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Nächster Halt: Baustelle

Die Bahnhofstraße ist bis Ende des Jahres dicht. Das macht Händlern, Taxi- und Busfahrern zu schaffen.

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© Sebastian Schultz

Von Britta Veltzke und Sebastian Schultz

Riesa. Michael Findeisen und seine Mitarbeiter vom Glaubitzer Garten- und Landschaftsbau kommen auf der Bahnhofstraße gut voran. Trotz der angesagten Hitze für Mittwoch und Donnerstag ist er guter Dinge. Seine Firma hebt den Graben für die neuen Gasleitungen aus. „Der größte Teil ist schon geschafft“, sagt Findeisen zufrieden. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Sperrung nun früher aufgehoben wird. Denn wenn Findeisens Leute fertig sind, kommt noch eine neue Asphaltschicht obendrauf.

Dabei dachten Heike Wauer, Avis-Budget-Regionalleiterin, und ihre Kollegin Kati Radnoti, sie hätten das gröbste überstanden. Ihre Autovermietung liegt mitten im Baustellenbereich. „Der Lärm direkt vor der Tür hat schon genervt“, sagt Kati Radnoti. „Aber was soll‘s“, sagt die Chefin. „Es muss ja gemacht werden. Und für unsere Kunden sind wir ja nach wie vor erreichbar.“ Positiv überrascht war sie von der offenen Informationspolitik des Bauleiters. „Er ist persönlich vorbeigekommen, um mit uns zu reden.“ Bis Ende August soll die Baumaßnahme auf dem Abschnitt zwischen Birkenwäldchen und dem ehemaligen Hotel Saxonia (heute Asylheim) jetzt noch dauern.

300 Euro Umsatzeinbußen täglich

Danach kommt noch der Abschnitt von der Hotel-Kurve bis zum Busbahnhof an die Reihe. Voraussetzung dafür ist nur noch ein Stadtratsentschluss, der jedoch als Formsache gilt. Bis Mitte Dezember soll besagter Straßenabschnitt grundhaft ausgebaut werden, inklusive neuem Hauptsammler, Tiefbau für Elektroleitungen und Straßenbeleuchtung sowie Asphalt (das alte Pflaster kommt weg). Die Bahnhofstraße bleibt also bis Jahresende eine Sackgasse. Ein Problem ist das für die Taxifahrer. Gerade legen einige von ihnen am Taxistand neben dem Bahnhof eine kleine Pause ein. „Wir machen gerade jede Menge Leerkilometer, um zu einem Fahrgast und vom Fahrziel wieder hierherzukommen“, erklärt Michael Rutte. „Den Verlust gleicht uns niemand aus. Und auf die Kunden umlegen können wir das auch nicht.“ Kollege Silvio Sebastian stimmt ihm zu. „Wir sind hier derzeit wie auf einer Halbinsel.“ Er ärgere sich darüber, dass gerade an so vielen Stellen gleichzeitig gebaut wird. Denn derzeit sind ebenfalls Abschnitte anderer wichtiger Verkehrsadern der Stadt gesperrt, etwa der Alleestraße, Rostocker Straße oder der Grenzstraße/Lange Straße.

Dazu muss man wissen, dass die Stadt Bauaufträge erst vergeben kann, wenn der Finanzplan fertig ist. Den beschloss der Stadtrat diesmal vergleichsweise früh: im Februar. „Zudem wird logischerweise vorrangig in der warmen Jahreszeit gebaut. Deshalb findet man jetzt überall im Land viele Baustellen“, erklärt Stadtsprecher Uwe Päsler. Im speziellen Fall Bahnhofstraße komme hinzu, dass es im März hieß, Riesa könne dafür keine Fördermittel mehr erhalten. „Im Mai hat der Freistaat dann doch noch weitere 60 Millionen für den kommunalen Straßenbau bewilligt, von denen Riesa mit diesem Projekt sowie mit der Nickritzer Straße profitiert.“ Da aber die Stadtwerke mit der Erneuerung der Gasleitungen im Kreuzungsbereich zur B 182 nicht warten konnten, komme es jetzt zu dieser Aufeinanderfolge der beiden Bauprojekte, so der Stadtsprecher.

Die ortskundigen Taxifahrer müssen sich ihre Routen derzeit ungewohnt lange überlegen, bevor sie aufs Gaspedal steigen. Richtig aufgeschmissen seien aber die Lkw-Fahrer, die sich nicht auskennen. „Da hilft einem das Navi gar nichts“, sagt Silvio Sebastian. Die Taxifahrer hoffen nun, dass der Winter nicht zu früh kommt und die Bauzeit noch weiter in die Länge zieht.

Das hofft auch Ramona Müller, Inhaberin des Zeitungsladens im Bahnhof. „Ich habe Umsatzeinbußen von 300 Euro täglich.“ Ein Drittel ihrer Stammkundschaft nehme den Weg derzeit nicht auf sich. Auch die Fahrer der Anlieferfahrzeuge hätten Probleme, sie zu finden. „Viele denken, dass der Weg zum Bahnhof auch dicht ist.“ Müller würde sich wünschen, dass auf den Schildern deutlicher erkennbar ist, dass der Bahnhof trotz allem erreichbar ist.

Auch die Fahrgäste der Busse müssen sich auf Verspätungen einstellen. „Wegen der vielen Sperrungen können wir die Fahrpläne derzeit nicht alle einhalten“, erklärt Olaf Knofe von der Verkehrsgesellschaft Meißen (VGM). Die Pläne an die aktuellen Begebenheiten anzupassen sei unmöglich. „Die Busfolge ist sehr eng. Bei einer Änderung könnten unsere Fahrer ihre Pausenzeiten nicht einhalten. Das können wir mit unserem Personal nicht stemmen.“