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Überraschung aus Dresden bei RTL

Der Soulsänger Rany Dabbagh hat in der Elbestadt längst ein treues Publikum. Wenn er diesen Freitag im Fernsehen ist, lernen Millionen sein Gesicht kennen.

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© Florian Manuel Fügemann

Von Anna Hoben

Am Wochenende noch auf dem Stadtteilfest, der Bunten Republik Neustadt, diesen Freitag vor Millionenpublikum im Fernsehen: Um 20.15 Uhr ist der Dresdner Sänger Rany Dabbagh in Bülent Ceylans „Großer Überraschungsshow“ bei RTL zu Gast. Die Sendung, in der Wünsche erfüllt werden, wurde im vergangenen Herbst aufgezeichnet und hat nun einen guten Sendeplatz: Das Publikum ist das Auf-der-Couch-Sitzen noch gewohnt von den EM-Fußballspielen, aber es herrscht eine kleine Pause, bevor es weitergeht mit dem Achtelfinale.

Alles fing damit an, dass Rany Dabbagh – Berufsmusiker, geboren und aufgewachsen in Dresden, syrische Wurzeln – sich im Januar 2015 drei Neonazis entgegenstellte, die einen alten Mann und dessen Tochter rassistisch beleidigten. Dabbagh filmte die Szene mit dem Handy und alarmierte die Polizei. Die zeichnete ihn später für sein couragiertes Eingreifen aus. Und in einem anderen Teil der Republik kamen die Presseberichte über den jungen Mann dem Komiker Bülent Ceylan zu Ohren.

Rany Dabbagh, 29, wehrt sich bis heute dagegen, als Held dargestellt zu werden. „Ich habe nur etwas getan, was jeder hätte tun müssen.“ Das Team von Bülent Ceylan sah das anders. Ohne sein Wissen casteten sie Dabbagh mit versteckter Kamera, eingeweiht war nur sein Schlagzeuger. Irgendwann wurde die große Überraschung enthüllt: Vor 8 000 Menschen durfte er mit seinem Gitarristen Robert Werner als Vorband von Revolverheld auftreten.

Zusammen mit der Moderatorin Rebecca Mir ging es an einem warmen Oktobertag nach Schwerin zum Konzert im Schlossgarten. „Das war schon aufregend.“ Und das Konzert selbst? „Die Kulisse war großartig, es war ein wunderschöner Tag.“ Keiner im Publikum hatte den jungen Musiker zuvor gekannt. „Am Ende haben sie mitgesungen.“ Spaß hatte er auch hinterher im Fernsehstudio. „Das hatte alles eine große Menschlichkeit.“ Zuvor hatte er mit einer anderen Produktionsfirma schon mal schlechte Erfahrungen gemacht.

Das Beste aber, Dabbagh drückt es bescheiden aus: „Man kennt sich jetzt.“ Er meint die Band Revolverheld, vor der er immer großen Respekt hatte. „Weil sie sich auf ihre ganz eigene Art und Weise immer wieder durchgesetzt haben.“ Mal sehen, was aus dem Kontakt noch wird.

Durchsetzen musste auch er selbst sich immer wieder, er tat es mit Energie und Eigenwilligkeit. Bis zur zwölften Klasse besuchte er das Dresdner Vitzthum-Gymnasium, drei Wochen vor dem Abitur brach er die Schule ab, „aus Konsequenz“, wie er sagt. Er wusste, er wollte Musiker sein, nichts anderes. Seine Eltern schlugen die Hände überm Kopf zusammen, Freunde sagten: „Jetzt musst du nach Berlin.“ Er blieb in Dresden – weil er die Stadt liebt, und um zu zeigen, dass es funktioniert.

Es funktionierte. Seit neun Jahren ist er in ganz Deutschland unterwegs, heute kann er von seiner Musik leben, spielt auf großen Festivals und kleinen Dachböden. Demnächst soll ein neues Album erscheinen. Titel: „Die Schönheit der kleinen Momente“. Für die Produktion fehlen noch 7 000 Euro, die er mit Crowdfunding sammeln will. Aber erst einmal freut er sich riesig auf die Ausstrahlung. Am Abend spielt er in Berlin. Und muss zwischendurch vielleicht mal den Fernseher einschalten.

Crowdfunding: www.startnext.com/rany