Merken

Mussten diese Bäume fallen?

Auf der Goldenen Höhe in Bannewitz wurde gerodet. Anwohner sind verärgert. Der Forst verteidigt die Maßnahme.

Teilen
Folgen
NEU!
© Karl-Ludwig Oberthür

Von Verena Schulenburg

Bannewitz. Ein Baum liegt an dem anderen. Der Kahlschlag auf der Goldenen Höhe im Bannewitzer Ortsteil Rippien sorgte nicht nur bei Anwohnern für Verärgerung. Auch in anderen Ortsteilen macht man sich Sorgen, warum der dichte Waldbestand gerodet wurde. „Es ist kein Kahlschlag“, erklärte Stephan Holfert. Der Forstingenieur aus Bannewitz hat mit einer Expertenfirma im Auftrag des privaten Grundstückseigentümers den etwa 1,4 Hektar großen Baumbestand auf der Bergkuppe ausgedünnt. In der Sitzung des Ortschaftsrates am Donnerstag erklärte der zuständige Forstingenieur, stellvertretend für den Eigentümer, der nicht anwesend war, allen Interessierten, warum so viele Bäume fallen mussten.

„Der größte Teil des Baumbestandes war einfach nicht mehr zu retten“, sagte er. Deshalb sei das Areal auch für Anwohner und Spaziergänger nicht mehr sicher gewesen. Der Verkehrssicherheitspflicht muss der Eigentümer aber nachkommen. Dieser wusste bis vor Kurzem offenbar selbst nichts von dem Sicherheitsproblem seines Grundstückes. Das Waldstück wurde wohl nur bis in die 1960er-Jahre gepflegt, dann nicht mehr, erläutert Stephan Holfert. Der aktuelle Grundstückseigentümer erbte das Areal und kümmerte sich bisher nie intensiv um dessen Zustand. Seit 2012 ist die Fläche aber als Erholungswald in der Form klassifiziert, dass das Betreten des Grundstückes nicht auf eigene Gefahr geschieht, sondern der Eigentümer für die Sicherheit einsteht, sagte der Forstexperte.

Aufgrund dieser Erkenntnis wurde der Baumbestand untersucht und schließlich festgestellt, dass zahlreiche Bäume nicht mehr zu retten sind. Das Fällen sei unumgänglich gewesen. Selbst die Gemeinde Bannewitz oder eine andere Behörde hätte das unter diesen Voraussetzungen nicht verhindern können. Viele Bäume waren an ihrem Lebensende. Das betrifft sowohl Gehölze, die auf der Kurzumtriebsplantage entlang des Höhenweges stehen, die von der TU Dresden zu Forschungszwecken genutzt wird. Als auch das angrenzende Waldstück, das sich um die Bergkuppe der Goldenen Höhe ausbreitet. Lediglich der Bereich um die Triangulationssäule, der dem Verein Regionalgruppe Goldene Höhe zugeschrieben wird, wurde nicht bearbeitet, erläutert der Forstexperte. Etliche Bäume, die gefällt werden mussten, waren innen hohl. „Für den Laien sehen sie von außen aber gesund aus“, sagt Stephan Holfert. Auch Fäule habe den Eschen, Robinien, Eichen, Buchen, Pappeln, sogar den alten Kastanien zugesetzt. „Für die Bäume war es ein Sterben auf Zeit“, sagte er – und für die Besucher der Goldenen Höhe ist es vor allem gefährlich. „Wenn so ein riesiger Kastanienast aus zum Teil 16 Metern Höhe auf einen Spaziergänger herabgefallen wäre, wäre das tödlich verlaufen“, sagte er.

Nicht alle Anwohner hatten Verständnis für die Baumfällungen. Die Arbeiter seien auch beschimpft worden. Etliche Anrufe gingen bei der Firma ein. Ein Verärgerter versteckte sogar einen Metallträger in der Forstmaschine, die daraufhin bei den Arbeiten kaputt ging. Rund 900 Euro hat der Maschinenschaden den Eigentümer gekostet, sagt Holfert. Damit nicht genug: Abgesehen von den Baumfällungen, die vom Eigentümer bezahlt werden mussten, schlug auch die Schrottberäumung teuer zu Buche. „Von Kühlschränken bis zu Autoreifen musste einiges abtransportiert werden“, berichtet der Forstexperte. „Offenbar haben dort viele gern ihren Müll abgekippt.“ Insgesamt fast 5 000 Euro haben den Grundstückseigentümer die Arbeiten auf der Goldenen Höhe gekostet, so Holfert. Das noch brauchbare Holz habe gerade einmal rund 2 000 Euro eingebracht. „Es ist definitiv ein Verlustgeschäft“, räumt Holfert jegliche Vorwürfe aus, man habe mit den Baumfällungen Geld machen wollen.

Das restliche Totholz, das derzeit noch herumliegt, soll demnächst abtransportiert werden. Danach plane der Grundstücksbesitzer auch wieder eine Aufforstung – und noch mehr. Perspektivisch soll auf dem Areal ein kleiner Imbiss errichtet und eventuell auch waldpädagogische Angebote für Kinder angeboten werden. „Das steht aber noch nicht genau fest“, sagt Stephan Holfert. Eine große Gaststätte, wie sie einst auf der Goldenen Höhe ansässig war, sei jedenfalls nicht geplant.