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Nacherzählte Geschichte

Schüler des Schiller-Gymnasiums Bautzen haben bei einem deutsch-französischen Geschichtswettbewerb gewonnen. Die Konkurrenz war groß.

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© Steffen Unger

Von Markus Kraus

Bautzen. Diese Nachricht kam mehr als überraschend: Schüler des Bautzener Schiller-Gymnasiums haben an einem deutsch-französischen Geschichtswettbewerb teilgenommen – und gewonnen. Schulleiter und Schüler sind verblüfft.

Zum Gedenken an den Ersten Weltkrieg wurde von der Organisation „Eustory“ ein Geschichtswettbewerb ins Leben gerufen, in dem die Beziehungen von Deutschen und Franzosen aus einem anderen Blickwinkel betrachtet werden sollten. Eine deutsche und eine französische Schule sollten zusammen eine Art Bilderroman erstellen, der eine Geschichte aus dem Weltkrieg erzählt. Dies sollte mit einem regionalen Bezug abgerundet werden.

Katja Gerhardi, Lehrerin für Französisch und Geschichte am Schiller-Gymnasium, war von der Idee sofort überzeugt und begann, zahlreiche Schüler für das Projekt zu begeistern. Insgesamt 16 Schüler erklärten sich bereit, die Zusammenarbeit mit der französischen Partnerschule aus Brest zu beginnen. „Eine unglaublich aufwendige Aufgabe, da die Schüler kaum Zeit im Unterricht dafür zur Verfügung hatten“, so Katja Gerhardi. „Zunächst wurden die Aufgaben verteilt. Kleinere Gruppen informierten sich über Hintergründe und Ereignisse im Ersten Weltkrieg.“ In Zusammenarbeit mit Annalena Schmidt vom Sorbischen Institut Bautzen und Hagen Schulz vom Museum Bautzen entwickelten die Schüler historisch belegte Personen aus dem Krieg, die als Hauptcharaktere ihres Romanes in Erscheinung treten sollten.

Und so geht die Geschichte: Ein deutscher Schüler findet zusammen mit seinem französischen Austauschschüler auf einem Dachboden in Bautzen ein Buch. Dieses erzählt die Geschichte eines deutschen und eines sorbischen Soldaten, die gemeinsam in den Ersten Weltkrieg ziehen und dort freundschaftliche Kontakte mit einem Bretonen und Franzosen knüpfen. Sie teilen miteinander, helfen sich und verbringen Weihnachten friedlich zusammen, obwohl sie sich eigentlich gegenseitig bekämpfen und töten sollen. Ein spannendes Werk, das Drama, Action, Spaß und vieles mehr vereint, aber auch die brutalen und grausamen Seiten des Krieges aufzeigt.

In Frankreich kümmerte man sich um die Erstellung des Bildmaterials, das mit der Geschichte harmonieren musste. Zum Schluss wurden die Ergebnisse der beiden Schulen verknüpft. „Durch die Kreativität der Schüler vom Schiller-Gymnasium und die technischen Möglichkeiten der französischen Partnerschule entstand ein durchaus beachtliches Werk“, sagt Katja Gerhardi stolz. „Die Kommunikation war jedoch nicht immer leicht. Wir hatten einige lustige Skype-Konferenzen. Wir konnten jedoch alles sehr gut managen, wie man am Ergebnis sehen kann.“

Nach der Verkündung des Sieges durch den Schulleiter waren die Schüler erstaunt und zugleich erfreut. Von insgesamt 134 Beiträgen aus Deutschland und Frankreich, an denen mehr als 1 000 Schüler beteiligt waren, kommt der Beste aus Bautzen! „Wir konnten es nicht glauben. Wir haben nie damit gerechnet, dass unser Beitrag der Beste ist“, so Max Boeck, einer der Schüler.

Die Siegerehrung fand in Paris statt. Zwei der Bautzener Schüler, die am Wettbewerb teilgenommen haben, durften mit ihrer Lehrerin Katja Gerhardi die Residenz des deutschen Botschafters in Paris besuchen. Die Wahl fiel schnell auf die beiden engagierten Schüler Nelli Eissler und Max Boeck. Einen ganzen Tag konnten sie in das Leben eines Botschafters eintauchen. Von einer Siegerehrung bis zum Bankett war alles dabei.

„Das war wirklich spektakulär“, sagt Max Boeck. „Nach einigen Reden und Glückwünschen hatten wir die Möglichkeit, mit Botschaftern und Vertretern Gespräche zu führen.“

Auch Bautzens Oberbürgermeister Alexander Ahrens (SPD) gratulierte den Gewinnern. „Ich freue mich sehr über den Austausch und die Chance zu zeigen, dass die Bautzener Jugend eine intelligente, weltoffene und tolerante ist.“ Mit den 500 Euro Preisgeld, die es für den Gewinn des Wettbewerbes gab, plant die Gruppe, einen französischen Kochkurs zu besuchen.