Merken

Nacht der vielen Gesichter

Zum Ball der Landesbühnen konnten Gäste sich Masken schminken lassen. Von einem Profi, der sonst Stars schön macht.

Teilen
Folgen
© Norbert Millauer

Von Ulrike Keller

Radebeul. Kein Radebeuler Bühnenball ohne kunstvolle Maske. Doch mit einem gekauften Modell wollte Karin Pecina dieses Jahr nicht erst wieder anfangen. „Die Maske muss man hinten verschließen, und dann ist die Frisur hin“, sagt sie. Manchmal schwitze man auch darunter. Darum sitzt sie nun am frühen Abend auf dem Visagistenstuhl von Memo Schmage.

Auch Landesbühnen-Intendant Manuel Schöbel wählt diese Variante.
Auch Landesbühnen-Intendant Manuel Schöbel wählt diese Variante. © Norbert Millauer
Rutschgefahr: René Kronenberg bindet Gattin Eva die venezianische Maske fest.
Rutschgefahr: René Kronenberg bindet Gattin Eva die venezianische Maske fest. © Norbert Millauer

Der aus Costa Rica stammende und in Berlin lebende Make-up-Künstler ist zu Medienereignissen wie der Goldenen Kamera oder Berlinale gefragt. Er schminkte schon Armin Müller-Stahl und Hape Kerkeling, wurde bereits vom Bundeskanzleramt gebucht. Für die Ballnacht der Landesbühnen hat er im Foyer unter der Treppe eine kleine Beauty Lounge eingerichtet, in der er individuelle Masken kreiert. Auf der Haut.

Karin Pecina lässt dem Meister freie Hand. „Er ist der Profi, er hat Geschmack“, sagt die Zahnärztin. Memo Schmage orientiert sich an dem Dunkelpink ihres Ballkleids, hält seine Zeichnung aber dennoch zart. „Natürlich zu schminken, das ist mein Markenzeichen“, betont er. Nichts findet er schlimmer, als dass vor lauter Maske das Gesicht einer Person nicht mehr zur Geltung kommt. Er bedient sich aus seinem großen, beleuchteten Koffer mit Dutzenden Stiften, Pinseln, Fläschlein und Döschen. Make-up, Glitter und Glassteinchen hat er in zig Farbnuancen dabei.

Anett Friese assistiert bei Bedarf. Sie hat die Beauty Lounge organisiert und ihn nach Radebeul gelockt. Was sie besonders freut: Auch Hausherr Manuel Schöbel hat sich dieses Jahr erstmals eine Maske schminken lassen. Natürlich kommt der Intendant mit ganz konkreten Vorstellungen: „Dezent, beige, mit einem kleinen Silberstreif.“ Der Stylist wählt einen beigekompatiblen Goldton. „Schminken Sie mir noch drei goldene Haare“, wünscht sich der Theaterleiter. „Die werden normalerweise ausgerissen, aber das geht dann nicht.“ Memo Schmage greift zu einem goldenen Make-up-Stift und fragt lieber noch einmal nach: „Wir deuten nur an?“ Genau. Hier gilt ausdrücklich „Wünsch dir was!“

Gemütlicher als in der Semperoper

Manuel Schöbel muss weiter. Das Haus ist am Sonnabend zur dritten Ausgabe des Bühnenballs restlos ausverkauft. Nur einige wenige Flanierkarten können Kurzentschlossene am Abend noch ergattern. Die große Galaveranstaltung sowie alle übers Theater verteilte Überraschungsprogramme stehen diesmal unter dem Motto „Märchenhafte Ballnacht“. Neu ist ein Latschenkino. In dem extra Raum werden Filme des Dresdner Regisseurs Ralf Kukula gezeigt.

Thema in der Beauty Lounge: der Dresdner Semperopernball vom Vorabend. Karin Pecina hat das Spektaktel am Fernseher verfolgt. Als vor einigen Jahren Udo Jürgens auftrat, war sie selbst vor Ort. Aber inzwischen stören sie die langen Ehrungen.

Diese Meinung teilt auch ihre Freundin Roswitha Gommlich. „Das hier ist gemütlicher und ansprechender“, sagt diese. Beide Frauen besuchen den Radebeuler Ball in Begleitung ihrer Gatten. Im vergangenen Jahr waren die Paare so begeistert, dass sie sich gleich wieder Karten kauften.

Im Foyer treffen die Dinner-Gäste ein. Eva und René Kronenberg aus Dresden haben die Gala-Gold-Karten zu Weihnachten geschenkt bekommen. Das Paar trägt Originalmasken aus Venedig. Geborgt. Die von Eva lockert sich gerade. Ehemann René bindet die Schleife am Hinterkopf noch einmal fester. Dass die Landesbühnen einen Visagisten da haben, der ihnen nach Terminvereinbarung auch eine unverrutschbare Maske zum Outfit kreiert, wussten sie nicht. Vielleicht beim nächsten Mal. „Wir sind gespannt auf den gesamten Abend“, verraten sie auf dem Weg in die Theaterkneipe „Goldne Weintraube“.

André Sarrasani selbst steht in der Küche. Es gibt Terrine von mediterranem Gemüse an Salatvariation als Vorspeise, Schweinefilet in der Kräuterkruste auf Madeirasauce mit Gemüsebouquet und Risolée-Kartoffeln im Hauptgang und als Dessert Ananascarpaccio mit Kokoseis.

In der Beauty Lounge steigt Karin Pecinas Vorfreude aufs Tanzen. Dafür haben sie und ihr Mann jüngst beim Profi persönlich trainiert: bei „Let‘s dance“-Juror Joachim Llambi. Die Gelegenheit bot sich auf einer Kreuzfahrt nach Thailand und Vietnam. In Radebeul tanzen sie sich nun warm für den Wiener Opernball am 23. Februar.

Die Maske ist fertig. Ein fantasievoll geschwungenes Kunstwerk in erfrischendem Apricot-Pink-Ton. Karin Pecina strahlt. Ihre Freundin nimmt Platz auf dem Visagistenstuhl. Und weitere Damen warten schon auf eine Kreation vom Starstylisten.

Der nächste Ball der Landesbühnen findet am 10. Februar 2018 statt. Der Titel lautet „Ball d‘amour“. Karten sind bereits an der Theaterkasse erhältlich.