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Nachwuchs-Trainer dringend gesucht

Während der EM ist Fußball das Thema Nummer 1, doch an der Basis wachsen die Probleme.

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© Uwe Soeder

Von Katja Schäfer

Landkreis Bautzen. Nein, die Bautzener Fußballer haben nicht die Sportart gewechselt. Auch wenn Sven Johne, Geschäftsstellenleiter von Budissa, sagt: „Wir sind mächtig am Rudern.“ Er meint damit die Suche nach Trainern für den Nachwuchs des Vereins. Für die neue Saison, die im Juli beginnt, ist noch längst nicht alles klar. Finden sich nicht genügend Leute, kann die eine oder andere Mannschaft nicht zum Spielbetrieb angemeldet werden. „Wir hoffen, dass es nicht so weit kommt“, betont Johne.

Mit dem Problem ist Budissa nicht allein. Ehrenamtliche Trainer für die Kinder- und Jugendmannschaften werden vielerorts dringend gesucht. Das betrifft große Vereine ebenso wie kleine und nicht nur die Fußballer, sondern die meisten Sportarten. In Vorbereitung auf die neue Saison haben die Verantwortlichen zu kämpfen, um genügend Übungsleiter zu gewinnen. Der SV „Oberland Spree“, der zum 1. Juli durch Zusammenschluss der Fußballer von Schirgiswalde-Kirschau und Großpostwitz entsteht, sucht zum Beispiel per öffentlichem Aufruf dringend einen Trainer für seine Frauenmannschaft, der Sportverein Göda einen für seine E-Junioren.

Mitgliederzahlen steigen, Betreuerzahlen nicht

„Ältere Übungsleiter hören auf und es steigen nur wenige neue ein“, nennt Lars Bauer, Geschäftsführer des Kreissportbundes Bautzen, die Tendenz, die er mit Sorge beobachtet. Der erfreulichen Entwicklung, dass die Mitgliederzahlen in den Sportvereinen nach oben gehen, steht der Fakt gegenüber, dass die Zahl der ehrenamtlichen Übungsleiter stagniert oder gar sinkt. „Es gibt einige Vereine, die zwar genügend Kinder und Jugendliche haben, die spielen wollen, aber ernsthaft überlegen, ob sie Mannschaften bilden können, weil Trainer fehlen“, bestätigt Gojko Sinde, ohne jedoch Namen zu nennen. Er ist in der Geschäftsstelle des Westlausitzer Fußballverbandes (WFV) tätig, dem 88 Vereine im Landkreis Bautzen angehören.

Für den zunehmenden Trainermangel sehen die Befragten mehrere Gründe: zu wenig ehreamtliches Engagement, zu starke berufliche Belastung sind zwei davon. „Durch die gute Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt sind Sportfreunde, die vor ein paar Jahren noch mehr Zeit hatten, jetzt wieder in Vollbeschäftigung tätig, sodass sie nur noch eingeschränkt als Übungsleiter zur Verfügung stehen“, erwähnt Frank Ahnert. Er ist sportlicher Leiter der SG Wilthen, die in der neuen Saison mit vier Nachwuchsteams antritt. Sein Fußballverein hat das Problem für die kommende Spielzeit zwar gelöst, aber auch stets hart zu kämpfen. „Wir suchen immer wieder Übungsleiter. Gerade, wenn ganz junge Mannschaften neu gegründet werden, was etwa jedes zweite Jahr passiert“, sagt Ahnert. Zu jedem Training sollen mindestens zwei – besser drei – Übungsleiter anwesend sein.

Väter und Nachwuchspieler werden angesprochen

Um sie zu gewinnen, setzen die Wilthener auf zwei Dinge: Zum einen ziehen sie verstärkt Väter der jungen Spieler als Trainer heran. „Zum anderen binden wir ganz bewusst unsere älteren Nachwuchsspieler ein und übergeben ihnen Verantwortungsbereiche, an denen sie wachsen können“, berichtet Frank Ahnert. So betätigen sie sich bei den F- und C-Junioren Jugendliche als Übungsleiter. Zudem hat der Verein über den WFV initiiert, dass einer der wenigen dezentralen C-Lizenz-Lehrgänge des Sächsischen Fußballverbandes dieses Jahr in Wilthen stattfindet. – Jungen Leuten zeitig Verantwortung zu übertragen und ihnen die Möglichkeit zu geben, den Verein mitzugestalten – das ist ein Punkt, den der Kreissportbund empfiehlt, um dem Trainerproblem zu begegnen. Ein anderer Rat lautet: „Jeder Verein sollte einen Verantwortlichen benennen, der sich um die Ehrenamtlichen kümmert – um ihre Gewinnung ebenso wie um ihre Pflege“, sagt Lars Bauer. Vor allem müsse man sich Gedanken darüber machen, wie man die Wertschätzung für die ehrenamtlich Tätigen zum Ausdruck bringt.

„Wir machen viel mit den Trainern zusammen. Sie sind wie eine eigene kleine Mannschaft“, nennt Tino Gottlöber, Nachwuchsleiter beim BFV 08, das Rezept des Bischofswerdaer Vereins gegen Trainermangel. Stolz berichtet er davon, dass die neuen Teams schon seit einer Woche trainieren und so zum Saisonauftakt gut aufeinander eingespielt sein werden. Mit zwölf Nachwuchsmannschaften tritt der Verein an und verfolgt das Konzept, dass jede zwei Übungsleiter hat. Fast alle 24 Stellen sind schon besetzt, nur noch ganz wenige Lücken für kleinere Mannschaften sind zu schließen. – Ein Zustand, um den andere Vereine noch ringen. Vielerorts werden Nachwuchstrainer ganz dringend gesucht.