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Nachtpartys nerven Ufernachbarn

In Loschwitz wehren sich Bewohner des Elbufers gegen Lärm. Doch nicht jeder sieht solche Feiern kritisch.

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© Tobias Wolf

Von Christoph Springer

Es wird kühl und es soll regnen. Freitag und am Sonnabend. Das ist gutes Wetter für die Nachtruhe der Dresdner vom Körnerweg. Denn bei solchem Wetter finden gegenüber an der Elbe in Blasewitz keine Partys statt. Dann zieht es niemanden auf den kleinen Strand und den Elbekies zwischen der verlängerten Regerstraße und dem frei stehenden Baum, der neben dem Elberadweg gegenüber der Mole des Loschwitzer Hafens wächst.

An warmen Sommertagen ist das regelmäßig anders. Dann wird der reichlich 400 Meter lange Abschnitt unterhalb des Blauen Wunders zur Partyzone. Grills werden aufgebaut, Lagerfeuer angefacht und Musikanlagen angeworfen. Gefeiert wird oft bis weit nach Mitternacht. Jeder Anwohner von der anderen Flussseite kennt das. Einer von ihnen, der aus Sorge vor Racheakten seinen Namen und seine Adresse lieber nicht in der Zeitung lesen möchte, berichtet: „Da wird rumgeschrien, manchmal trommelt auch einer die halbe Nacht lang.“ Im Mai hat er die Polizei gerufen. Wieder feierten etwa 20 Personen an der Elbe. Ein Lagerfeuer flackerte, Flaschen zersprangen auf den Steinen, Gebrüll schallte über den Fluss. „Nachts um 3 Uhr habe ich die Polizei gerufen.“ Die Beamten kamen eine halbe Stunde später und beendeten die Party.

Das war das vorerst letzte Mal, dass sich das Ehepaar diese Mühe gemacht hat. „Die Partys sind ein Dauerthema“, sagen sie, haben aber keine Lust mehr, sich ständig darüber zu ärgern. Notgedrungen schlafen die Loschwitzer an solchen Abenden bei geschlossenem Fenster und gönnen sich nur frische Nachtluft, wenn es kühl ist und vielleicht sogar regnet. Denn dann ist Ruhe am Elbufer gegenüber dem Körnerweg.

Die Anhänger solcher Partys lassen unterdessen kein gutes Haar an ihren Kritikern. Dazu gehört unter anderem Peter Jungnickel, Vorstand des Vereins Turbojugend Oberpöbel aus Schmiedeberg. Der Verein aus dem Osterzgebirge lädt am Freitag zum „Krach am Bach“ ein. Das ist eine Freiluft-Musikveranstaltung im Pöbeltal. Vor allem laut müsse es dabei sein, kann man auf der Internetseite des Vereins lesen. „Solange im Rahmen und nicht zu laut gefeiert wird und der Müll komplett mitgenommen wird – inklusive Kippenstummel, kein Naturschutzgebiet oder Ähnliches gestört wird, kann man auch mal feiern lassen“, kommentierte er den Bericht über illegale Partys. Wer ihm dabei das sächsische Waldgesetz entgegenhält, das solche Veranstaltungen allerhöchstens nach Genehmigung des Waldbesitzers erlaubt, ist für den Partymacher aus dem Osterzgebirge ein „Korinthenkacker“. Der Dresdner Paul Illgen rechtfertigt illegale Partys mit fehlendem Raum für die Entfaltung kreativer Jugendlicher in der Stadt. „Es werden Jugendclubs geschlossen, und mit erschreckender Energie wird die Partyszene niedergetrampelt“, stellt er fest.

Eine ähnliche Meinung vertreten der Dresdner Sascha Möckel und ein SZ-Online-Leser mit dem Namen Rico Rocky Rodriguez. Sie verstehen Partys im Wald oder an der Elbe als Gegenstück zu Clubs, in denen nur „gegen horrende Gebühren“ gefeiert werden darf. Möckel schreibt, solche Partys seien „eine Alternative zum Kommerz“. Dort feiern „Menschen, die Träume haben“. Schließlich stellt er fest: „Freeparty ist Liebe, direkte Begegnung“, es werde sie immer geben.