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Narva will mit LED-Produkten wachsen

Ob Frühchen oder Bollywood-Star – alle aalen sich unter Brand-Erbisdorfer Lampen. Das reicht aber nicht.

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© dpa

Von Jörg Schurig

Beim Lampenhersteller Narva in Brand-Erbisdorf ist das Zeitalter der Leuchtdioden (LED) angebrochen. Dennoch hat Geschäftsführer Roland Michal zu Hause einen Vorrat an Glühlampen angelegt. „Ich sitze ja an der Quelle“, sagt der 59-Jährige lächelnd und schwärmt vom warmen Licht einer Glühlampe. Die ist rein energetisch zwar eine kleine Katastrophe, denn nur fünf Prozent des zugeführten Stromes wird in Licht umgewandelt – der Rest geht als Wärme verloren. Doch beim Wohlfühlfaktor ist sie unschlagbar. Denn das als Wärme wahrgenommene Infrarotlicht dringt über die Haut in den Körper ein und erwärmt so die Herzen der Menschen.

Wie kein anderes ostdeutsches Unternehmen steht Narva für Licht. Seinen Stammsitz hatte das frühere Kombinat in Berlin, in Brand-Erbisdorf bei Freiberg wurde 1966 mit der Produktion von Leuchtstoffröhren begonnen. Zu ihren besten Zeiten hatte die Firma rund 2.000 Beschäftigte. Heute sind es in Brand-Erbisdorf noch 400. Ein Fünftel der früheren Beschäftigten schafft nun das Fünffache an Produktion – 30 Millionen Leuchtstofflampen pro Jahr. Alle paar Jahren müssen sie ausgetauscht werden. „Wir werden noch viele Jahre damit leben können“, sagt Michal.

Dennoch hat Narva 2013 seine Angebotspalette um LED-Leuchten erweitert. Die Sachsen produzieren auch Lampen, die wie klassische Leuchtstoffröhren aussehen – nur das Licht stammt von Dioden. „Wir machen LED nicht, um damit einen Rückgang bei Leuchtstoff zu kompensieren. Wir wollen aber die Möglichkeiten von LED nutzen“, sagt Michal. Deshalb arbeite man verstärkt mit Lichtplanern, denn Kunden würden heute individuelle Beleuchtungsvarianten verlangen. Das große Geschäft macht Narva freilich noch auf absehbare Zeit mit den herkömmlichen Röhren. Der Umsatz lag 2013 bei knapp 50 Millionen Euro, der Export geht in 75 Länder.

Wenn Michal über die Zukunft des Lichtes spricht, leuchten seine Augen: „Unser Produkt ist nicht die Lampe, sondern das Licht. Es geht darum, Licht zu verstehen und Produkte anzubieten, die etwas Besonderes sind.“ Als Anbieter von Licht für spezielle Anforderungen will das Unternehmen nicht nur Nischen ausleuchten. Bei Fleischtheken stellt Narva rotes Licht her, um Steaks und Wurst besonders appetitlich aussehen zu lassen. An der Käsetheke ist eher ein Gelbton hilfreich. Beim Juwelier ist das Vollspektrum gefragt, dann müssen alle Farben des Regenbogens vorhanden sein. Im Aquarium wiederum geht es um einen Kompromiss. Zu viel grünes Licht lässt die Algen wuchern.

Der letzte Schrei mit dem O

Wer die Hallen in Brand-Erbisdorf durchstreift, bekommt auch andere Erzeugnisse zu sehen. Zum Speziallicht gehört auch jene Technik, die Frühchen in Inkubatoren die richtige Wärme gibt, Sonnenhungrige auch im Winter ins Solarium treibt oder die Produktionen der indischen Filmindustrie ausleuchtet.

Bei Leuchtstofflampen und LED zählt Narva trotzdem eher zu den kleineren Fischen. Nach Angaben von Michal machen die Firmen Philips und Osram etwa 80 Prozent des Licht-Marktes in Deutschland unter sich aus, nur den Rest teilen sich Narva, General Electrics und Sylvania. Narva erzielt derzeit 80 Prozent seines Umsatzes mit Leuchtstofflampen. Wachsen will man künftig vor allem mit LED.

„Der Lichtmarkt befindet sich in einem Umbruch“, sagt ein Sprecher des Lichtkonzerns Osram. LED komme immer häufiger zum Einsatz, weil ihr Preis ständig sinkt. Auch ein Blick auf die Öko-Bilanz ist erhellend: Eine gute LED-Lampe verbraucht rund 80 Prozent weniger Strom als eine Glühlampe. LED-Leuchtmittel können eine Lebensdauer von mehreren 10.000 Stunden haben, verglichen mit den 2.000 Stunden einer Halogenlampe oder den 1.000 Stunden einer Glühlampe. Momentan machen traditionelle Leuchtmittel bei Osram noch deutlich mehr als die Hälfte des Lampen-Umsatzes aus. Über alle Produkte hinweg will die Firma den Umsatzanteil von halbleiterbasierten Produkten wie LED bis 2017 aber auf über 50 Prozent erhöhen.

Der neueste Schrei auf dem Lichtmarkt wird kontrovers diskutiert. Ob OLEDs, die organischen Leuchtdioden, einmal alle anderen Lichtquellen in den Schatten stellen werden, steht in den Sternen. Nach Ansicht von Narva-Produktmanager Sebastian Hesse ergänzen sich LED und OLED: „OLED ist gewissermaßen das Designer-Licht.“ Die Dresdner Firma Novaled, die zum mächtigen Samsung-Konzern gehört, glaubt an eine Revolution des Lichtes auf Basis organischer Leuchtdioden. „Da kann man ganz dünne Flächen energieeffizient zum Leuchten bringen und bekommt ein flächiges Licht. Außerdem könnten die Lichtquellen biegsam und transparent sein“, sagt Novaled-Chef Gildas Sorin. (dpa)