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Müller-Milch plant 1 000 neue Arbeitsplätze für Sachsen

Der Konzern will dafür vier Fabriken im Westen schließen. Das bringt Freude in Leppersdorf, aber viel Ärger anderswo.

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© Robert Michael

Georg Moeritz

Dissen/Leppersdorf. Der Feinkostkonzern Homann aus der Müller-Milch-Gruppe bietet Sachsen eine Großinvestition an: Neben der Molkerei Sachsenmilch in Wachau-Leppersdorf könnte in drei Jahren eine Fabrik für Fertigsalate und Saucen entstehen – mit bis zu 1 000 Arbeitsplätzen. Theo Müller will bis zu eine halbe Milliarde Euro investieren. Das teilte er am Freitag in Dissen in Niedersachsen mit. Dort steht eine Fabrik, die geschlossen werden soll – zusammen mit drei kleineren. Rund 1 500 Arbeitsplätze würden dort wegfallen. (So sieht man die Entwicklung in Dissen)

Sachsens Wirtschaftsministerium bestätigte am Freitag, mit Homann „seit längerem“ über die Investition zu sprechen. Staatssekretär Hartmut Mangold sagte, er würde eine Entscheidung für Leppersdorf sehr begrüßen. Worüber noch verhandelt wird, verrieten weder Mangold noch Müller. Doch die niedersächsische CDU-Landtagsabgeordnete Gerda Hövel forderte ihre Landesregierung in Hannover zum Handeln auf. Nach ihren Informationen fördert Sachsen die Verlagerung mit 25 Millionen Euro. Eine Bestätigung war nicht zu erhalten. Im Jahr 2004 hatte Müller die Käserei Loose aus Niedersachsen nach Leppersdorf verlagert. Wie damals wird den Beschäftigten eine Stelle in Sachsen versprochen.

Homann ist der zweitgrößte Feinkosthersteller in Deutschland nach der Wernsing-Gruppe. Er liefert auch Fertigsalate für Discounter sowie Markenprodukte unter Namen wie Nadler und Weser-Feinkost. Auch zwei Fabriken in Polen gehören dazu. Müller schloss jedoch eine Verlagerung der deutschen Fabriken nach Polen aus. Sein Sprecher sagte, darin sei ein „Bekenntnis zum Standort Deutschland“ zu sehen.

Geschlossen werden sollen die niedersächsischen Fabriken in Dissen mit 1 000 und in Bad Essen-Lintorf mit mehr als 200 Arbeitsplätzen. Auch ein Werk in Bottrop im Ruhrgebiet und die frühere Hopf Feinkost in Floh-Seligenthal in Südthüringen mit 60 Beschäftigten stehen vor dem Aus. Der Konzernsprecher sagte, diese vier Standorte hätten ihre Wettbewerbsfähigkeit verloren. Lange Zeit sei dort zu wenig investiert worden. Vor allem die Logistik sei dort schwierig.

Wann die endgültige Entscheidung über den neuen Standort fallen soll, konnte der Sprecher nicht sagen. Es solle im Interesse der Mitarbeiter so schnell wie möglich sein. Sie wurden am Freitag in Betriebsversammlungen informiert. Arbeitnehmervertreter und Politiker in Niedersachsen äußerten sich enttäuscht. Branchenexperten sagten der Sächsischen Zeitung auf Nachfrage, Theo Müller sei ein geschickter Taktiker. Er versuche anscheinend, die Bundesländer beim Verhandeln gegeneinander auszuspielen.