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Müglitztal zieht’s in die Sächsische Schweiz

Die Gemeinde wird Mitglied im Tourismusverband. Vier andere Orte verweigern sich unterdessen.

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© Archivfoto: Marko Förster

Von Heike Sabel

Müglitztal. Maxen weiß, wie Tourismus funktioniert. Naturbühne, Schloss, Museum und auch Kirche ziehen immer wieder Leute in den Ort. Die Husaren hatten ihren großen Auftritt 2009, als sie die Schlacht von 1759 nachstellten und Tausende zuschauten. Seither ziehen sie quer durchs Land. Nun startet das Müglitztal mit all seinen Gemeinden touristisch durch. Der Gemeinderat hat beschlossen, Mitglied im Tourismusverband Sächsische Schweiz zu werden. Der Verbandsvorstand wird am 27. Februar über den Aufnahmeantrag entscheiden. Aber Müglitztal muss sich keine Sorgen machen. Abgelehnt wurde in den letzten Jahren niemand. Im Gegenteil: Erst im Dezember wurden 15 neue Mitglieder aufgenommen.

Der Tourismusverband freut sich auf sein neues Mitglied. „Mit dem Schloss Weesenstein und dem Heimatverein Maxen sind schon sehr aktive Anbieter aus der Gemeinde Müglitztal im Tourismusverband engagiert“, heißt es. Die Gespräche mit der Gemeinde haben sich also gelohnt, wobei Bürgermeister Andreas Burkhardt sie angeschoben hat. Bei den Kommunen im Ex-Kreis Sächsische Schweiz gibt es nun nur vier, die sich dem Tourismus verweigern: Liebstadt, Bahretal, Heidenau und Dohma.

150 Euro sind ein Problem

Liebstadts Bürgermeister Hans-Peter Retzler (Linke) sagt klipp und klar: „Die Mitgliedschaft im Tourismusverband wurde aus finanziellen Gründen nicht weiter erwogen.“ Wenn das tatsächlich der Grund ist, muss es der Stadt wirklich schlechtgehen. Denn die zehn Cent pro Einwohner machen bei Liebstadt keine 150 Euro im Jahr aus, und die Zahl der Übernachtungen hält sich auch in Grenzen. Kommunen zahlen neben dem Grundbeitrag pro Einwohner pro Übernachtung noch 25 Cent, ab 250 000 Übernachtungen jährlich für jede weitere 20. Bei Kureinrichtungen, Kindererholungsheimen und Jugendherbergen kommen noch einmal 2,5 Cent pro Übernachtung hinzu.

Auch Müglitztal hat mal hochgerechnet, was da auf die Gemeindekasse zukommen könnte. Die zehn Cent pro Einwohner sind berechenbar, was die Übernachtungen betrifft, so gebe es bisher keine Übersicht. Dafür hat Gemeinderätin Ulrike Fischer (Heimatverein Maxen) schon eine Idee, wie man einen Teil des Geldes wieder zurückholen könnte. Nämlich durch eine Kurtaxe. Doch das ist noch nicht ausdiskutiert. Zunächst gehe es um die touristische Vermarktung, argumentierte Bürgermeister Andreas Burkhardt (parteilos). Und dem folgte der Gemeinderat, bis auf Brigitte Starke (CDU), die sich enthielt.

Heidenaus vierfaches Nein

Auch mit Heidenau gab es schon mehrfach Gespräche. Doch da blitzte der Tourismusverband immer wieder ab. „Durch die Lage am Elberadweg und einige Angebote wäre die Mitgliedschaft für Heidenau durchaus wünschenswert“, sagt Verbandsvorsitzender Klaus Brähmig. „Der Verband ist bereit, im Rahmen der Mitgliedschaft touristische Entwicklungsprozesse in der Gemeinde zu moderieren und zu unterstützen.“ Doch Heidenau kann er damit nicht überzeugen. Bürgermeister Jürgen Opitz (CDU) führt als ersten Grund ebenfalls die Kosten an. Deren Größenordnung sei nicht gerechtfertigt. Wobei rund 2 000 Euro durchaus drin wären, wenn man es wirklich will. Zweiter Grund für die Ablehnung: „Das wäre blanke Unterstützung für den Verband.“ Dritter Grund ein bisschen Selbstmitleid: „Wir stehen nicht so im Fokus.“

Der vierte Grund schließlich: Heidenau habe damit zu tun, die eigene Touristinformation am Leben zu erhalten, sagt Opitz. Zwar gibt es auch einen Verein, aber zur Tourismushochburg werde man nie. Das freilich sieht der Tourismusverband anders und verspricht: „Die Mitgliedschaft würde für die Kommune viele Synergieeffekte bringen.“ Wer den Tourismus weiter entwickeln will und ihm einen Wirtschaftsfaktor sieht, sei beim Verband gut aufgehoben. Heidenau fühlt sich zwischen Dresden und der Sächsischen Schweiz hin- und hergerissen. Dass genau der Elberadweg die Verbindung ist, mag sein, räumt Opitz ein. Aber: Die Hinweisschilder müssen wir sowieso selbst bezahlen. Und: „Durch die Mitgliedschaft im Tourismusverband biegt kein Gast mehr in Richtung Stadt ab.“ Da hat das Müglitztal andere Vorstellungen und vertraut auf den Verband. Bürgermeister Burkhardt war erstaunt, als er nach seinem Amtsantritt erfuhr, dass Müglitztal noch gar nicht Mitglied im Verband war.