Von Franz Herz
Naundorf. Konstantin Hermann zeigt auf den Balken, den er unter der Türschwelle einer Stube neben dem großen Speisesaal im Schloss Naundorf freigelegt hat. Hier ist noch der Schlitz zu erkennen, in den früher ein Balken eingesetzt war. „Das sieht so aus, als ob die Tür früher einflügelig war und dann ein zweiter Flügel eingebaut wurde“, sagt der Schlossbesitzer. Das macht mehr her. Hier sieht er auch einen Zusammenhang zum Tag des offenen Denkmals am kommenden Sonntag, dem 10. September. Dessen Motto lautet „Macht und Pracht“. Eine zweiflügelige Tür ist natürlich prächtiger als eine einfache.
Das Schloss Naundorf war das zentrale Gebäude des Ritterguts und damit immer auch Ausdruck von Macht. Allerdings war es in früheren Zeiten ein kleinerer Bau, der erst im Lauf der Zeit erweitert wurde und zusehends mehr Pracht entfaltet hat. Konstantin Hermann, der das Schloss nach jahrelangem Leerstand dieses Jahr gekauft hat, entdeckt bei seinen Beräumungsarbeiten immer mehr von der Baugeschichte des Hauses, auch wenn es noch viele Rätsel offen lässt.
In den meisten Räumen des Erd- und Obergeschosses hat Hermann inzwischen die PVC-Beläge von den Böden abgezogen, sodass die ursprünglichen Holzdielen wieder zu sehen sind. Dabei ist er auf Reste eines Linoleumbodens gestoßen mit einer braun-rot-goldenen Verzierung. Auch alte Wandverzierungen hat er freigelegt. Solche Details zeigt er auch zum Denkmaltag. Die Wand einer Seitenstube ist zwar nur gemalt, imitiert aber eine Holzvertäfelung und wirkt damit auch schon wieder prächtig. Wobei der Raum allein mit seinen fünf Metern Höhe schon Eindruck macht.
Hier sind weitere Denkmale zu besichtigen
Bei seinen Beräumungsarbeiten setzt Hermann sich noch mit den Überresten auseinander, die aus der Zeit stammen, als hier im Schloss das Kreispflegeheim untergebracht war. Er hat sich auch schon an den früheren Betreiber gewandt, ob der sich nicht an den Kosten der Abfallentsorgung beteiligt, weil stapelweise Bettlaken oder Kartons mit Inkontinenzwindeln noch aus dem Heimbetrieb herrühren. Aber diese Verhandlungen haben noch kein Ergebnis gebracht.
Bisher steht noch das Beräumen der alten Gelasse im Vordergrund seiner Arbeiten. So will er auch den betonierten Schacht für den Essensaufzug wieder entfernen. Der stört den alten Raumeindruck. Auch der Küchenanbau wird noch abgerissen, damit die alte Form des Gebäudes wieder zur Geltung kommt. Das ist es auch nicht, was der studierte Historiker zum Denkmaltag in den Fokus rücken will. Er will die frühere Pracht in den Vordergrund stellen, die an vielen Stellen doch durchblitzt. Eine Idee von dem alten Glanz wird er auf eine besondere Art aufleben lassen. Er will in jeden Raum, den er öffnet, ein Verzeichnis hängen, wie er 1896 genutzt wurde, welche Möbel und welches sonstige Inventar darin standen. Diese Einrichtungsgegenstände sind weitgehend verschwunden. Aber die Auflistung hilft der Fantasie der Besucher sicher auf die Sprünge.
Er wird aber auch Warnschilder aufstellen, damit beispielsweise niemand auf den baufälligen Balkon tritt, sich den Kopf am niedrigen Kellerabgang stößt oder in andere Bereiche geht, die noch nicht so weit sind, dass jedermann dort entlang gehen kann. Erste Erfahrungen mit einer Öffnung des Schlosses hat Konstantin Hermann bereits im August gesammelt. Zum Parkfest in Naundorf hat er ebenfalls seine Tür geöffnet und rund 400 Besucher sind gekommen. „Darunter waren auch frühere Mitarbeiter des Pflegeheims oder Nachbarn, die beispielsweise erzählt haben, dass sie als Kind im Keller waren und man sich dort verlaufen konnte“, berichtet Hermann. Solche weiträumigen Kellergelasse hat der neue Schlossherr noch nicht gefunden, aber er weiß, dass auch für ihn das Schloss noch viele Geheimnisse birgt. Zwei vermauerte Zugänge kennt er bereits. Die wird er bei Gelegenheit noch öffnen. Die Besucher am Sonntag können aber nur in die bekannten Räume gehen.
Geöffnet am Sonntag von 12 bis 16 Uhr mit Führungen