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Musiker baden im Jubel des Publikums

Am Freitagabend bebte der Garten des Wachauer Kirchgemeindehauses. Hier spielten die Hagelberger.

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© Bernd Goldammer

Von Bernd Goldammer

Wachau. Rhythmisches Klatschen, freudige Gesichter auf der Bühne und im Publikum. Vor dem Wachauer Kirchgemeindehaus war die Begeisterung Freitagabend fast mit Händen zu greifen. Stundenlang! Auf der Bühne baden die sieben Musiker der „Band of Brothers“ im Jubel einer heißen Musiknacht.

Das Publikum wollte alles und es bekam für diesen Liebesbeweis noch zwei Lieder obendrauf: „Mehr nicht“, sagte der Tourmanager, „Dosiert die Kräfte.“ Das hat gute Gründe. Die insgesamt sieben Musiker verbindet eine leidenschaftliche Liebe zur Musik. Und wenn sie merken, dass ihr Publikum diese Liebe teilt, geht die Post ab. Früher, als sie sich noch „Die Hagelberger“ nannten, kam es vor, dass sie bis zum frühen Morgen spielten.

Das 26. Songfestival, eine Liedertour, machte in Wachau Station und hatte mit diesen sieben Hagelbergern einen Edelstein der deutschen Musikgeschichte nach Wachau entsandt. An dieser Stelle fragt sich der Eine oder Andere, was Wachau haben mag, das andere nicht haben? Fakt ist: Hier gehen die Uhren etwas anders. Genau hier ist das richtige Publikum für „The Band of Brothers“ aus den USA. Trotz herrlichem Sommerwetter war der Garten am Gemeindehaus brechend voll. Denn diese Musiker haben eine musikgeschichtliche Aura. Gegen Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts war Westberlin ein heißer Punkt auf der Weltkarte. „Die Hagelberger“ waren damals eine berühmte Musiker-WG. Bis zu 30 unterschiedliche Menschen aus aller Welt lebten zusammen in der Hagelberger Straße 14. In Musikerkreisen war diese Westberliner Adresse ein beliebter Anlaufpunkt. „Dort kommst du erst mal bei Gleichgesinnten unter“, hieß es in der Szene.

Spannende Jahre

Ende der 1960er-, Anfang der 1970er-Jahre hatte Westberlin spannende Jahre. Musikalisch und auch politisch. Der Vietnam-Krieg tobte, auch in Westberlin gingen die jungen Leute dagegen auf die Straße. Und die Hagelberger waren dabei. „ Auf den Straßen habe ich zum ersten Mal Tränengas eingeatmet“, erinnert sich Robert Williams. Demokratie sei eben, wenn die Leute auf die Straßen gehen können, weil sie ihr Land verbessern wollen. Musikalisch prägten „Die Hagelberger“ die Folk-, Singer- und Songwriter-Szene Westberlins. Auch Ostberlin blieb nicht unbeeindruckt. Später zogen die amerikanischen Musiker ihre Lebensbahnen durch die Welt. Jetzt, nach 45 Jahren kommen sie aus der ganzen Welt zusammen.

Mit „Saxofon-Joe” Kucera (73) und Ex-Interzone-Bassist Ralf „Trotter” Schmidt bilden sie „The Band of Brothers“ auf einer herrlichen Akustik-Folk-Tournee. Zu hören waren wunderschöne eigene Kompositionen. Aber auch Blues-Klassiker, Country- und amerikanische Folksongs wurden gespielt. Gitarren, Mandolinen, Mundharmonika, Saxofon, Flöte, Bass ... – der perfekte musikalische Teppich für die fünf grandiosen Stimmen und ihr Publikum in Wachau.