Merken

Naturschutzbehörde gegen Hochwasserbecken

Wilsdruff will oberhalb des Parkstadions einen Damm bauen. Doch nun sind Biotope im Weg.

Teilen
Folgen
NEU!
© Symbolbild/dpa

Von Annett Heyse

Wilsdruff. Als die Stadt Wilsdruff vor gut einem Jahr ihr Konzept für einen besseren Hochwasserschutz vorstellte, schien das größte Problem ein finanzielles zu sein: Mindestens 1,6 Millionen Euro würde es kosten, die Stadt besser gegen die Fluten der Wilden Sau zu wappnen. Seit Kurzem aber gibt es noch ein ganz anderes Problem: Das wichtigste Vorhaben auf der Liste, ein Hochwasserrückhaltebecken kurz vor Wilsdruff, steht auf der Kippe.

Die Beamten der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt kritisieren, dass sich im Saubachtal oberhalb des Parkstadions Biotope und Flächennaturdenkmale befinden. Es geht um Nasswiesen, Auengebüsche und einen besonders naturnahen Flussabschnitt, der sich sanft durch die Wiesen schlängelt. „So etwas ist selten geworden, der ist unbedingt erhaltenswert“, sagt Birgit Hertzog, Leiterin des Umweltamtes. Ein Regenrückhaltebecken könne dort nicht angelegt werden.

Im Wilsdruffer Rathaus ist man verblüfft und moniert, dass den Naturschützern das Problem nicht eher aufgefallen sei. „Die Pläne waren öffentlich ausgelegt. Das Umweltamt hat Stellung bezogen, aber das Problem mit den Biotopen nicht angesprochen“, äußert Bürgermeister Ralf Rother (CDU). Hertzog hält dagegen, man habe sehr wohl in einer Stellungnahme darauf hingewiesen. Abgesehen davon, wer nun was überlesen oder auch nicht ausdrücklich formuliert hat: In Wilsdruff entsteht gerade ein Konflikt zwischen dem Hochwasserschutz und dem Naturschutz.

Die Stadt plant schon länger umfangreiche Hochwasserschutzmaßnahmen in Grumbach und Wilsdruff. Brücken sollen umgebaut, Ufermauern erhöht, Uferböschungen verbreitert, ein Wehr abgerissen und Durchlässe vergrößert werden. Besonders wichtig und ausschlaggebend für einen wirksamen Flutschutz sind aber zwei Regenrückhaltebecken, eines in Grumbach, das andere in Wilsdruff.

Das Wilsdruffer Becken soll oberhalb des Parkstadions und den Kleingärten entstehen. Geplant ist, einen vier Meter hohen und 170 Meter langen Damm quer zum Tal zu errichten, durch dessen Öffnung die Wilde Sau ungehindert fließen kann. Bei Hochwasser würden die Wassermengen gedrosselt und angestaut. Das Rückhaltevolumen liegt bei 97 000 Kubikmeter und würde den Hochwasserpegel in Wilsdruff deutlich senken. Kosten: 420 000 Euro.

Das Bauwerk ist so angelegt, dass die Grünflächen hinter dem Damm erhalten bleiben. Die 7,5 Hektar großen Wiesen zwischen Landbergweg und Limbacher Straße können so unverändert weiter bewirtschaftet werden. Das ist nun auch das Argument der Stadt: „Die Biotope wird es auch in Zukunft geben, die rühren wir nicht an. Sie werden bei Hochwasser lediglich überflutet“, verteidigt Rother das Bauprojekt.

In der Naturschutzbehörde sieht man das anders. Hertzog: „In dieser Form ist der Bau nicht möglich.“ Möglicherweise würde das Wasser im Falle einer Flut tagelang im Becken stehen – und den Biotopen schaden. Nun soll ein klärendes Gespräch zu einer Lösung beitragen. Demnächst treffen sich Vertreter der Stadt und des Umweltamtes in der übergeordneten Landesdirektion. Bürgermeister Rother ist optimistisch. „Es kann doch nicht der Naturschutz über dem Hochwasserschutz stehen.“