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Nachwuchs bei den Kamelen

Das kleine Trampeltier-Weibchen im Zittauer Tierpark ist früher zur Welt gekommen als gedacht. Von ersten Strapazen erholt es sich prächtig.

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© Rafael Sampedro

Von Jan Lange

Zittau. Auf eine Kamel-Geburt ist Sylvie Krystufek nicht eingestellt gewesen. „Eigentlich laufen die Kamel-Stuten sechs Wochen vorher im Gehege auf und ab und stellen die Futteraufnahme ein“, sagt die 47-jährige Obertierpflegerin. „Anhand der Senkwehen ist erkennbar, dass die Geburt bald ansteht.“ Diesmal ist das nicht der Fall gewesen. Am Morgen der Niederkunft sei Kamel-Dame Kim herumgelaufen und habe gejammert. Die Mitarbeiter des Zittauer Tierparks dachten, dass sie Senkwehen hat. Doch die Geburt setzte zu dem Zeitpunkt bereits ein. Kurz nach 14 Uhr hatte das Jungtier das Licht der Welt erblickt. Der genaue Tag der Geburt kann vorher nicht bestimmt werden, da Kamele ihren Nachwuchs unterschiedlich lange – zwischen zwölf und 14 Monaten – im Bauch tragen, sagt Tierpark-Chef Bernd Großer. Während man sich bei anderen Kamel-Geburten bereits gefragt hatte, wann das Junge endlich geboren wird, sei es dieses Mal überraschend früh zur Welt gekommen.

Kurz nach der Geburt war das Jungtier noch etwas schwach.
Kurz nach der Geburt war das Jungtier noch etwas schwach. © Tierpark

Das Fohlen war etwas schwach. Und groß, aber nicht schwer. „Es konnte zuerst nicht selber aufstehen“, sagt Frau Krystufek. Die Mütter sind oft sehr grob zu ihrem Nachwuchs, um ihm beim Aufstehen zu helfen. Die Tierpfleger hielten die Kamel-Dame zurück, damit sie das Junge nicht unnötig verletzt. Und sie halfen dem Kleinen auf die Beine. „Nachts habe ich noch mal nach dem Rechten gesehen, da stand es dann allein“, berichtet Frau Krystufek.

Inzwischen sind ein paar Tage seit der Geburt vergangen und das Kamel-Mädchen ist ganz schön gewachsen. Wegen der hohen Minustemperaturen habe es zwischenzeitlich eine kritische Phase gegeben. Es bestand die Gefahr, dass sich das Immunsystem des kleinen Kamels nicht ausreichend entwickelt. Eigentlich ist das Immunsystem eines neugeborenen Kamels durch die Muttermilchaufnahme nach einigen Tagen voll ausgebildet. Da aber das Kleine aufgrund der Kälte seine gesamte Energie aufbrauchen musste, um sich zu wärmen, konnte es sein Immunsystem kaum stärken. Die Tierpark-Mitarbeiter haben ihm deshalb noch einige Zeit Medizin verabreicht. Nun ist das Kamel-Mädchen so stark, dass es schon für einige Stunden ins Freie darf. Noch ist es aber separat mit seiner Mutter untergebracht. In Kürze wollen die Tierpfleger das Kleine mit der gesamten Trampeltierfamilie zusammenbringen.

Für Vater Mustafa ist es der zweite Nachwuchs. 2016 erblickte der kleine Murun das Licht der Welt. Damals rechnete keiner im Tierpark damit, dass der über 20 Jahre alte Kamel-Hengst noch mal Nachwuchs zeugt. Vor allem nach den Strapazen, die Mustafa während der Flut 2010 erlebte. Dass er noch nicht zum „alten Eisen“ gehört, beweist Mustafa mit seinem zweiten Nachwuchs.

Und es muss nicht das letzte Junge gewesen sein. Frühestens im Winter kann Kamel-Dame Kim wieder gedeckt werden, dann ist Brunftzeit. „Danach kann eine Trächtigkeit über einen entsprechenden Bluttest festgestellt werden“, erklärt Frau Krystufek. Für Kim wäre es dann die vierte Geburt im Tierpark Zittau. 2014 brachte sie das Kamel-Mädchen Kyra zur Welt, 2016 folgte Murun und jetzt erneut ein Mädchen. Kyra lebt schon seit einiger Zeit nicht mehr im Zittauer Tierpark. Wie auch der junge Kamel-Hengst Murun. Seit November ist eine private Kamel-Farm am Niederrhein sein neues Zuhause. Mit der Geburt des Jungtiers leben wieder vier Kamele – zwei Männchen und zwei Weibchen – im Zittauer Tierpark.