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Nachts im Supermarkt

Das Kaufland im Großröhrsdorfer Rödertalpark baut um. Dabei flossen auch die Ideen von Kunden ein.

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© Matthias Schumann

Von Reiner Hanke

Großröhrsdorf. Nachts im Supermarkt, wenn der letzte Kunde aus dem Haus ist, legt sich derzeit nicht die Dunkelheit über die Kauflandregale in Großröhrsdorf. Der Markt erwacht zum Nacht-Leben: „Dann ist hier richtig Trubel mit bis zu 20, 30 Leuten“, sagt Hausleiter Oliver Klinger. Die Handwerker sind am Zug und parallel die Reinigungsteams, damit morgens, wenn die ersten Kunden eintreffen, alles wieder picobello sauber ist.

Dann rücken Maler, Laden- und Trockenbauer, Elektriker und Fliesenleger an. Seit etwa drei Wochen läuft der Umbau. Den begleitet als Leiter derzeit Oliver Klinger. „Wir sprechen von einem Facelifting“, sagt er. Es ist ein Begriff, der eher aus der Schönheitsbranche bekannt ist. Und der Autoindustrie, wenn der Kühlergrill oder die Lampen aufgemöbelt werden, ohne gleich ein komplett neues Modell auf den Markt zu bringen. So ähnlich macht es derzeit Kaufland, das zur Lebensmittel-Einzelhandelskette der Schwarz Beteiligungs GmbH mit Sitz in Neckarsulm gehört.

Ausgerichtet sei das Konzept an den Bedürfnissen der Kunden und ihren Wünschen, sagt der Chef, die ja auch ans Personal herangetragen werden. Der Fokus liege auf dem Bereich der Frischwaren, auch die Orientierung und der schnelle Einkauf werden erleichtert. Dafür mussten einige Sortimente den Platz wechseln, zum Beispiel die Backwaren. Wer jetzt fürs Frühstück zwei Bananen, die Zeitung und noch etwas Backwerk ins Körbchen packen will, der habe das fix beisammen und könne ohne große Runden den Weg zur Kasse nehmen. Ein paar technische Neuerungen haben auch Einzug gehalten. Auf den ersten Blick wird es der Kunde vielleicht gar nicht bemerken. Die Preis-Tafeln über den Kisten mit dem Obst und Gemüse kommen ab sofort ohne Papier aus. Wer genau hinschaut, sieht, dass dort elektronische Täfelchen, vergleichbar mit E-Book-Lesegeräten, montiert wurden. Die Preise werden digital eingespielt. Das erspart dem Verkaufspersonal die leidige Zettelwirtschaft – gerade beim Obst und Gemüse, wo die Angebote schneller mal wechseln. Zeit und Kraft spare das Personal auch an den neuen Hängetafeln für Werbung.

Mit Türen nachgerüstet

Die Orientierung sollen Icons, also Sinnbilder, an den Wänden erleichtern, die auch aus größerer Entfernung gut auszumachen sind. Oliver Klinger spricht von einem neuen Kundenleitsystem. Die neue Farbgestaltung ist auch darauf ausgerichtet. Grün für das Gemüse zum Beispiel, ein kräftiges Orange für Nährmittel und so weiter. In der Ferne ist ein Babyfläschen zu sehen und markiert die entsprechende Abteilung. Das Konzept wird an den Regalreihen fortgesetzt. Die sind jetzt deutlich niedriger und wurden auf eine maximale Höhe von 1,80 Metern gestutzt. Die Kundschaft muss sich damit weniger recken. Aber es fragt sich wohl mancher, ob denn jetzt noch alles reinpasst, was bei Kaufland gekauft werden soll. Der Umfang des Sortiments bleibe erhalten, wachse dennoch teilweise sogar. So laste man z. B. die Regale besser, reduziere sozusagen die Luft. Folien wurden von Fenstern entfernt und lassen nun Tageslicht in den Markt: Heller, luftiger, übersichtlicher ist das Konzept. So ist der Blick fast vom einem bis zum anderen Ende der Halle möglich. Und vielleicht auch die Gattin oder der Gatte schneller auszumachen, falls man sich mal auf den 4 500-Quadratmeter-Areal verloren hat.

Die Kühlregale wurden jetzt mit Türen nachgerüstet. Das hat zwei Vorteile: Erstens kommen die Kunden beim Einkaufen nicht ins Frösteln. Außerdem betont Oliver Klinger den Umweltaspekt. Das Unternehmen spare so Energie. Ein Teil der Ladenmöbel ist neu, mit Eichenholzoptik. Manchmal genüge aber eine neue Blende, eben Facelifting. Das Kaufland Großröhrsdorf sei kein Einzelfall. Das Unternehmen wolle schrittweise einen einheitlichen Auftritt seiner Märkte umsetzen.

Letzter Schliff für die Fleischtheke

Während des Umbaus haben es die Kunden freilich nicht immer ganz leicht Gewohntes zu finden. Fragen gibt es immer wieder. Das merkt der Chef auch auf seiner Runde mit der Zeitung und führt eine Kundin gleich noch zu den Kirschkonserven. Ein älterer Herr will dagegen eine Anregung loswerden, wo doch ohnehin umgebaut werde. Er vermisse am Backstand Hinweise auf die Einweghandschuhe, die jetzt neben diversen Zangen angeboten würden. Wegen der Hygiene. Das sei zum Beispiel ein Ergebnis von Kundenhinweisen, sagt der Chef. Die entsprechenden Aufkleber kommen noch, versichert der Chef. Nicht alles lässt sich in den Nachtstunden umbauen. So schließt der Markt am 14. und 15 Mai komplett. Dann bekommt auch die neue Fleischtheke den letzten Schliff. Die habe etwas mit dem Frischeanspruch zu tun. Noch ist die Theke hinter einer Bauwand versteckt.

Auch für die etwa 80-köpfige Belegschaft sind es schwierige Wochen. Das sei schon an normalen Tagen ein anstrengender Job, in der Umbauphase einmal mehr, sagt Oliver Klinger und lobt sein Team. Das mache einen tollen Job. Auf den bereite es sich kommenden Dienstag noch einmal in einer Art Workshop vor. Das werde zugleich eine Dankeschönveranstaltung fürs Team sein, so Klinger. Einen Tag später, am 16. Mai, dürfen dann die Kunden das Ergebnis des Umbaus begutachten. Learning by Doing ist dann angesagt. Damit es schneller geht, gibt es Orientierungspläne an die Hand. Und nachts zieht dann endlich wieder Ruhe im Supermarkt ein.