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Nachwuchs einer 800-Jährigen

Die Niederguriger Rieseneiche ist eines bekanntesten Naturdenkmale der Region. Ihr Zustand ist schlecht, ihre Zukunft jetzt trotzdem vielsprechend – dank einer genialen Idee.

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© Wolfgang Wittchen

Niedergurig. Sie ist riesig, imposant, jahrundertealt – ein Baum, der Spaziergänger ein ums andere Mal staunen lässt. Die Rede ist von der Niederguriger Rieseneiche. 800 Jahre soll sie auf der knorrigen Rinde haben. Nach anderen Einschätzungen vielleicht auch nur knapp 700. Auf jeden Fall ist die Eiche alt – und nicht im besten Zustand. Viele trockene Äste, Pilzbefall – so bewerteten Fachleute aus der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamtes die Eiche noch im vergangenen Jahr. Die Zukunft des Baumes gilt als ungewiss. Nun gibt es Hoffnung – und das auf überraschende Art. Der Jahrhundertbaum hat nämlich Nachwuchs bekommen. Die Genetik macht es möglich. „Peter Ulbrich, der im Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft arbeitet, ist es gemeinsam mit Mitarbeitern der Forsthochschule Tharandt gelungen, Reiser mit dem genetischen Material der Niederguriger Eiche auf junge Stieleichen vom gleichen Standort aufzupfropfen. Und einige davon sind tatsächlich angegangen“; sagt Rolf Kubenz von der Grünen Liga Bautzen. Die Freude darüber ist groß. Am Dienstag soll nun einer der Nachwuchsbäume in die Erde gebracht waren. Dafür haben die Naturschützer von der Grünen Liga eine Fläche ihres Biotopkomplexes Niethen-Pommritz nahe dem kleinen Pommritzer Wiesenteich ausgesucht.

Die Niederguriger Rieseneiche gilt als ältester Baum der Oberlausitz. Sie ist Teil des Wappens der Gemeinde Malschwitz. Kommune, Kreisbehörde und Umweltschützer bemühen sich seit Jahren, den Baum zu erhalten. Dass er überhaupt noch steht, liegt daran, dass in den 1930er Jahren der Stamm mit Beton ausgefüllt wurde, weil er innen hohl war. Seit Mitte der 90er Jahre gab es immer wieder Aktionen, um die Eiche zu sichern. 2002 brannte das Innere des Baumes.

Doch noch steht sie, die Rieseneiche. Sie ist 22 Meter hoch, ihr Stamm hat am Boden einen Umfang von mehr als zehn Metern. Das genetische Material, das den Baum die Jahrhunderte überdauern ließ, ist nun gesichert. Und vielleicht ja Basis einer neuen Rieseneiche. (szo)