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Nach der Messe ist vor der Messe?

Nein, sagt der Veranstalter. Das war die letzte WIR. Die Kreis-Wirtschaftsförderung sucht nun nach einem neuen Format.

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© Matthias Schumann

Von Frank Oehl

Kamenz. Die 9 000 zahlenden Besucher der WIR 2017 können einmal sagen: Wir waren dabei gewesen, bei der letzten Kreismesse. Was sich schon in den letzten Tagen als Gerücht verbreitet hatte, hat Messeleiter Andreas Heinrich am späten Sonntagnachmittag bestätigt: „Das war definitiv die letzte Kreismesse.“ Die Organisatoren machen die Entscheidung nicht von den erneut leicht gesunkenen Besucherzahlen dieses Jahres abhängig. „Letzteres ist auch das Ergebnis des Wetters. Wir hatten am Sonnabend mit fast 25 Grad praktisch Frühsommer. Der hat uns wirklich ins Kontor gehauen, weil viele natürlich in den Gärten und der Natur waren.“ Dafür sei der Sonntag nicht so schlecht gewesen, aber all das hat die Entscheidung zum Messe-Aus weder so noch so beeinflusst. Am Ende hat auch das Grußwort des Schirmherren zu Beginn der WIR 2017 das Aus irgendwie vorweg genommen. Landrat Michael Harig (CD) erinnerte nicht nur an die Anfänge der Kamenzer Gewerbemesse, sondern auch an den Wandel in der Erwartungshaltung sowohl bei den Ausstellern als auch bei den Besuchern, deren beider Zahlen in den letzten Jahren zurück gingen. Die meisten Firmen der Region sind bekannt oder werben heutzutage mehr im Internet oder auf Fachmessen.

Andreas Heinrich leitete auch die letzte Kreismesse. Er war 25 Jahre lang eng mit ihr verbunden.
Andreas Heinrich leitete auch die letzte Kreismesse. Er war 25 Jahre lang eng mit ihr verbunden. © Matthias Schumann

Impressionen von der Kamenzer Messe - der Sonnabend

Noch bis Sonntagabend präsentieren sich Firmen, Einrichtungen und Vereine bei der Messe WIR in Kamenz
Noch bis Sonntagabend präsentieren sich Firmen, Einrichtungen und Vereine bei der Messe WIR in Kamenz
Andrzej Serwecinski zeigt das deutsch-polnische Infomobil .
Andrzej Serwecinski zeigt das deutsch-polnische Infomobil .
Maya schaut sich am Stand des Museums der Westlausitz den Fischotter an.
Maya schaut sich am Stand des Museums der Westlausitz den Fischotter an.
Die Stadt Kamenz startete auf der WIR ihre Standortkampagne als Batteriekompetenzzentrum. Franziska Patrick, Praktikantin der Stadtverwaltung, sitzt in einem Hybrid-Auto Probe.
Die Stadt Kamenz startete auf der WIR ihre Standortkampagne als Batteriekompetenzzentrum. Franziska Patrick, Praktikantin der Stadtverwaltung, sitzt in einem Hybrid-Auto Probe.
Mobil auf dem Fahrad: Justin absolviert den Geschicklichkeitsparcours des ADAC.
Mobil auf dem Fahrad: Justin absolviert den Geschicklichkeitsparcours des ADAC.
Auch die Firma Sachsenfahnen ist bei der Messe dabei. Nora Fabian verteilt hier Infomaterial.
Auch die Firma Sachsenfahnen ist bei der Messe dabei. Nora Fabian verteilt hier Infomaterial.
Romy Worte von der Firma Fuss und Schuh zeigt, wie ein Fuss aufgebaut sind.
Romy Worte von der Firma Fuss und Schuh zeigt, wie ein Fuss aufgebaut sind.
Lea Schäfig lässt sich beim Bemalen von Ostereiern über die Schulter schauen
Lea Schäfig lässt sich beim Bemalen von Ostereiern über die Schulter schauen
Die Gemeinde Nebelschütz wirbt an ihrem Stand für die Krabat-Region.
Die Gemeinde Nebelschütz wirbt an ihrem Stand für die Krabat-Region.
Zur Messe  gehört ein abwechslungsreiches Kulturprogramm. Hier die Truppe von Kamenz Can Dance bei ihrem Auftritt.
Zur Messe gehört ein abwechslungsreiches Kulturprogramm. Hier die Truppe von Kamenz Can Dance bei ihrem Auftritt.
Der Stargast am Sonnabendnachmittag: Sänger Pietro Lombardi.
Der Stargast am Sonnabendnachmittag: Sänger Pietro Lombardi.
Die Bühne war dicht umlagert.
Die Bühne war dicht umlagert.
Pietro Lombardi bei seinem Auftritt.
Pietro Lombardi bei seinem Auftritt.
Lombardi gefühlvoll.
Lombardi gefühlvoll.
Nach dem Auftritt nahm sich der DSDS-Star Zeit für seine Fans.
Nach dem Auftritt nahm sich der DSDS-Star Zeit für seine Fans.
Begehrt: ein Foto mit dem Superstar.
Begehrt: ein Foto mit dem Superstar.
Auch ein Star: Miss Chantal. Sie warb am Stand der Gemeinde Haselbachtal für die Kulturmühle.
Auch ein Star: Miss Chantal. Sie warb am Stand der Gemeinde Haselbachtal für die Kulturmühle.
Immer zur Stelle: die Helfer vom Deutschen Roten Kreuz.
Immer zur Stelle: die Helfer vom Deutschen Roten Kreuz.
Ulrike Gränitz am Stand der Kunsthandwerker.
Ulrike Gränitz am Stand der Kunsthandwerker.
Ebenfalls auf der Messe vetreten ist der Kinderschutzbund. Laura lässt sich hier schminken.
Ebenfalls auf der Messe vetreten ist der Kinderschutzbund. Laura lässt sich hier schminken.
Gertraud Meier macht den Reaktionstest bei Werner Helfe, von der Verkehrswacht.
Gertraud Meier macht den Reaktionstest bei Werner Helfe, von der Verkehrswacht.
Ebenfalls ein Highlight: die Autogrammstunde mit Spielern der SG Dynamo Dresden.
Ebenfalls ein Highlight: die Autogrammstunde mit Spielern der SG Dynamo Dresden.
Ja, ist denn schon Ostern.?  "Hase" Jens Körner schaut am Stand der IKK vorbei. Diana Wobst bedient sich aus seinem Korb.
Ja, ist denn schon Ostern.? "Hase" Jens Körner schaut am Stand der IKK vorbei. Diana Wobst bedient sich aus seinem Korb.
Peter Nielsen  demonstriert die Arbeit der Firma Werbeschrift.
Peter Nielsen demonstriert die Arbeit der Firma Werbeschrift.

Nie ein Verlustgeschäft

Messeleiter Andreas Heinrich: „Die WIR hat schon seit mehreren Jahren den Charakter einer Gewerbemesse eingebüßt.“ Aber das Flair der Messe habe doch auch das wechselnde Kulturprogramm, die jährliche Begegnung der Protagonisten aus Vereinen und Initiativen geprägt – ist das etwa nichts? „Doch“, sagt der Messeleiter, „aber es ist nicht die ureigene Aufgabe einer kreislichen Wirtschaftsförderung, die Begegnung jedes Jahr aufs Neue zu organisieren.“ Dabei legt Heinrich auf eine Feststellung wert: „Die WIR war nie ein Verlustgeschäft. Sie hat sich immer selbst finanziert. Wenn man den Kreisverwaltungsaufwand außen vor lässt.“

Das Ende der WIR hat sich in den vergangen Tagen natürlich auch auf den Gängen in der Messehalle herumgesprochen. Mit ganz unterschiedlicher Resonanz, wie sie auch der Messeleiter zu spüren bekam. „Die einen sagten: Okay, das muss man akzeptieren. Aber vor allem kleinere Aussteller waren wirklich entsetzt: Das könnt ihr doch nicht machen!“ Viele könnten sich halt größere Messe-Events in Dresden oder anderswo nicht leisten, so Heinrich.

Es ist nicht erst dieser berechtigte Einwand, der die Kreiswirtschaftsförderung nun über ein „ganz neues Format“ nachdenken lässt. Kamenz liege mitten im Landkreis Bautzen und habe mit den Regiobus-Hallen quasi auch eine kreisliche Veranstaltungshalle zur Verfügung. „Wir wollen mit allen Interessenten ernsthaft überlegen, was wir statt der Kreismesse am besten sogar für die nächsten 25 Jahre auf die Beine stellen können.“

Die letzte WIR „Wirtschaft – Information – Region“ hielt noch einmal die ganze Bandbreite eines verbraucherorientierten Branchenmixes bereit. Fast 230 Aussteller waren auf den 4 500 Quadratmetern in und vor der Halle gut aufgehoben. Viele Aussteller nutzten die Gelegenheit, mit anderen auf einen Gemeinschaftsstand zu gehen und so die Kosten zu reduzieren. Auffällig war allerdings auch, dass sich in den letzten Jahren die Zahl der Aussteller aus dem Oberland deutlich vergrößert hat. Andreas Heinrich: „Hier ist der Gedanke einer Messe für den ganzen Landkreis inzwischen angekommen.“ Allerdings leider nicht überall. Und mit dem endgültigen Aus sei dies im Grunde auch keine Fragestellung von Bedeutung mehr. „Eigentlich schade.“