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Müglitztal entwickelt sich gegen den Trend

Die Statistik sagt weniger Einwohner voraus. Die Realität ist anders. Der Flächennutzungsplan steht dazwischen.

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© Daniel Schäfer

Von Heike Sabel

Müglitztal. Andere Dörfer wären froh, wenn sie die Müglitztaler Sorgen hätten. Da wollen nämlich Leute nach Maxen, Falkenhain und Burkhardswalde ziehen. Doch trotzdem gibt es Ärger. Weil es nicht genug Bauflächen gibt. Die Hoffnung auf den neuen Flächennutzungsplan war groß, genau wie die Enttäuschung jetzt. Zur Einwohnerversammlung am Dienstagabend kamen über 50 Leute in die Mühlbacher Grundschule. Planer Michael Kühfuss von der Dresdner Firma Gicon stellte den aktuellen Stand vor und beantworte Fragen. Am Ende gibt es trotz vieler gestrichener Bauwünsche neue Hoffnung.

Nächster Halt: Maxen. Das Dorf entwickelt sich gegen den Trend. Statt Landflucht erlebt es eine wachsende Nachfrage, die aber mangels Bauflächen nicht gedeckt werden kann.
Nächster Halt: Maxen. Das Dorf entwickelt sich gegen den Trend. Statt Landflucht erlebt es eine wachsende Nachfrage, die aber mangels Bauflächen nicht gedeckt werden kann. © Archivfoto: Frank Baldauf

Welche Entwicklungen sind künftig möglich?

Für Müglitztal wurde ein Bedarf 19 Wohnbauplätzen ermittelt, derzeit stehen im Vorentwurf elf. „Das ist wirklich wenig“, räumte der Planer ein. Fast alle Wünsche in allen Ortsteilen wurden von den Behörden gestrichen. Das betrifft nicht nur Wohnungsbau, sondern auch Sonderflächen, wie zum Beispiel die für den Bau von Ferienhäusern bei Schmorsdorf oder ein touristisches Gebiet in Weesenstein. Der Idee, aus dem alten Burkhardswalder Sportplatz einen Campingplatz zu machen, widerspricht der Eigentümer. Die meisten Wünsche und damit Ablehnungen gibt es in Maxen. Insgesamt wurden bisher in Dohna 30 vorgeschlagene Flächen gestrichen, in Müglitztal 13. Alles, was am Ende im Plan steht, wird noch lange nicht auch tatsächlich gebaut. Es wird im Schnitt von 60 Prozent ausgegangen. Deshalb wird der Flächennutzungsplan ja auch alle 10 bis 15 Jahre überarbeitet, um dann zum Beispiel Flächen rauszunehmen.

Auf welcher Grundlage erfolgt die Planung?


Am Anfang ist die Statistik. Die prognostiziert für Müglitztal einen Rückgang der Einwohner. Weniger Einwohner brauchen auch nicht mehr Wohnfläche. Insofern ist das logisch. Nur: Die vielen Bau- und Rückkehrwünsche insbesondere eben in Maxen sprechen eine andere Sprache. An diesem Widerspruch zwischen Statistik und Realität hatten sich die Müglitztaler schon bei der allerersten Vorstellung zum Flächennutzungsplan vor einem Jahr gestört. Für sie ist damit schon die Basis falsch. Maxen sei das Dorf gegen den Trend. Es erlebe derzeit das Gegenteil von Landflucht. Ein junger Mann sagte unter Tränen, er wolle zurück, dahin, wo er groß geworden sei.


Was ist das größte Hindernis?

Der Landschaftsschutz: 64 Prozent von Müglitztal stehen unter diesem Schutz. In Dohna sind es 13 Prozent. Das sei ein immenser Nachteil für die Entwicklung von Flächen, aber auch ein Plus für den Tourismus und Fremdenverkehr, sagte Planer Kühfuss. Der Landschaftsschutz mache selbst eine kleinteilige Entwicklung kaputt. Dohnas Bürgermeister Ralf Müller (CDU) bekam für seine Worte erst Beifall und dann Widerspruch. Er hatte gesagt, das Wohl der Maxener sei wichtiger als der letzte Zipfel eines Vogelschutzgebietes.

Weitere Gründe, die der Bebauung von Flächen verhindern, sind der Hochwasserschutz, das Vermeiden von Zersplitterungen und Eigentümer, die das schlichtweg nicht wollen. Kühfuss verwies aber auch auf die Lückenbebauung und das Sanieren alter Häuser als Möglichkeiten.

Wie schnell geht es dort, wo gebaut werden kann?


Ein Bauantrag kann gestellt werden, wenn der Flächennutzungsplan genehmigt ist. Das könnte im optimalen Fall Ende diesen, Anfang nächsten Jahres der Fall sein. Aber: Wenn das Protokoll zur Abwägung der Einwände vorliegt, erteilt in der Regel schon das Landratsamt Baugenehmigungen, sagt der Planer. Es kann schneller gehen, wenn jemand innerorts bauen will, wo es sich um eine Lückenbebauung handelt. Es kann aber auch länger dauern. Dann nämlich, wenn es sich um ein Areal mit mehreren Häusern handelt, für die ein Bebauungsplan notwendig ist.


Was sind die nächsten Schritte?


Das Planungsbüro prüft nun noch einmal. Planer Kühfuss dämpft jedoch die Erwartungen: Das wird nun nicht die große Entwicklung für Maxen. Schließlich müsse man im Rahmen der Gesetze und behördlichen Hinweise arbeiten. Deren Aussagen zu den ersten Wünschen waren deutlich: Das Landratsamt sieht die Neuausweisung von Flächen kritisch, der Planungsverband Oberes Elbtal will weniger solche Flächen und auch der Landesdirektion sind es zu viele. Dem wurde inzwischen schon zum Großteil entsprochen. Allein für Maxen sollen aber 19 Flächen noch einmal geprüft werden. Mit dem Ergebnis muss dann eine weitere Runde durch die Behörden gedreht werden. Das kostet Zeit und Geld, ohne Erfolgsgarantie. Dennoch wollen die Einwohner alle Instanzen nutzen, um ihre Chance zu wahren. Wenn der Plan beschlossen ist, gilt er die nächsten 10 bis 15 Jahre.