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Musikschule zieht in Lindengarten

Die Dreifachnutzung der Grundschule ist ab August Geschichte. Doch damit sind noch nicht alle Probleme gelöst.

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Von Ulrike Keller

Die Hoffnung ist groß. Sowohl bei Musikschulleiterin Kristin Haas als auch bei Moritzburgs Bürgermeister Jörg Hänisch (parteilos). Dass die Musikschule ab dem neuen Schuljahr nicht mehr im Ort unterrichten könnte, wollen sich beide gar nicht erst ausmalen. „Es wäre super, wenn wir im Lindengarten ein Domizil fänden“, sagt Kristin Haas am Montagabend an die Vertreter des Moritzburger Verwaltungsausschusses gerichtet, bevor das Gremium dazu entscheidet.

Dass die Musikschule nicht länger die Räume der Grundschule mitnutzen kann, steht seit einigen Wochen fest. „Zum neuen Schuljahr wird es ganz, ganz eng“, umreißt Bürgermeister Hänisch die Situation. Der Grund: Die Klassen sind diesmal sehr stark, und alle Schüler gehen in den Hort. Dieser nutzt mangels Alternativen ebenfalls die Zimmer der Grundschule. Und ab August benötigt er erstmals alle Räume.

Jörg Hänisch suchte in den vergangenen Wochen nach einer neuen Bleibe für die Musikschule. „Es ist mir sehr wichtig, sie hier zu erhalten, denn sie ist ein Pfund, mit dem wir als Kulturlandschaft wuchern können“, unterstreicht er. Immerhin nehmen in Moritzburg 178 Schüler aus allen Ortsteilen Unterricht in der Musikschule.

Eine erste Idee für ein alternatives Domizil war das Johann-Sebastian-Bach-Haus an der Schlossallee 4, verrät der Bürgermeister der SZ. Das erwies sich aber als nicht praktikabel. Dann kam ihm der Lindengarten in den Sinn, wie das Vereinshaus an der Ecke Schlossallee, Schließerstraße bei den Einheimischen heißt. Dort steht schon einige Zeit das erste Obergeschoss mit den Räumen der früheren Gemeindebibliothek und einer ungenutzten Wohnung leer. Dazu kommt, dass der Mieter eines Ateliers im Erdgeschoss zum Ende dieses Monats gekündigt hat. Macht drei große Räumlichkeiten à 74, 70 und 48 Quadratmeter. Jörg Hänisch lud Kristin Haas zu einer Besichtigung ein. Die Musikschulchefin zeigte sich interessiert. Unter dem Vorbehalt freilich, dass die Räume musikschultauglich hergerichtet werden können.

Die Mitglieder im Verwaltungsausschuss erkundigen sich am Montagabend zunächst nach den Kosten, die für die Gemeinde entstehen. Es bleibt bei den alten Konditionen, erklärt der Bürgermeister. Die Gemeinde stelle als Mitglied einer Zweckvereinbarung des Landkreises wie gehabt Räumlichkeiten für die Musikschule zur Verfügung. Für die nötigen Renovierungsarbeiten veranschlagt er 4 000 Euro.

Eine weitere Frage ist die nach der Sicherheit des etwa 200 Meter langen Weges von der Grundschule zum Lindengarten. Die stellvertretende Schulleiterin Katja Fritsch, die als Gast da ist, sieht darin überhaupt kein Problem: „Die Grundschüler müssen über keine große Straße“, sagt sie. Und der Lindengarten läge sogar günstiger als der Saal im Bachhaus, den die Musikschule – zusätzlich zu den Räumen in der Grundschule – angemietet hat. Zudem besuchten die meisten Musikschüler längst weiterführende Schulen und kämen eh von woanders her. Ein Ausschussmitglied fragt Kristin Haas, ob die Musikschule bereit sei, sich mit anderen Gruppen im Ort, etwa Senioren, in die Räume im Lindengarten zu teilen. Deren Antwort: „Gern, sofern sich die Zeiten nicht überschneiden.“

Ein junger Mann im Gremium gibt zu bedenken: „Wir müssen das Grundproblem Hort lösen. Das schleppen wir schon viel zu lange mit uns rum.“ Auch da bleibe die Gemeinde dran, versichert Jörg Hänisch. Auf SZ-Nachfrage sagt er, auch die hundertprozentige Doppelnutzung sei kein Zustand. Um dafür eine Lösung zu finden, sei er permanent im Gespräch mit der Volkssolidarität Elbtalkreis-Meißen, die den Hort betreibt.

Die Entscheidung im Verwaltungsausschuss fällt schließlich mit positivem Votum. Einstimmig, was Jörg Hänisch besonders freut: „Das zeigt, dass alle dahinter stehen, dass die musische Bildung in Moritzburg einen hohen Stellenwert hat und nicht aufs Spiel gesetzt werden sollte.“ Auch Kristin Haas ist erleichtert. Perspektivisch ist die Musikschule damit nicht mehr auf den Saal im Bachhaus angewiesen.

Um das Vereinshaus Lindengarten für die Musikschüler vorzubereiten, bleiben der Gemeinde nun anderthalb Monate. Dem Bürgermeister zufolge müssen die Räume im ersten Stock nur noch gemalert werden. „Wir sind schon dabei, Angebote einzuholen“, sagt er. Danach ist der Saal im Erdgeschoss an der Reihe. Dieser braucht unter anderem eine Heizung. Jörg Hänisch euphorisch: „Jetzt geht es richtig los.“