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Nach 2 800 Kilometern am Ziel

Matthias Lang, Vorstandschef des Kinderarche Sachsen e.V., war auf dem Jacobsweg. Von München bis Santiago de Compostela.

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© privat

Radebeul. Seit 2007 hat Kinderarche-Chef Matthias Lang jeden Jahresurlaub damit verbracht, täglich bis zu 30 Kilometer durch Hitze und Staub, Regen und Schlamm zu laufen. Jetzt hat er nach insgesamt 2 800 Kilometern durch fünf Länder sein Ziel erreicht: die Kathedrale in Santiago de Compostela.

Herr Lang, was veranlasst einen Menschen, der im Beruf schon genug Stress hat, sich auch noch im Urlaub so anzustrengen?

Ich habe mich für den Jakobsweg entschieden, als ich an einem Scheideweg in meinem Leben stand und wissen wollte, welcher Weg für mich der richtige ist. Die erste Etappe führte mich von München bis zum Kloster Einsiedeln in der Schweiz. Dort habe ich mich entschieden, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen, sowohl im übertragenen wie auch im tatsächlichen Sinne.

Trotzdem die Frage: Warum tut man sich so etwas an?

Weil man sich als Pilger wieder auf das Wesentliche konzentriert: auf den nächsten Schritt, die nächste Pause, auf die Schönheit der Schöpfung. Und weil man demütig wird. Man kommt herunter von seinem hohen Ross, hat Zeit, in die eigenen Untiefen hinabzusteigen, geht bis an seine Grenze und darüber hinaus.

Was können Sie von diesen Erfahrungen mit in Ihren Alltag nehmen?

Dass man einen Weg nur dann kennt, wenn man ihn geht. Das hilft mir, offenzubleiben für Menschen, deren Wege ich oft nicht verstehen kann. In den Begegnungen und Gesprächen auf dem Jakobsweg habe ich gelernt, manchmal auch schmerzlich, dass es nicht nur die eigene Wahrheit gibt. Und das hilft mir in meiner täglichen Arbeit – mit den Kindern und Jugendlichen, aber auch mit meinen Mitarbeitern.

Welchen Rat geben Sie Menschen, die sich auf den Jakobsweg begeben wollen?

Wenig Gepäck, eine körperliche Grundfitness, vor allem aber die Bereitschaft, sich auf den Weg einzulassen.

Gespräch: Birgit Andert