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Mühlentag mit frischem Wind

Zum diesjährigen Deutschen Mühlentag gab es an der Oderwitzer Birkmühle ein fröhliches Fest mit Überraschungen. Auch andernorts wurde gefeiert.

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© Thomas Eichler

Von Andreas Herrmann

Löbau/Zittau. Der Wind aus West-Nordwest stand günstig und deshalb erlebten die Besucher an der Oderwitzer Birkmühle gestern nicht nur einen sonnigen, wenn auch leicht kühlen Tag, sondern vor allem auch sich drehende Flügel. Die schoben sich schon zu Beginn des Mühlentages fröhlich hinein in den klaren, weiß-blauen Himmel. Dabei hatten sich einige Leute durchaus an dem an einer Kette aufgehängten Wetterstein vor der Mühle über die Prognose informiert. Ist der Stein trocken, gibt es schönes Wetter und bei Schatten unter ihm Sonnenschein. Familie Kriesel aus Dresden-Neustadt war dabei allerdings zur Richtigkeit solcher Aussagen eher geteilter Meinung. Das lag daran, dass eben doch ein frischer Wind wehte. Entschädigt wurden die Urlauber aber auf jeden Fall mit strahlend klarer Sicht auf das Lausitzer Bergland. Manchmal sogar täglich hat das auch der Oderwitzer Michael Fechler vor Augen. Als Bürgerpolizist ist er mit einem wachen Auge sonst oft auch so in der Gegend um die Birkmühle. Diesmal wurde es jedoch ein Ausflug mit der gesamten Großfamilie. Die konnte am Nachmittag dann auch erstmalig dem Mühlenlied lauschen, das der Volkschor extra geschrieben hat.

Motive vom Mühlentag

Sandra Weinberger (links) aus München war mit ihrem Vater über Pfingsten, bei der Oma Margot Weihs (rechts) in Zittau zu Gast und gemeinsam mit der Tante Kerstin Sagolla wurde am Pfingstmontag der Mühlentag an der Kottmarsdorfer Mühle besucht.  Foto: Thomas Eichler    Foto:  /  / SZ Thomas Eichler
Sandra Weinberger (links) aus München war mit ihrem Vater über Pfingsten, bei der Oma Margot Weihs (rechts) in Zittau zu Gast und gemeinsam mit der Tante Kerstin Sagolla wurde am Pfingstmontag der Mühlentag an der Kottmarsdorfer Mühle besucht. Foto: Thomas Eichler Foto: / / SZ Thomas Eichler
Höhepunkt zum Mühlentag an der Kottmarsdorfer Mühle am Pfingstmontag war das Konzert zum Frühschoppen mit den schmucken Musikern des Musikcorps Ufhausen.
Höhepunkt zum Mühlentag an der Kottmarsdorfer Mühle am Pfingstmontag war das Konzert zum Frühschoppen mit den schmucken Musikern des Musikcorps Ufhausen.
Sowohl in Kottmarsdorf als auch in Oderwitz wurden Mühlenführungen angeboten. In der Oderwitzer Birkmühle, hier mit Gerd Hohberger, musste man anstehen, so stark war der Andrang.
Sowohl in Kottmarsdorf als auch in Oderwitz wurden Mühlenführungen angeboten. In der Oderwitzer Birkmühle, hier mit Gerd Hohberger, musste man anstehen, so stark war der Andrang.
Zu einem Mühlentag gehört natürlich auch Geselligkeit. Ausgelassene Stimmung gab es im Festzelt an der Kottmarsdorfer Mühle, hier bei Gästen aus Hirschfelde (vorn) und Königswartha.
Zu einem Mühlentag gehört natürlich auch Geselligkeit. Ausgelassene Stimmung gab es im Festzelt an der Kottmarsdorfer Mühle, hier bei Gästen aus Hirschfelde (vorn) und Königswartha.

Doch das war nur ein kleiner Teil der volkstümlichen Angebote rund um die Birkmühle. Zu solchen heimatlichen Besonderheiten zählte am Pfingstmontag auch die Mehlsuppe bei Armin List. Er berichtete, dass das dafür notwendige Roggenmehl aus der Bertholdmühle in Oderwitz kommt und wusste, dass es für eine gute Suppe immer frisch sein muss, anders als bei Weizenmehl. Anrühren soll man die Suppe mit kaltem Wasser. Kochen, anquirlen, fertig. Wobei das Anquirlen wichtig ist, weil sonst zu viele Klumpen in der Suppe entstehen. Das bestätigte Petra Hänsch aus Oderwitz. Für sie ist Mehlsuppe Kindheitserinnerung. Der Großvater aß sie jeden Morgen mit einem Stückchen Butter drin. Manchmal auch noch mit „Fideln“, also kleinen Brotstückern, berichtet sie.

So etwas interessierte nicht nur die Einheimischen, die das vielleicht irgendwo von den Großeltern her kennen, sondern auch die ausländischen Touristen. Insgesamt 14 Nationen, darunter Amerikaner und Chinesen, hatten sich im letzten Jahr in das Gästebuch eingetragen, informierte Gerald Rönsch, der Vorsitzende des Birkmühlvereins Oberoderwitz. Aber auch viele Besucher aus Deutschland bis herunter aus Hamburg oder München kommen nach Oderwitz, denn hier gibt es bekanntlich nicht nur die Birkmühle, sondern mit der Berndt-Mühle und der Neumann-Mühle noch zwei weitere. Oderwitz ist das einzige Dorf in Deutschland, in dem man noch drei restaurierte Bockwindmühlen vorfindet. Für so eine Anerkennung lohnt sich die Mühe, denn wenn eine Mühle 200 Jahre alt ist, muss man immer etwas dran werkeln und reparieren, berichtete Gerald Rönsch weiter.

Dabei hatten die Mühlenenthusiasten aus nah und fern gestern Glück. Weil es nach dem Krieg bis 1958 mangels Strom Bedarf für den Windbetrieb gab, ist die Technik noch gut erhalten. Zuletzt notwendig waren Reparaturarbeiten an den Flügeln und auch der neue Mahlgang konnte im letzten Jahr eingeweiht werden. Der erste Standort des Bauwerkes war übrigens ursprünglich an einem anderen Ort. Die Mühle wurde im Jahr 1817 von Schlegel hierher umgesetzt. Drei Monate hat das gedauert. In Betrieb war sie bis 1974. Das allerdings seit den 30er Jahren zusätzlich mit einem elektronischen Antrieb für die Mühlsteine. Aus dieser Zeit der dicken Mühlräder stammt übrigens der noch heute verwendete Begriff Sandkuchen. Beim Herstellen des Mehls für das Gebäck kam nämlich immer auch ein ganz klein wenig Abrieb in die Backmischung. Etwas Sand gehört zur Mühlengeschichte eben auch noch dazu, erfuhren die Leute noch von Mühlenführer Gerd Hofeberger.