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Nächster Logistik-Gigant an der A 4

Ab Sonnabend wird Berbersdorf zum Umschlagplatz für Obst und Gemüse. Handelsriese Edeka will sich erweitern.

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© André Braun

Von Maria Fricke

Berbersdorf. Nach nur neun Monaten Bauzeit hat die Erzeugergenossenschaft Landgard im Gewerbegebiet Berbersdorf im Striegistal ihr neues Logistikzentrum eröffnet. Noch ist die rund 10 000 Quadratmeter große Halle nahezu leer, bis auf die drei abgetrennten separaten Kühlräume. Das wird sich am Freitag ändern. Punkt 16 Uhr würden am Chemnitzer Standort die Stecker gezogen, so Jens Pawlik, Geschäftsführer der neu gegründeten Landgard Ost Obst und Gemüse GmbH. Dann nehmen die Mitarbeiter ihre Kisten und fahren nach Berbersdorf, um dort den Betrieb aufzunehmen. Bereits am Sonnabendfrüh werde das erste Obst und Gemüse angeliefert und in dem Logistikzentrum neu verteilt.

Von 4 auf 10 Hektar

Mit diesem hat die Erzeugergemeinschaft eine neue Drehscheibe in der Region Ost geschaffen. Dafür wurden die beiden bisherigen Standorte in Chemnitz und Dresden zusammengelegt. Die knapp 125 Mitarbeiter, die bisher auf den dort zur Verfügung stehenden rund 4 000 Quadratmetern tätig waren, sind fast alle mit nach Berbersdorf gekommen. „Fünf Beschäftigte sind in Altersteilzeit gegangen“, sagt Jens Pawlik. An den bisherigen Standorten bleiben die Cash & Carry bestehen. Pawlik spricht von 30 bis 40 zusätzlichen Stellen, die im Striegistal geschaffen werden sollen. Einige seien bereits besetzt, für weitere laufe die Auswahl noch. „Wir haben aktiv hier annonciert“, betont Pawlik.

Neben Mitarbeitern aus der Region setzt Landgard im Striegistal vor allem auf Produkte von regionalen Erzeugern. So waren zahlreiche Kisten mit Gurken aus Sachsen das erste Produkt, das bereits am Mittwoch im neuen Logistikzentrum zu finden gewesen ist. „Unsere Kernprodukte sind ostdeutsche Freilandprodukte, deutsche Erdbeeren, Spargel aus Brandenburg oder Thüringen“, betont Pawlik. Rund 130 Erzeuger gebe es in Ostdeutschland. Aber auch in anderen Ländern hat Landgard Produzenten, deren Ware zukünftig bis nach Berbersdorf gebracht wird. Steinobst sowie Zitrusfrüchte kommen beispielsweise aus Spanien. Im Aufwind ist der Markt in China. Rund 15 Prozent betrage der Anteil an Waren aus Asien, so Pawlik. Angebaut werden dort Honigpomelos, Ingwer sowie Nashi-Birnen. „Ab Rotterdam übernehmen wir“, sagte der Geschäftsführer.

Knapp elf Millionen Euro hat Landgard in den Neubau investiert. Die Ortswahl hatte vor allem geografische Gründe. Über die Nähe zur Autobahn 4 ist das Logistikzentrums auch gut an die A 14, A 13 sowie A 72 und A 17 angebunden. „Wir befinden uns hier im Herzen Sachsens“, sagte Pawlik. Günstig sei der Standort zudem für den Umzug der Mitarbeiter aus Chemnitz und Dresden gewesen, betonte Armin Rehberg, Vorstandsvorsitzender der Landgard eG.

Den ersten Kontakt zur Gemeinde habe es bereits vor zehn Jahren gegeben, erzählte Bürgermeister Bernd Wagner (parteilos). Der Spatenstich für den Bau erfolgte am 15. November 2016. Im Januar und Februar musste der Bau aufgrund der Witterung für sechs Wochen ruhen, informierte Fabian Stratmann, Projektleiter von List Bau Bielefeld, die den Bau umgesetzt hat. Gut die Hälfte der verlorenen Zeit konnte jedoch wieder aufgeholt werden. Damit kann der Einzug Anfang August planmäßig erfolgen.

Kennzeichnend für das Logistikzentrum ist die große, nahezu leerstehende Halle. Ein Regalsystem werde nicht mehr installiert, so Clemens Eng, technischer Leiter bei Landgard. Das Zentrum bietet Platz für rund 7 000 bis 8 000 Paletten Obst und Gemüse pro Tag. Die Wareneingang und -ausgang sind getrennt, sodass ein Durchlauf möglich ist. An den Altstandorten in Chemnitz und Dresden war das bisher nicht der Fall. Dort gab es nur eine Stelle für den Ein- und Ausgang. Die Ware musste vor der Weiterverarbeitung zwischengelagert werden. 30 von insgesamt 36 Andockstationen sind installiert worden. Es besteht also noch Kapazität zur Erweiterung.

Bis zu 8 000 Paletten Ware pro Tag

Rund 40 Unterflurfahrzeuge wie Gabelstapler sind laut Clemens Eng zukünftig in der Halle unterwegs. Sowohl die große Halle als auch die drei zusätzlichen Kühlräume können auf Temperaturen zwischen zwei und zehn Grad Celsius heruntergekühlt werden. Dafür sorgt eine, nach Angaben des Unternehmens, umweltfreundliche Kälteanlage. In den Kühlräumen ist zudem eine zusätzliche Befeuchtung möglich. Die Räume sind für Waren vorgesehen, die nicht innerhalb von 24 bis 48 Stunden Berbersdorf wieder verlassen.

Jens Pawlik geht davon aus, dass das Logistikzentrum bis Ende des Jahres ausgelastet ist. Eine Erweiterung hat Landgard bereits in der Bauphase mit vorbereitet. Die Halle ist so konzipiert, dass eine zweite, ebenfalls rund 10 000 Quadratmeter große angebaut werden kann. Das entsprechende Land dazu hat Landgard ebenfalls schon erworben. Konkrete Pläne zum Ausbau gebe es aber derzeit nicht, sagte Eng. Ausgeschlossen ist jedoch, so Geschäftsführer Pawlik, dass in Berbersdorf eine Bananenreiferei entsteht. „Das ist nicht mein Metier, das machen andere“, betonte Pawlik.

Noch ausgebaut wird in den kommenden Wochen die im Logistikzentrum integrierte, ebenfalls neue Packstation. Diese laufe zunächst ohne Maschine an, sodass die Mitarbeiter mit den Händen die Waren verpacken. Laut Pawlik solle die Station in vier bis sechs Wochen voll in Betrieb gehen. Rund 1 000 Quadratmeter Fläche nimmt die Packstation innerhalb des Logistikzentrums ein.

Mit Landgard geht das zweite Unternehmen in „Sachsens größtem, verfügbarem Gewerbegebiet“, so Striegistals Bürgermeister Bernd Wagner, in Betrieb. Handelsriese Edeka eröffnete im April 2015 sein Lager an der A 4. „Insgesamt umfasst das Gewerbegebiet eine Fläche von rund 120 Hektar. „Es ist fertig erschlossen“, sagte Wagner. Eine Änderung des Bebauungsplanes sei im Juni erst erfolgt. „Somit können wir weitere Ansiedlungen akquirieren“, erklärte der Bürgermeister. Das Gewerbegebiet habe das Potenzial für 1 000 Arbeitsplätze, so Wagner. Mit Landgard und Edeka sind bereits über 500 angesiedelt. Ob es weitere Interessenten für den Standort gebe, dazu äußerte sich das Gemeindeoberhaupt nicht. Aber: „Edeka wird sich erweitern“, so Wagner.