Von Maik Brückner
Osterzgebirge. Mit ernster Miene knetet Thomas Kirsten an den Schneekugeln herum, die er auf einem Tisch übereinandergesetzt hat. Ab und zu schaut er zu Caroline Schulze. Die Geisinger Ex-Prinzessin steht direkt neben ihm und streichelt sich ab und zu ihren Babybauch. Nach ihrem Vorbild soll Kirsten eine Schneefrau formen. So will es der Geisinger Faschingsverein, der sich diesen kleinen Wettbewerb ausgedacht hat. Zwei Meter neben Kirsten schwitzt Geisings Ortsvorsteher Silvio Nitschke. Er soll einen Schneemann bauen, der dem Faschings-Polizeihauptmann Michael Zechel ähnelt. Die beiden Kommunalpolitiker geben sich sichtlich Mühe, schließlich will sich keiner vor den gut 320 Zuschauern blamieren, die zur Eröffnung der Geisings Faschingssaison vor dem Ratskeller erschienen sind und kurz zuvor miterlebten, wie der Bürgermeister freiwillig den Rathausschlüssel herausrückte.
Die anderen Karnevalshochburgen
Vor der dann anstehenden Aufgabe wollte sich Kirsten drücken. „Wieso habe ich einen Büroleiter?“, fragt er. Doch der – es handelt sich um Reiner Fischer, der früher selbst mal Bürgermeister von Geising war – hatte den Braten offenbar gerochen und war gar nicht da. Deshalb musste der Rathauschef selbst ran. Und das genießen die Faschingsfreunde, unter denen sich viele Oberschüler befinden. Ihre Augen sind auf Kirsten und Nitschke gerichtet. Vor allem Ersterer bekommt viele nicht ganz ernst gemeinte Tipps. Ein entscheidender Hinweis kommt vom Modell Caroline selbst. „Die Brust könnte ein bissel größer sein“, sagt sie. Der Rathauschef beherzigt den Tipp und setzt noch mal Schnee an. Aber auch Nitschke muss sich Kritik gefallen lassen. „Wir hatten noch nie so einen kleinen Hauptmann“, sagt der Moderator. Doch das mag der Ortschef nun nicht mehr korrigieren. Stattdessen modelliert er das Gesicht seines Schneemanns.
Publikum ist zufrieden
Nach gut 15 Minuten ist der kleine Wettbewerb zu Ende. Der eilig zusammengetrommelten Jury aus drei Schülern obliegt es nun, die Meisterwerke zu beurteilen. Ganz zufrieden sind die jungen Leute nicht, deshalb küren sie beide zum Sieger. Das Publikum ist mit dem Urteil zufrieden.
Faschingspräsident Thomas Zechel bittet die Sieger und die Jury auf die kleine Bühne und klärt das närrische Publikum auf. Es sei kein Zufall, dass diese zwei jungen Männer und die junge Dame in die Jury berufen wurden. Denn zwei von ihnen – nämlich Morris Wolf aus Geising und Lisa Bock aus Altenberg – sind das neue Schulprinzenpaar. Der Dritte im Bunde, Dustin Luft, wird beiden als Hofnarr zur Seite stehen. Morris Wolf, der im letzten Jahr selbst Hofnarr war, hat mit einem lachenden Gesicht das Amt angenommen. Schließlich ist er nun für ein paar Stunden der Geisinger Prinz. Denn der richtige – der Erwachsenenprinz – wird erst in den Abendstunden im Geisinger Leitenhof gekürt.
Präsident Zechel lässt die Narren zum Abschluss der kleinen Party vor dem Rathauskeller Polonaise tanzen. Und die lassen sich nicht lange bitten. Die fünfte Jahreszeit hat begonnen.