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Mulmiges Gefühl in der Papageiensiedlung

Kriminelle haben offenbar die beschauliche Gegend in Reichenbach entdeckt – es gab mehrere Autodiebstähle.

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© nikolaischmidt.de

Von Constanze Junghanß

Susann Kothe ist verunsichert. „Wir passen in der Nachbarschaft nun alle ein bisschen aufeinander auf“, sagt sie. Das hat einen Grund: Susann Kothe ist Bewohnerin der Papageiensiedlung, einem Bereich auf der Schul- und Mittelstraße in Reichenbach. In der Siedlung kam es jüngst gleich dreimal innerhalb kurzer Zeit zu Diebstählen von Fahrzeugen.

Susann Kothes Audi A4 gehört dazu. In einer Nacht Ende April wurde der schwarze Wagen geklaut. Die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen. Trotz Fahndung wurde der sechs Jahre alte Audi bisher nicht gefunden. Wenigstens habe die Versicherung einen Teil des Schadens übernommen. Für Susann Kothe trotzdem nur ein schwacher Trost. Denn das mulmige Gefühl bleibt. Denn niemand kann vorhersagen, ob es weiterhin zu Fahrzeugdiebstählen im Wohngebiet kommt.

Die Siedlung selbst ist beschaulich, ruhig und mit viel Grün drumherum in den neunziger Jahren gebaut worden. Junge Familien mit Kindern wohnen hier, Ehepaare und einige ältere Menschen. Man darf hier nur Schrittgeschwindigkeit fahren, da das Gelände als Spielstraße ausgewiesen ist.

Doch in den letzten Monaten waren es nicht nur die Fahrzeuge der Bewohner, die langsam kurvten. Susann Kothe erzählt von Autos mit ausländischen Kennzeichen, die immer wieder ihre Runden drehten. Das sei doch ungewöhnlich. „Vielleicht wird da aber auch nur nach Sperrmüll geschaut“, sagt sie. Man sei einfach sensibler geworden nach der Diebstahlserie und mache sich deshalb mehr Gedanken um die Sicherheit. Denn Anfang Juni verschwand wieder ein Audi von der Schulstraße. Nach dem wird international gefahndet, teilte die Pressestelle der Polizeidirektion Görlitz mit. Der dritte und jüngste Fall - geschehen Anfang Juli - konnte aufgeklärt werden. Diesmal drangen Unbekannte in acht Garagen bei der Papageiensiedlung ein und stahlen zwei Simson-Mopeds sowie diverse Habseligkeiten. Nur zwei Tage später konnte die Polizei einen Fahndungserfolg vermelden. Nach einem Zeugenhinweis wurden in einem Waldstück zwischen Friedersdorf und Schönau-Berzdorf zwei Einbrecher vorläufig festgenommen. Ein Förster hatte einen in Liberec zugelassenen Opel im Wald entdeckt und die Polizei gerufen. Eins der beiden Mopeds befand sich zusammen mit anderen Gegenständen im Kofferraum der mutmaßlichen Diebe.

Einen solchen Fahndungserfolg gab es bei Susann Kothes Fahrzeug zwar nicht. Sie sagt aber, dass die Kriminalpolizei in Görlitz sie sehr gut beraten und über das weitere Vorgehen informiert habe. Auch darüber, dass in ihrem Fall die Sonderkommission Kfz ermittelt. „Wir sind hier alle wachsamer geworden“, sagt sie.

Trotzdem zählt Reichenbach aus polizeilicher Sicht zu einer der sichersten Städte im gesamten Landkreis. So schätzt das Pressesprecher Thomas Knaup von der Polizeidirektion Görlitz ein und unterlegt das mit konkreten Zahlen. Im ersten Halbjahr 2017 erhielt die Polizei aus dem Stadtgebiet Reichenbach Kenntnis von insgesamt 16 Diebstahldelikten. „Allein an dieser geringen Zahl kann abgesehen werden, dass Reichenbach im Vergleich mit anderen Städten oder Gemeinden mit ähnlicher Einwohnerzahl ganz sicher kein Hotspot der Kriminalität ist“, so Thomas Knaup. Schaut man auf die Zahlen vom ersten Halbjahr 2016, gibt es sogar einen deutlichen Rückgang. In diesem Zeitraum wurden der Polizei 27 Diebstahlhandlungen bekannt.

Etwas anders ist das bei den Anzeigen zu anderen Delikten. Dazu zählten vor Ort zum Beispiel Brandstiftung, Sachbeschädigung, Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung und gegen das Waffengesetz ebenso, wie Vermögens- und Fälschungs- sowie Rohheitsdelikte, Widerstandshandlungen und Sachbeschädigungen. 112 Anzeigen gingen dazu im ersten Halbjahr 2016 ein. Ähnlich wären die Zahlen für 2017 bisher. „Damit liegt Reichenbach im Durchschnitt aller sächsischen Städte“, sagt der Polizeisprecher. Er verweist darauf, dass es kostenfreie Beratungsangebote gibt. Beim Bürgerpolizisten können sich Einwohner diesbezüglich melden und auch bei der kriminalpolizeilichen Beratungsstelle in Görlitz.