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Nachholbedarf am Mulderadweg?

Nur zehn Prozent des Weges sollen in einem guten Zustand sein. Die Region hat Vorbildcharakter.

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© A. Braun

Von Maria Fricke

Mit steigenden Temperaturen zieht es auch immer mehr Leute aufs Rad. Eine der wichtigsten Routen ist der Mulderadweg, der entlang des Flusses die Region Nossen mit der Region Leisnig verbindet. Doch wie gut ist der Zustand des Weges? Laut der Fraktion Bündnis 90/Die Grüne schlecht. „Auf dem gesamten Mulderadweg besteht enormer Nachholbedarf“, sagt Wolfram Günther, Landtagsabgeordneter aus Schwarzbach bei Rochlitz und umweltpolitischer Sprecher der Fraktion im sächsischen Landtag.

Für die Region Döbeln trifft die Kritik der Fraktion Bündnis90/Die Grünen am Radweg aber offenbar nicht zu. Das macht Alexander Klich, der Leiter der Koordinierungsstelle Mulderadweg bei der Leipzig Tourismus Marketing GmbH, deutlich. „Der Weg zwischen Leisnig und Nossen ist ein Vorzeigeprojekt“, verkündet der 33-Jährige. Nach den beiden Fluten 2002 und 2013 ist viel Geld in die Wiederherrichtung der Route gesteckt worden. Das bestätigen auch die Bürgermeister der anliegenden Städte und Gemeinden. Nicht nur der Zustand des Weges sei in der Region gut, sondern auch die Beschilderung.

Bestätigt werde der gute Zustand auch von den Testfahrern, die sich nach einem Aufruf freiwillig bei der Koordinierungsstelle gemeldet haben und ihre Einschätzungen des Weges auf den verschiedenen Abschnitten mitteilen. Kritik gab es lediglich an fehlenden oder zu wenigen Hinweisen auf Gastronomie, Übernachtung und Servicestellen, sagt Klich. Über 200 Bewertungsbögen sind 2016 in seinem Büro angekommen. Schon jetzt hat Klich für dieses Jahr über 70 angemeldete Testfahrer. Weil mit mehr kaum das anfallende Material bearbeitet werden kann, hat die Koordinierungsstelle die Aktion Testfahrer gestoppt.

Verantwortlich für den Zustand des Weges sind auch die Bürgermeister der anliegenden Kommunen, unter deren Obhut in den vergangenen Jahren viel an den verschiedenen Abschnitten getan wurde. „Die Kritik kann ich nicht nachvollziehen. Der Mulderadweg im Bereich der Stadt Döbeln befindet sich in einem sehr guten Zustand“, sagt Thomas Hanns, Dezernent Technischer Bereich im Döbelner Rathaus. Die meisten Abschnitte seien asphaltiert, sodass der Weg zu fast allen Jahreszeiten genutzt werden kann. Lediglich bei Schnee oder Hochwasser gebe es Einschränkungen. In den vergangenen Jahren habe die Stadt mit anderen Initiatoren immer wieder in und am Weg investiert. So seien verschiedene Schutzhütten errichtet sowie Informationstafeln zu Sehenswürdigkeiten aufgestellt worden. Geld floss zudem in Papierkörbe und Sitzmöglichkeiten. „Der Weg wird auch gut angenommen. Das zeigt sich am vermehrten Radtourismus, den wir in der Stadt und Stadtinformation zu spüren bekommen“, sagt Hanns. „Und das wird in Zukunft weiter zunehmen.“

Knapp 130 Radfahrer zählten die Mitglieder der Koordinierungsstelle bei einer Zählung im vergangenen Jahr in den Döbelner Klosterwiesen. Zwischen 8.30 und 16.30 Uhr hatten sie den Verkehr beobachtet. „Fast die Hälfte waren erkennbare Tourenradler“, schildert Alexander Klich.

In der Region Leisnig ist der Mulderadweg ebenfalls soweit intakt. Nur am Bahnhof gebe es einen Bereich, der nicht gut befahrbar ist, wie Bürgermeister Tobias Goth (CDU) sagt. „Dort sind wir aber seit einem Jahr dran. Wir müssen mit dem Eigentümer sprechen. Das zieht sich“, so Goth. Nach der Flut 2002 war der Vorplatz am Bahnhof und damit auch ein Stück des Radweges neu gestaltet worden.

Frei von Problemstellen und gut befahrbar sei der Weg auch in und um Roßwein, so Bürgermeister Veit Lindner (parteilos). Investiert hat die Stadt in den vergangenen Jahren in zwei Hütten entlang des Weges. Eine neue ist dabei im Wolfstal am Abzweig Kamelie/Besucherbergwerk entstanden, um dort den Aufenthalt attraktiver zu gestalten. Eine weitere wurde nach dem Hochwasser 2013 neu aufgebaut. Sie steht auf dem Weg gegenüber der Grünen Aue.

Auch die Intention des Landesamtes für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) widerspricht dem Eindruck, den die Grünen-Fraktion vermittelt: „Radwege liegen uns ganz besonders am Herzen. Wir würden jede Menge davon bauen, wenn wir es könnten. Aber inzwischen ist das so schwer, wie ein Stück Autobahn zu errichten, weil oft mehrere Einwände im Weg stehen“, schilderte Michael Stritzke, Niederlassungsleiter der Lasuv-Stelle Zschopau mit Sitz in Chemnitz. Erst vor Kurzem hatte das Amt einen sechs Kilometer langen Abschnitt des Chemnitztalradweges freigegeben.

Noch in diesem Jahr beginnt das Lasuv in der Stadt Leipzig, dem Landkreis Leipzig sowie in Nordsachsen damit, die Radwege des Sachsennetz Rad, zu dem auch der Mulderadweg gehört, nach und nach mit aktuellen Wegweisern auszustatten. Zumindest dort, wo dies nicht schon durch andere erfolgt ist. Zudem soll 2017 der Zustand des kompletten Mulderadweges erfasst werden, gibt Lasuv-Sprecherin Isabel Siebert bekannt.

Ganz unrecht haben die Grünen allerdings nicht, zumindest was den Mulderadweg hinter Nossen und ab Leisnig angeht. Dort seien infrastrukturelle Nacharbeiten notwendig, sagt Klich. Im Bereich von der Quelle der Freiberger Mulde bis nach Freiberg müsse zum Beispiel die Beschilderung in Schuss gebracht werden. „Das haben wir als Koordinierungsstelle schon in Angriff genommen“, sagt Klich

Auf www.mulderadweg.de sind Informationen zur Beschaffenheit des Wegs und Attraktionen zu finden.