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Mut zu frischen Ideen

Ladeninhaber am Reichenbacher Markt haben es schwer. Doch Angebote wie der Herbstmarkt ziehen die Kunden an.

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© Nikolai Schmidt

Von Anja Gail

Gelungen. Darin sind sich Mitorganisator Steffen Alexander Klimpel vom Naturkostladen und Annett Maiwald, Inhaberin des Blumengeschäfts am Reichenbacher Markt, einig. Der erste Herbstmarkt in der Kleinstadt Anfang Oktober gefiel Besuchern und Mitstreitern, auch wenn den Veranstaltern das Wetter nicht gerade wohlgesonnen war. Aber es seien viel mehr Leute als sonst auf dem Markt gewesen, erzählt Annett Maiwald. Sie hatte an diesem Tag getreu ihrer Geschäftsphilosophie besonders viel Wert auf das Besondere gelegt und mehr Blumengestecke als sonst individuell zurechtgemacht. Das sei von Kunden auch honoriert worden, selbst, wenn einige nur zum Schauen im Geschäft waren. Die für den Herbstmarkt geschmückte Bank vor dem Laden hätten viele Passanten bestaunt. Für die Geschäftsfrau, die schon lange am Markt präsent ist, bleibt als Fazit, dass solche Aktionen zur Belebung auch den Gewerbetreibenden guttun.

Steffen Alexander Klimpel bedient seit dem Frühjahr mit regional erzeugter Naturkost eine Nische in Reichenbach. Er will den Markt mit Aktionen beleben. Der Herbstmarkt ist so ein Schritt.
Steffen Alexander Klimpel bedient seit dem Frühjahr mit regional erzeugter Naturkost eine Nische in Reichenbach. Er will den Markt mit Aktionen beleben. Der Herbstmarkt ist so ein Schritt. © Constanze Junghanß

Mit diesem Anspruch ist Steffen Alexander Klimpel mit seinem solidarischen Naturkostladen in Reichenbach angetreten. Er will nicht nur Bioprodukte und Haushaltswaren und dabei möglichst viele von regionalen Erzeugern verkaufen, sondern mit Aktionen und kleinen überschaubaren Veränderungen das Marktleben bereichern. Bänke vor dem Geschäft ab dem nächsten Frühjahr sollen so ein Schritt sein. Und an der Idee des Herbstmarktes wollen die Veranstalter festhalten. Fast 20 Mitstreiter sind bislang dabei. Dem harten Kern schwebt eine Marktzunft vor. Geschäftsinhaber können sich gern daran beteiligen, sagt Klimpel. Aber nicht jedem der Alteingesessenen fällt es leicht, sich angesichts ihrer Alltagssorgen solchen neuen Sachen auch zu öffnen.

Annett Maiwald hat schon viele Läden kommen und gehen gesehen. Fast jedes zweite Geschäft steht am Markt leer. Die Lage in Reichenbach ist schwierig. Es gibt zwar immer mal wieder Neueröffnungen, aber genauso oft auch Schließungen. Das ist nicht nur ein Reichenbacher Problem. Anderen Kleinstädten wie Weißenberg und Ostritz geht es genauso. Vor allem die Großmärkte in der Umgebung und das Kaufverhalten der Kunden führen bei kleinen Geschäften zur Aufgabe. Nicht selten fehlt es an Nachwuchs. Für Reichenbach hat der Bau der Umgehungsstraße zu weniger Laufkundschaft geführt.

Beim genaueren Hinsehen kann man dennoch eine gute Mischung aus Geschäften, Dienstleistungen, Büros und Praxen rund um den Markt entdecken. Bäcker, Apotheke, ein Discounter für Textil- und Haushaltswaren, Bankfiliale, Reisebüro, Versandhandel, Drogerie, Lotto- und Schreibwaren, Geschenke und Post, Raumausstatter, Paketdienst und Friseur wechseln sich ab. Auch an Tagen ohne fliegende Händler herrscht zumindest zeitweise geschäftiges Treiben. Dann sind auch sämtliche Parkplätze belegt.

Annett Maiwalds Wunsch nach absolut mehr Geschäften hat sich aber nicht erfüllt. Vor fast fünf Jahren ist sie mit dem Blumenladen aus dem Eckhaus zur Löbauer Straße an ihren neuen Standort umgezogen. Das Kaufverhalten der Kunden lasse sich aber nur schwer beeinflussen. Auch Blumen seien inzwischen Luxus geworden, habe sie beobachtet. Die Leute würden dort kaufen, wo sie möglichst vieles an einem Ort erledigen und auch das Auto nur wenige Schritte entfernt parken könnten. Zu einer Belebung am Markt hat der neue Netto bisher nicht geführt.

Zu einer neuen Ansiedlung in Reichenbach schon. Denn in das alte Gebäude ist der Sonderpostenmarkt Wreesmann eingezogen. Das beschert einerseits mehr Angebote, vor allem im Heimwerker- und Gartenbereich, erschwert aber infolge des Sortiments auch die Situation einiger Gewerbetreibenden. Durch Netto ist das genauso. Das alltägliche Warensortiment stellt eine Konkurrenz für einige Geschäftsinhaber dar. Punkten können sie nur noch durch individuelle und außergewöhnliche Angebote, zusätzliche Dienstleistungen und Beratung. Steffen Alexander Klimpel fällt da aus dem Rahmen. Mit seinen regional erzeugten Naturprodukten bedient er eine Nische in Reichenbach. Aber auch er hat das Kaufverhalten schon testen können, denn er ist im Frühjahr von einer Marktseite zur anderen umgezogen. Das beschert ihm mehr Platz für die Waren und eine schönere Umgebung, wie er sagt. Das Blumengeschäft, der Brunnen, der nahe Imbiss und die Bushaltestelle. Er verzeichne auf jeden Fall seitdem mehr Laufkundschaft.

Das ist ein Beitrag aus unserer Reihe Kauf lokal. Hier finden Sie weitere Informationen und Beiträge dazu.