals wurde der überdachte Eingang am alten Kino, der von einem vietnamesischen Wochenmarkthändler genutzt wird, mit Parolen wie „Deutschland den Deutschen“ und „Rache für Hess“ bekritzelt. Wochenlang waren die Schriftzüge sichtbar, ehe der Händler die Nazi-Sprüche entfernte, da der Hauseigentümer nicht handelte. „Zum Glück haben Baldaufs sofort reagiert“, sagt Franz.

Reaktion fordert der Linken-Fraktionschef nun aber auch von Coswiger Bürgern und deren Vertretern. „Es kann nicht sein, dass es dann irgendwann heißt, wir machen eine Aktennotiz und der Fall ist erledigt“, sagt Franz. Auch wenn klar sei, dass die Täter nur schwer zu stellen sind, fordert er nun ein Zeichen von der Stadt und seinen Bürgern. „Am 28. Januar haben wir dazu die ideale Gelegenheit“, sagt Franz. Dann gedenke die Stadt den Opfern des Nationalsozialismus an den drei Gedenksteinen in Coswig. „Gerade dann sollten die Nazi-Gegner Präsenz zeigen und demonstrieren, dass die Coswiger Gewalttätigkeiten und Respektlosigkeit nicht akzeptieren“, fordert er.

Die Polizei sucht derzeit nach Augenzeugen, die Hinweise zu den Tätern oder der Tatzeit geben können. Hinweise werden unter

0351 483 22 33 entgegengenommen.